Flucht aus Oxford
einen Kick gab. Und eines Tages dachte ich, es wäre lustig, sie hier zur Farm zu bringen und …«
»Er wollte sie im Bett seiner Eltern ficken!«, explodierte Derek. »Mein Sohn ist pervers!«
»Aber auch so etwas ist kein Verbrechen«, wandte Kate ein. »Warum musste Donna sterben?«
»Weil einer unserer illegalen Besucher unplanmäßig ebenfalls seinen Weg ins Haus gefunden hatte und dort unglücklicherweise auf Donna traf. Ich hätte sie lieber mit Geld zum Schweigen gebracht. Ich hasse Gewalt.«
»Das Risiko wäre zu groß gewesen«, unterbrach Derek seinen Sohn. »Man konnte ihren Augen geradezu ansehen, dass sie wie eine Registrierkasse die vielen Tausend Pfund zusammenzählte, die sie uns für ihr Schweigen hätte aus der Tasche leiern können. Doch ich war einfach nicht bereit, die Hälfte meines Profits an diese kleine Nutte abzudrücken.«
»Und dann boten Sie ihr etwas von Grahams konfiszierten Vorräten an.«
»Anbieten ist vielleicht nicht ganz der richtige Ausdruck«, warf Tony ein.
»Ich habe Tony in sein schickes College zurückgeschickt«, fuhr Derek fort. »Mit dem Mädchen konnte ich allein fertig werden.«
»Jemand hat sie festgehalten, er kümmerte sich um den Rest«, berichtete Tony.
»Wir haben sie angezogen und in die Ausstellungshalle gebracht. Ich finde, ich habe ihrem Tod einen geradezu künstlerischen Rahmen verliehen«, brüstete sich Derek.
Und Tony ist sicher nicht der einzige Perverse hier im Raum, dachte Kate.
»Jedenfalls fuhr ich nach Oxford, und Dad setzte sich in den Norden ab.«
»Und Hazel?«, erkundigte sich Kate.
»Hazel tut das, was man ihr sagt«, erklärte Derek entschieden.
»Was ist mit dem toten Mann in Broombanks? Das war doch sicher einer Ihrer illegalen Migranten, nicht wahr?«
»Richtig. Und zwar der, den Donna zu Gesicht bekommen hatte«, bestätigte Tony. »Der dämliche Kerl ist abgehauen, ehe wir ihn zu den Rübenfeldern in East Anglia bringen konnten. Es war klar, dass er nicht weit kommen würde. Die Polizei oder die Einwanderungsbehörde hätten ihn binnen Stunden aufgegriffen. Zu seinem Pech schaffte er es nur bis zum anderen Ende des Dorfes, ehe mein Dad ihn erwischte.«
Armes Schwein, dachte Kate. Welche Zukunft erwartete diese Leute wohl in England? Wahrscheinlich wurden sie auf den Rübenfeldern von East Anglia von Menschen wie den Fullers mitleidlos verheizt.
»Noch eine letzte Frage«, sagte sie und stellte sofort fest, wie unangenehm prophetisch der Satz klang.
»Tun Sie sich keinen Zwang an.« Tony lächelte.
»Was ist mit Donnas Kettenanhänger geschehen? Es war eine winzige blaue Parfümflasche. Wieso habe ich sie an einem Stand auf dem Antikmarkt in Lower Hensford wiedergesehen?«
»Ich habe ihn gefunden. Danach«, antwortete Derek. »Weil ich nicht wollte, dass man den Anhänger mit Gatts Farm in Verbindung bringt, habe ich ihn für ein paar Pfund an diesen Antik-Supermarkt in Oxford verkauft. Da gibt es wirklich alles. Das Ding ist niemandem aufgefallen.«
»Dann muss Chaz es dort gekauft haben«, überlegte Kate.
Allmählich wurde ihr beängstigend klar, dass die Fullers sie nach all diesen Geständnissen unmöglich zur Tür begleiten und in Frieden gehen lassen konnten. Über ihr schwebte die bange Frage, was man mit ihr vorhatte. Worauf warteten diese Leute noch?
Als hätte Derek ihre Gedanken geahnt, blickte er auf die Uhr. »Allmählich dürften sie fertig sein«, sagte er. »Ich habe angeordnet, den Wagen zu waschen. Schließlich soll er nicht aussehen, als käme er geradenwegs von den osteuropäischen Schlammpisten.«
»Sie haben vielleicht ein Glück!« Tony grinste. »Wir geben uns wirklich alle Mühe, Ihnen sogar noch ein sauberes Plätzchen zur Verfügung zu stellen. Schließlich soll Ihre Reise durch Europa wenigstens einigermaßen bequem vonstatten gehen. Obwohl – bequem ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort.«
»Und dann?«, fragte Kate mutig.
»Das können Sie sich doch sicher denken«, sagte Tony sanft. »Es wird Ihnen ähnlich ergehen wie dem Mann in Broombanks. Nur unter umgekehrten Vorzeichen. Eine unbekannte, nicht identifizierbare Ausländerin, die man irgendwo in Bukarest im Müll findet.«
»Aber hier in England? Glauben Sie nicht, dass man mich vermisst? Bestimmt wird man Suchtrupps losschicken und nach mir fahnden lassen.«
»Ja, aber ohne Erfolg«, entgegnete Tony. »Vielleicht denke ich mir sogar noch eine hübsche, falsche Spur aus, um die Suchtrupps kreuz und quer durch das Land
Weitere Kostenlose Bücher