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Flucht aus Korum

Flucht aus Korum

Titel: Flucht aus Korum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Burra auch Gudun und Gorma mit Ballons aufgestiegen waren. Sie, deren linker Arm seit dem Kampf mit dem Dämon nahezu steif war, nutzte die Gunst der Stunde, sich dennoch auszuzeichnen.
    Einen Kessel mit glühenden Kohlen hatte Tertish zum Bug des Schiffes schleppen lassen. Fünf ihrer besten Bogenschützinnen verschossen langschäftige Brandpfeile. Manche Meduse stürzte brennend ins Meer.
    Tertish schien überall zugleich zu sein. Im einen Moment kämpfte sie zwischen den beiden hohen Masten mit den dreieckigen Segeln, im nächsten stand sie am Heck des Schiffes und eilte Kriegerinnen zur Hilfe, die von unbeschreiblichen Schreckgestalten bedroht wurden.
    Die Katapulte verschleuderten an langen Seilen befestigte Haken, mit denen man die Luftgeister herabziehen konnte. Es kam aber auch vor, daß stärkere Medusen sich dem Zug widersetzten und die Stricke durchtrennt werden mußten, um zu verhindern, daß die Geschütze ins Wasser gezerrt wurden.
    Obwohl Tertish nur mit einem Schwert focht, brachte ihre Klinge Tod und Vernichtung in die Reihen der Angreifer aus der Schattenzone. Manche Wesen schienen ihren Körper verändern zu können Sie waren wie Nebel, der über die Decksplanken kroch und sich als geiferndes Monstrum manifestierte, sobald die Aufmerksamkeit der Amazonen nachließ.
    Das Böse war allgegenwärtig.
    Plötzlich erhielt Tertish einen Stoß in den Rücken, der sie mehrere Schritte weit vorwärts schleuderte. Sie wollte herumfahren und die Kriegerin, die es wagte, sie derart zu behandeln, zur Rechenschaft ziehen, da klatschte unmittelbar hinter ihr ein riesiger Körper auf die Planken. Die Fangarme, die sich ihr gierig entgegenstreckten, schlug sie mit blitzschnellen Hieben ab.
    Von allen Seiten quollen gnomenhafte Wesen heran, die sich auf zerbrechlich wirkenden Beinen überraschend flink bewegten. Zotteliges Fell hüllte sie ein und ließ nur die Augen frei, die wie glühende Steine waren.
    Das bösartige Surren eines Schwarmes gereizter Hornissen hob an. Es kam von diesen Geschöpfen der Finsternis und steigerte sich innerhalb weniger Augenblicke zu einem Geräusch, das den Amazonen durch Mark und Bein drang.
    Die Gnomen, kaum größer als zwei Fuß, waren wie Irrwische. Tertish schätzte ihre Zahl auf zwanzig oder mehr. Etliche klammerten sich an ihren Beinen fest und waren nicht abzuschütteln.
    Sie begann wild um sich zu schlagen. Das anhaltende schrille Geräusch, das jetzt aus dem Bereich des Hörbaren abglitt und mehr körperlich fühlbar wurde, stach wie mit glühenden Nadeln in ihrem Schädel.
    Die Kriegerin taumelte, von immer heftigeren Schmerzen gepeinigt. Jede Bewegung kostete äußerste Anstrengung. Aber sie kämpfte mit der Kraft eines verwundeten Bären.
    Die Zeit schien stillzustehen…
    Die Luft um Tertish her wurde zu zähflüssigem Sirup, der sich erstickend auf ihre Lunge legte.
    Ihr rechter Arm, der eben die Klinge zu einem tödlichen Streich führte, fiel schlaff herab.
    Jemand sprach mit dröhnendem Baß.
    Töte sie! rief die Stimme voll Verzweiflung. Töte sie, bevor sie dich die Qualen des Jenseits kosten lassen.
    Irgendwann begriff Tertish, daß es ihre eigenen Gedanken waren, die sie hörte. Alles war so unwirklich – und doch kein Traum.
    Böser Zauber!
    Alles in ihr sträubte sich gegen den unheimlichen Zwang, dem sie zu unterliegen drohte, aber sie war unfähig, sich zur Wehr zu setzen. Wieviel Zeit währenddessen verstrich, vermochte sie nicht abzuschätzen.
    Entsetzt schreckte sie auf, als ihr Schwert klirrend in tausend Stücke zersprang, als hätte es aus Glas bestanden. Die Splitter verletzten sie im Gesicht und an den Armen. Der Geschmack warmen Blutes auf ihren Lippen riß sie aus der beginnenden Gleichgültigkeit.
    Für Tertish war es, als kehrte sie aus einer anderen Welt zurück. Ein wahres Chaos stürzte auf sie ein – Geräusche, dröhnend wie wuchtige Hammerschläge und doch nichts anderes als der Klang der höher gehenden Wellen, die sich an der Bordwand des Schiffes brachen; das Fauchen eines beginnenden Sturmes, der Gischt über das Deck wirbelte; das Schreien und Fluchen der Amazonen, die sich gegenseitig anzustacheln suchten…
    Tertish hielt nur noch das Heft ihres Schwertes mit einem kaum zwei Finger langen Bruchstück der Klinge in der Hand. Wütend schleuderte sie die unbrauchbar gewordene Waffe einem heranstürmenden Gnomen entgegen, der dem Geschoß mit einer blitzschnellen Bewegung auswich. Er schnellte hoch, bevor die Amazone ihn abwehren

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