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Flucht aus Katmandu

Titel: Flucht aus Katmandu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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›Was ist los?‹ sagte ich. ›Habt ihr auch einen Bock geschossen? Was für eine Schande! ‹ Und während sie sich gegenseitig anschrien und so weiter, hab' ich mit dem Taxifahrer vereinbart, daß er mich ebenfalls mit nach Katmandu zurücknimmt. Die anderen waren nicht gerade begeistert und wollten mich nicht einsteigen lassen, aber der Taxifahrer war sowieso schon sauer auf sie, weil sie seinen Wagen über diese schreckliche Straße gescheucht hatten, ganz gleich, wieviel Fahrgeld sie ihm zahlten. Und als ich ihm also ein paar Rupien zusteckte, freute er sich, es diesen Burschen irgendwie heimzahlen zu können, und nahm mich zu sich auf den Vordersitz, und wir drehten um und fuhren nach Katmandu zurück.«
    »Du bist mit dem Secret Service nach Katmandu zurückgefahren?« sagte ich. »Wie hast du ihnen das Fell an der Baseballmütze erklärt?«
    »Überhaupt nicht! Na ja, auf der Rückfahrt war es hinten totenstill, und es wurde ziemlich langweilig, und so hab' ich sie gefragt, ob sie schon das neueste katastrophale Musical aus Bombay gesehen hätten.«
    »Was?« sagte Nathan. »Was meinst du?«
    »Habt ihr euch die noch nie angesehen? Die laufen doch überall in der Stadt. Wir sehen sie uns ständig an, sie sind einfach klasse. Man raucht einfach ein paar Pfeifchen Hasch und sieht sich eins dieser Musicals an, die dauern etwa drei Stunden, und ziehen einem einfach die Schuhe aus! Unglaublich! Ich hab' diesen Burschen gesagt, sie sollten sich mal einen ansehen …«
    »Du hast den Typen vom Geheimdienst gesagt, daß sie Hasch rauchen sollen?«
    »Na klar! Sind doch Amerikaner, oder nicht? Auf jeden Fall, sie wirkten nicht gerade begeistert, und wir hatten noch ein verteufeltes Stück bis nach Katmandu vor uns, und so hab' ich ihnen die Handlung vom letzten Film erzählt, den ich mir 'reingezogen habe. Er läuft noch; seid ihr sicher, daß ihr ihn euch nicht ansehen wollt? Ich will euch die Freude nicht verderben…«
    Wir überzeugten ihn, daß da keine Gefahr bestünde.
    »Na schön, es geht um diesen Burschen, der sich in eine Schnecke verliebt, mit der er arbeitet. Aber sie ist mit ihrem Boß verlobt, einem echten Schurken, der einen Vertrag hat, einen Staudamm zu bauen. Der Schurke baut den Damm mit irgendso einer Vogelscheiße, so sah's jedenfalls aus, anstatt mit Zement, doch während er das Zeug mischte, fiel er in die Mischmaschine und wurde also in den Damm eingemauert. Der Bursche und das Mädchen verloben sich also, aber sie verbrennt sich das Gesicht, als sie einen Kocher anzündet. Es heilt ziemlich gut, aber als er sie danach ansieht, kann er bis in ihren Kopf sehen und wird damit nicht fertig. Er löst die Verlobung also auf, und sie singt jede Menge und verkleidet sich, indem sie ihr Haar über diese Seite des Gesichts kämmt und vorgibt, eine andere zu sein. Sie begegnen sich wieder, und er erkennt sie nicht und verliebt sich wieder in sie, und sie enthüllt, wer sie ist, und singt, daß er sich verpissen soll. Dann wird auf beiden Seiten ganz schwer gesungen, und er versucht, sie zurückzugewinnen, und sie singt, kommt nicht in Frage, und die ganze Zeit regnet es wie verrückt, und schließlich vergibt sie ihm, und sie leben glücklich und zufrieden, aber der Damm bricht an der Stelle, wo der Schurke steckt, und die ganze Stadt wird wie verrückt singend weggefegt. Aber die beiden können sich an einem Tempel festhalten, der noch aus dem Wasser sieht, und dann zieht sich das Wasser zurück, und da hängen sie nun gemeinsam und leben glücklich bis in ihre alten Tage. Toll, Mann. Ein Klassiker.«
    »Wie hat's dem Geheimdienst gefallen?«
    »Haben sie nicht gesagt. Ich glaube, ihnen gefiel das Ende nicht.«
    Aber ich wußte, als ich Nathan und Sarah beobachtete, die uns gegenüber am Tisch Hand in Hand grinsten, daß ihnen das Ende ausgezeichnet gefiel.

19

    Ach ja, noch etwas: Sie dürfen NIEMANDEM davon erzählen!!! Alles klar?

Zweiter Teil

      

    Mutter Göttin der Welt

1

    Mein Leben nahm an jenem Abend wieder seltsame Züge an, als ich Freds Fredericks in der Nähe von Chimoa und der Schlucht des Dudh Kosi über den Weg lief. Ich führte damals einen Trek und freute mich sehr, Freds zu sehen. Er reiste mit einem anderen Bergsteiger, einem Tibetaner namens Kunga Norbu, der sehr wenig Englisch zu sprechen schien, abgesehen von »Hallo« und »Guten Morgen«, was er beides zu mir sagte, als Freds uns miteinander bekannt machte, wenngleich gerade die Sonne untergegangen war. Meine

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