Flucht aus Katmandu
nur als gelegentliche Start- oder Landerampe zu benutzen. Nach einer Stunde erreichten wir die alte unbefestigte Straße, und dann ignorierte er alle Schlaglöcher und Erdrutsche und die traurigen Dörfer am Straßenrand und fuhr wie ein Selbstmörder, bis wir die Ring Road von Katmandu erreicht hatten. Wir hatten die Entfernung, für die wir mit dem Bus achtzehn Stunden gebraucht hatten, in gut vier zurückgelegt, doch wir waren genauso erschöpft, wenn nicht noch erschöpfter.
Nach den Wochen in Shambhala sah Katmandu wie Manhattan aus, nur lauter und übervölkerter. Die Hupen der Taxis und Klingeln der Fahrräder und die Hitze und der Regen und der Schlamm und die vielen Autos und Geschäfte und Gesichter trieben uns umgehend zum Hotel Star, wo wir überwältigt in unseren Zimmern zusammenbrachen. Colonel John erklärte, er wolle am selben Abend noch zurück zum Ende der Straße fahren, und wir konnten ihn nicht überreden, hier zu übernachten. »Ich bin bald zurück«, sagte er, als er die Treppe hinabging. »Und dann weisen Sie besser Ergebnisse vor!«
Also waren wir uns selbst überlassen, und nachdem sich George unter seine Zwergendusche gesetzt und zwei Heißwassertanks verbraucht und ein paar Pfeifchen Haschisch geraucht hatte, fühlte er sich schon in allem viel besser. »Gehen wir ins Old Vienna und fressen wie die Schweine«, schlug er vor. »Ich bin so krank, daß es auch keine Rolle mehr spielt. Wasserbüffel, Milch, ich lasse nichts aus.« Also gingen wir ins Old Vienna Inn und aßen Ungarischen Gulasch und Wiener Schnitzel und Apfelstrudel und tranken Bier. Es war so gut, daß wir fast gestorben wären, was bei George leider wörtlich zu nehmen ist, da er den größten Teil dieser Nacht stöhnend auf der Toilette verbrachte.
Also tauchte er ein wenig kränklich aussehend in den Verwaltungsbehörden von Nepal auf, woran sich aber nichts ändern ließ. Den ersten Tag verbrachte er damit, mit Kontaktleuten zu sprechen; er besuchte den Oriental Carpet Shop, dessen Besitzer Yongten über die tibetanischen Exil-Buschtrommeln verbreiten ließ, daß man uns jede Unterstützung zukommen lassen solle. Dann trieb er einen amerikanischen Freund von uns namens Steve auf, der für das Peace Corps arbeitete. Und schließlich suchte er ein paar seiner Kumpel in der Einwanderungsbehörde auf, die in der Vergangenheit von den Bakschisch, die ihnen Georges Arbeitgeber zukommenließ, ein gutes Leben geführt hatten. Sie alle sagten ihm in etwas dasselbe, nämlich «Viel Glück!« Yongten schlug vor, er solle es mal im Amt für Öffentliche Arbeiten und Transport im Öffentlichen Verwaltungsgebäude am Ram Shah Path versuchen. »Aber du darfst es nicht eilig haben«, sagte Yongten zu ihm.
Hätte er auch nicht, entgegnete George; er habe genug Erfahrungen mit der Einwanderungsbehörde, wenn es darum ging, Trek-Genehmigungen und dergleichen zu bekommen.
»Einwanderung sehr schnell«, sagte Yongten. »Sehr effizient.«
Woraufhin George leicht erbleichte, doch er hatte seinen Entschluß gefaßt, und am nächsten Morgen sprang er auf sein Hero Jet und fädelte sich mit einem enthusiastischen Klingeln in den Verkehr ein.
Er kam am Abend kurz vor Sonnenuntergang völlig erschöpft zurück. »Hunger«, stöhnte er. »Essen.«
Also gingen wir ins K. C., und ich fragte ihn, wie es gelaufen sei.
Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich habe das richtige Amt gefunden. Kannst du dir das vorstellen, es gibt ein Amt für Alte Straßen und ein Amt für Neue Straßen! Sie sind beide im Singha Durbar, und das ist ein ziemlich großer Komplex.«
Ich hatte es schon einmal gesehen und nickte; es war ein ehemaliger Palast, der von einem Park und einer kreisrunden Auffahrt vom Ram Shah Path getrennt war und aussah wie das Lincoln Memorial mit einem Hundu-Tempeldach.
»Die ganze Zivilverwaltung befindet sich dort. Ich brauchte eine Weile, um das Amt für Neue Straßen zu finden. Es war leer.«
»Du machst Witze.«
»Nein. Und dann kam ein Beamter vorbei, und als ich ihm erzählte, was ich herausfinden wollte, erklärte er mir, da diese Straße eine Verlängerung einer alten Straße sei, müsse ich mich an die Abteilung Alte Hügelstraßen wenden. ›Da neue Hügelstraßen Verlängerungen alter Hügelstraßen sind, ist die Abteilung für Alte Hügelstraßen und nicht die für Neue Hügelstraßen zuständig. Also schickte er mich dorthin. Wohin, weiß ich nicht mehr genau. Nach einer Weile fand ich die Abteilung, aber da war es
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