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Flucht aus Katmandu

Titel: Flucht aus Katmandu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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etwas länger dauern«, sagte er. Doch er machte sich mit einem kleinen Satz Nagelscheren bei uns an die Arbeit, bis wir fast aussahen wie junge Amerikaner für den Frieden.
    Und so begleitete ich George, und wir kehrten zu einer anderen Abteilung des Straßenamts zurück, beide aufgemacht wie Burschen von einer Hilfsorganisation, die zu sein wir auch behaupteten. Das Büro sah aus wie das der Einwanderungsbehörde, nur größer; die Wände waren mit Regalen voller riesiger schwarzer Aktenordner bedeckt, von denen andere sich auch auf dem Boden und den Schreibtischen im Raum stapelten. Die Aktenordner setzten Staub an, während die Schreibtische mit Hindu-Bürokraten mit eimerförmigen Kappen und in abgetragenen, weiten, weichen, beigefarbenen Anzügen bemannt waren, die, soweit ich es sagen konnten, nichts weiter taten als sich zu unterhalten und uns gelegentlich einen Blick zuzuwerfen. Schließlich gewährte uns einer von ihnen eine Audienz, doch er stritt ab, daß das Straßenamt irgend etwas mit dieser Straße zu tun hatten, die wir erwähnten, ob nun alt oder neu, in den Bergen oder im Terai.
    »Fragen wir die Schweizer, was sie wissen«, sagte ich an diesem Abend beim Essen. »Da sie das letzte Straßenstück gebaut haben, müßten sie eigentlich wissen, wer das neue bauen wird.«
    »Gute Idee«, sagte George.
    Die Tatsache, daß ich derjenige war, der mit neuen Ideen aufwartete, schien mir ein schlechtes Zeichen zu sein. George wirkte entmutigt, und seine Darmprobleme störten auch weiterhin seine Nachtruhe. Und Colonel John war in die Stadt zurückgekehrt, und jeden Abend, wenn wir nach Hause kamen, nahm er uns ins Kreuzverhör, wie der Tag gelaufen sei, und schimpfte uns wegen der geringen Fortschritte aus, die wir machten. George ließ sich das nicht gefallen und fauchte ihn an, und John brüllte dann los, und ich stimmte tibetanische Gesänge an, um ihn zu beruhigen, und manchmal, wurde er weich und stimmte mit ein, und an anderen Abenden wurde er einfach nur wütend und schrie uns noch lauter auf Englisch an, und gelegentlich geriet er ganz durcheinander, versuchte beides gleichzeitig und hatte eine Art katatonischen Anfall. Unsere Nachbarn im Hotel waren sauer auf uns, und George wurde immer matter.
    Doch wir blieben dran. Am nächsten Tag fuhren wir in südliche Richtung über den Fluß Bagmati nach Patan, der alten heiligen Stadt. Dort hatten die Schweizerische Freiwillige für Entwicklungshilfe und die Schweizerische Vereinigung für technischen Beistand ihre Büros.
    Nach Singha Durbar waren die Schweizer so tüchtig, daß wir es nicht glauben konnten. Es war, als sprächen wir mit Außerirdischen. Zwei von ihnen führten uns sofort in einen hell gestrichenen weißen Raum mit Kunstdrucken an den Wänden, baten uns, auf einem Sofa vor einem Kaffeetisch Platz zu nehmen, schenkten uns Espresso ein und fragten, was sie für uns tun konnten. Es war so erstaunlich, daß George glatt vergaß, weshalb wir dort waren, doch er riß sich zusammen und fragte nach der Straßenverlängerung.
    Leider konnten sie uns nicht viel sagen. Sie hatten von dem Vorschlag gehört, die Straße bis nach Chhule zu führen, hielten das betreffende Gebiet allerdings nicht für geologisch geeignet. Sie vermuteten, daß Projekt könne von den Chinesen übernommen worden sein. Sie schlugen vor, wir sollten es im Verwaltungsministerium versuchen, warnten uns jedoch, daß jede Regierung, die Nepal unterstützte, eine halbwegs unabhängige Macht im Lande bildete, so daß die normale nepalesische Regierung vielleicht nicht unbedingt informiert war. Aber sie waren sich nicht ganz sicher – auf die typisch schweizerische Art hielten sie sich von allen anderen Regierungen so fern wie möglich und sprachen die meisten ihrer Hilfsaktionen direkt mit den örtlichen Behörden ab.
    Also waren sie uns keine große Hilfe. Und am nächsten Tag fanden wir allen Bakschisch zum Trotz in den Verwaltungsbüros niemanden, der mit uns sprechen wollte.
    George warf die Hände in die Luft und wandte sich wieder an unseren Freund Steve. »Nenne mir einen Kontaktmann«, bat er ihn. »Ganz gleich, wer er ist.«
    Steve nannte ihm den Namen eines Burschen, der für die Nepal Gazette schrieb, der Zeitung, die Bekanntmachungen aller offiziellen Unternehmungen der Regierung veröffentlichte. Anscheinend hatte dieser Bursche B.P. Koirala unterstützt, den Premierminister, den König Birendras Vater in den sechziger Jahren ins Gefängnis geworfen hatte. Das war ein

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