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Flucht aus Oxford

Titel: Flucht aus Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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was sie jeglicher Individualität beraubte und austauschbar machte. Die drei Männer näherten sich dem Lieferwagen. Plötzlich vernahm Kate Klopfgeräusche, und genau in diesem Moment blickte Derek Fuller auf und sah sie am Tor stehen.
    Sekundenlang standen alle vier nur da und starrten sich an. Schließlich sagte Derek etwas zu den beiden Männern, die sofort auf Kate zugingen. Erst, als sie fast schon bei ihr waren und sie ihren leeren Gesichtsausdruck erkannte, dachte Kate daran, fortzurennen. Doch es war zu spät. Die beiden Hünen packten sie an den Armen, und ihr wurde sofort klar, dass sie sich weder befreien noch vor ihnen davonlaufen konnte.
    Die Männer schleppten sie wie ein Gepäckstück zu Derek Fuller hinüber.
    »Guten Morgen, Kate«, begrüßte er sie, als sie unmittelbar vor ihm stand.
    Sie nickte nur.
    »Schließt das Tor«, befahl er. »Wir wollen doch nicht, dass noch mehr neugierige Nasen zuschauen, was wir hier tun.«
    Kate hörte, wie hinter ihr das Tor zuschlug. Es klang wie ein Gefängnistor.
    »Schade, dass Dave sich verspätet hat«, sagte Derek mit sachlicher Stimme. »Dave ist übrigens der Fahrer, ein ansonsten ausgesprochen zuverlässiger Mann. Eigentlich hätte er schon vor einigen Stunden hier eintreffen müssen, und dann hätte es nichts für Sie zu sehen oder zu hören gegeben, wenn Sie auf Ihrem Morgenspaziergang hier vorbeigekommen wären.«
    Kate versuchte, möglichst unschuldig dreinzublicken. »Ich verstehe kein Wort, Derek. Was sollte es denn hier zu sehen geben? Das ist doch einer Ihrer Möbelwagen, oder? Stimmt etwas nicht mit ihm?« Sie sah ihn aus großen Kinderaugen an und bemühte sich, langsam zu atmen und ihren hämmernden Puls zu beruhigen.
    »Mit dem Wagen ist alles in Ordnung«, sagte Derek sanft. »Aber Sie haben etwas gehört, Kate, nicht wahr?«
    Kate brachte nur einen unartikulierten Laut zustande. »Ich habe nichts gehört«, erklärte sie schließlich ernst. »Außer natürlich dem Vogelzwitschern und dem Muhen von Sam Philbees Kühen.«
    »Stellen Sie sich nicht dümmer, als Sie sind. Und hüten Sie sich vor allem, meine Intelligenz zu unterschätzen.« Derek sah ihr in die Augen. »Ich weiß, dass Sie etwas gehört haben. Und jetzt kommen Sie mit ins Haus. Wir müssen dringend ein paar Worte miteinander reden.«
    Er nickte den beiden Männern zu, die Kate packten und hinter Derek her in die Ausstellungshalle schleppten, in der Donna gefunden worden war.
    Komisch, dachte sie unwillkürlich, dass man den Gedanken an Gefahr eher mit Nacht, Dunkelheit und Nebel und nicht mit den Morgenstunden verband. Beunruhigend fand man die Schritte, die einem in einer düsteren Straße folgten, oder eine Messerklinge, die im Mondlicht aufblitzte. Nie im Leben hätte Kate vermutet, dass Gefahr auch in der frischen Luft dieses herrlichen Morgens lauern könnte. Gerade jetzt würden viele Menschen in Gatt’s Hill ihren Wecker klingeln hören; sie würden wach werden und überlegen, ob sie sich noch einmal für zehn Minuten umdrehen sollten. Wasserkessel würden summen, Kaffeeduft die Wohnungen erfüllen und Mütter ihre Kinder zum Frühstück rufen. Es war unmöglich, dass an einem goldenen Herbstmorgen wie diesem etwas Schlimmes geschah.

25
    »Hallo, Tim, sind Sie das?«
    »Roz?« Tims Stimme klang, als hätte ihr Anruf ihn aus dem Tiefschlaf gerissen. »Alles in Ordnung?«
    »Ich weiß nicht recht. Als ich heute Morgen nach unten kam, fand ich eine Nachricht von Kate vor, dass sie spazieren gehen wollte und zum Frühstück zurück wäre. Aber bisher ist sie noch nicht aufgetaucht, und jetzt mache ich mir Sorgen.«
    »Aber es ist doch noch ziemlich früh, oder?« Tim gähnte und wechselte mit dem Hörer vom linken zum rechten Ohr. Mit der freien Hand fuhr er sich durch die Haare, die sich zu der Igelfrisur aufstellten, die Kate an ihm mochte.
    »Kate hat geschrieben, sie wolle in Richtung Gatts Farm gehen«, fuhr Roz fort.
    »Gatts Farm«, wiederholte Tim.
    »Tim! Wachen Sie auf!«
    »Entschuldigen Sie. Ja, natürlich. Geben Sie mir zehn Minuten. Ich ziehe mich nur an und bin gleich bei Ihnen. Haben Sie schon Kaffee gemacht?«
    »Wenn Sie kommen, wartet ein schöner, starker Muntermacher auf Sie.«
    Es dauerte eine halbe Stunde, ehe Tim, an diesem Tag in ungewöhnlich dunkler Kleidung, bereit war, sich auf die Suche nach Kate zu begeben. Zuvor hatte Roz ihn mit einem starken Kaffee aufgeputscht.
    »Vielleicht ist sie hingefallen und hat sich so verletzt, dass sie nicht

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