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Flucht aus Oxford

Titel: Flucht aus Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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Präsentierteller zu sitzen, konnte man das gemeinsame Essen durchaus genießen, dachte Kate. Auf dem Tisch standen Kerzen in silbernen Haltern. Die Pfeffer- und Salzstreuer waren ebenfalls aus Silber, genau wie das Besteck und die Platzteller. Die Gesichter rings um Kate herum sahen wohlgenährt und gesund aus. Diese Leute schienen es sich gern gut gehen zu lassen. Über ihnen wölbten sich die Deckenbalken. An der Wand hingen die Porträts aller ehemaligen Rektoren; manche Bilder waren mehrere hundert Jahre alt, und sämtliche Herren wirkten wohlhabend und selbstzufrieden. Ein junger Mann in der langärmligen Robe der Studenten las ein lateinisches Tischgebet vor, ehe alle sich setzen und mit dem Essen beginnen durften.
    Kate löffelte eine zartgrüne Suppe und unterhielt sich mit ihrem Nachbarn zur Linken über Ferienhäuser in Frankreich. Beim folgenden Gang, Perlhuhn mit sautiertem Gemüse, wandte sie sich nach rechts und lauschte einem interessanten Plädoyer über die Vorzüge einer Öl- gegenüber einer Gasheizung. Sowohl Tim Widdows als auch Tony Fuller saßen weit von ihr entfernt; von einem gemeinsamen Essen unter Freunden konnte wirklich nicht die Rede sein.
    Mit der Zeit entspannten sich die Studenten in den unteren Rängen und begannen, laut mit ihren Kommilitonen zu plaudern. Der Lärmpegel stieg. Am High Table wurde der Nachtisch serviert. Die Unterhaltung drehte sich zunehmend um allgemeinere Angelegenheiten. Kate versuchte mehrmals erfolglos, das Thema Auto anzuschneiden. Endlich wurde den Studenten gestattet, den Speisesaal zu verlassen. Sofort verhielten die Dozenten sich lockerer, leerten ihre Weingläser und zogen sich zum Kaffee wieder in den Senior Common Room zurück.
    Dieses Mal saß man ohne hierarchische Vorgaben in kleinen Gruppen beieinander. Kate, Tim und Tony fanden sich wieder zusammen und schlossen sich einer Gruppe jüngerer Leute an.
    »Wie ich sehe, hast du dich schließlich doch noch für den Peugeot entschieden, John«, sagte Tony Fuller zu einem Mann Mitte dreißig mit wilder schwarzer Mähne und kleiner, runder Goldrandbrille. »Ich dachte, dir stünde der Sinn nach einem weniger gesetzten Gefährt.«
    »Millie liegt mir in den Ohren, dass sie eine Familie gründen will«, erwiderte John. Er sprach einen ausgeprägten Lancashire-Akzent. »Sie meinte, ich müsse endlich ein vernünftiges Auto kaufen.« Die nicht anwesende Millie musste eine ziemlich durchsetzungsfähige Frau sein, denn John klang nicht gerade glücklich, was die Wahl seines Wagens anging.
    Jetzt kriege ich dich, Tim, dachte Kate. Sie öffnete den Mund, um eine passende Frage zu stellen, doch irgendwer kam ihr zuvor. Oxforder Professoren schienen ebenso schnell mit dem Mundwerk zu sein wie darin, sich eine Mahlzeit einzuverleiben, stellte Kate fest. Man hatte den Eindruck, sie sprächen oder äßen um ihr Leben.
    »Du hast gut reden, Tony. Nicht alle können sich einen so tollen Flitzer leisten wie du.« Das kam von einem anderen Mann, einem Rothaarigen mit Ehering am Finger. Was seinen Wagen anging, tippte Kate auf einen netten Kombi mit Kindersitzen auf der Rückbank.
    »Aber jetzt, da es kälter wird, muss er ohnehin wieder mit Verdeck fahren«, warf John ein. »Für dieses Jahr ist es vorbei mit den hübschen Frauen, die ihr Haar im Wind flattern lassen, Tony. Erst nächstes Jahr wieder!«
    Kate warf einen Blick auf Tony. Bisher hatte sie sich noch keine Gedanken über sein Auto gemacht. Er fuhr einen Flitzer? Das klang ja recht verheißungsvoll.
    »Mein alter Herr verwöhnt mich ganz gern«, sagte Tony leichthin. »Hier in der Stadt fahre ich ohnehin meistens Fahrrad, und wenn es nach mir ginge, hätte ich heute noch den Fiesta, den ich zum einundzwanzigsten Geburtstag bekommen habe.«
    »Du kannst mir viel erzählen, wenn der Tag lang ist«, höhnte John.
    »Und Sie, Tim?«, warf Kate geschwind ein. »Welches Auto würden Sie am liebsten fahren?«
    Tim blickte erschrocken drein. »Was? Ach, darüber habe ich noch nicht nachgedacht …«
    »Wissen Sie denn nicht, was mit Tim ist?«, erkundigte sich Tony leise.
    »Was gibt es da zu wissen?«, fragte Kate zurück.
    »Ich glaube, damals hat ihm sogar der Bischof ordentlich die Leviten gelesen«, flüsterte Tony grinsend.
    »Warum denn?« Kate hatte allmählich genug von diesem Spielchen. Hatte Tim etwa außer Fallschirmspringen und Bungee-Jumping noch andere Dinge auf dem Kerbholz?
    »Unser guter Tim …«
    Doch just in diesem Moment wurden sie durch die

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