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Flucht aus Oxford

Titel: Flucht aus Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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Ankunft des Rektors unterbrochen, der sich darüber ausließ, wie nett er es fände, so viele Gäste am High Table begrüßen zu dürfen; danach nahm das Gespräch eine andere Richtung, und es wäre unhöflich gewesen, auf das Thema zurückzukommen. Vielleicht konnte sie Tim auf dem Heimweg festnageln, wenn sie allein waren. Versuchen würde sie es ganz bestimmt.
    Allmählich leerte sich der Raum.
    »Sollten wir langsam an den Heimweg denken?«, fragte Kate.
    Tim sah auf die Uhr. »Es ist zwar noch früh, aber die Gesellschaft scheint sich aufzulösen. Vielleicht können wir bei mir zu Hause noch einen Kaffee trinken.«
    »Roz und ich haben unsere Vorräte an Single Malt aufgestockt«, sagte Kate.
    Sie dankten Tony für seine Gastfreundschaft und verabschiedeten sich.
    »Ich begleite euch noch bis zur Park Road«, sagte Tony.
    »Fahren Sie heute Abend noch zurück nach Gatt’s Hill?«, fragte Kate.
    »Während der Woche bleibe ich meistens in Oxford«, antwortete er.
    »Eine wundervolle Nacht, nicht wahr?«, schwärmte der Rektor. Er hatte sich im Hof zu ihnen gesellt, und nun strebten sie zu viert dem Pförtnerhaus zu. »Schön, Sie wieder einmal bei uns zu sehen, Miss Ivory«, sagte er zu Kate. Tim und Tony waren einige Schritte vorausgegangen. Bill Stanton schenkte Kate ein wölfisches Lächeln. »Ich finde immer noch, dass Sie die schönsten Beine von ganz Oxford haben«, fügte er leise hinzu.
    »Danke, Magnifizenz«, antwortete sie förmlich. »Ich hätte nicht gedacht, dass Sie sich an mich erinnern.«
    »Ich halte diesen Liam Ross für einen ausgemachten Idioten«, fuhr er fort. »Olivia Blackett konnte Ihnen in keiner Weise das Wasser reichen.«
    »Mag schon sein. Aber bis Liam das bemerkt hatte, war es längst zu spät.«
    »Gut, dass er diesen Job in den Staaten angeboten bekam. Das Leben hier im College wurde immer schwieriger für ihn. Ich fürchte, sein Ruf hat ziemlich gelitten.«
    »Hat man Olivias Mörder eigentlich je gefunden?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Das dachte ich mir.«
    »Könnte es sein, dass Sie mehr darüber wissen, als Sie preisgeben?«
    »Wie kommen Sie darauf?«, entgegnete Kate. »Jedenfalls hoffe ich für Liam, dass er in Amerika Erfolg hat. Ich nehme an, ich werde ihn nie wiedersehen.«
    »Ihren jungen Pfarrer finde ich übrigens sehr nett. Vielleicht sollten Sie sich mit ihm zusammentun. Sie würden eine sehr originelle Pfarrfrau abgeben.«
    »Wir sind nur gute Freunde, Magnifizenz.«
    »Schade. Es wäre langsam Zeit für Sie, zur Ruhe zu kommen.«
    »Nicht einmal meine Mutter wagt es, mir solche Dinge zu sagen.«
    Er lachte. »Dann ist es vielleicht gar nicht so schlecht, wenn ich es an ihrer Stelle tue.«
    Tim und Tony waren forsch vorangeschritten und befanden sich inzwischen gut und gern zwanzig Meter vor Kate und dem Rektor. Die beiden jüngeren Männer erreichten das Tor, das auf den Vorplatz führte, in dem Moment, als Kate und ihr Begleiter gerade um die Ecke bogen. Für Kate wirkten die beiden Männer plötzlich wie Schattenrisse vor den Scheinwerfern, die die Front des Colleges hell erleuchteten. Ehe er den Torbogen durchschritt, schien sich Tony Fuller mit einem Mal der beiden anderen zu erinnern. Er blieb stehen und drehte sich um. Seine Robe schwang um ihn herum und flatterte im gleißenden Licht.
    Wie die Flügel eines großen Vogels.
    Der Rabe .

23
    »Nun beruhigen Sie sich erst einmal. Und dann konzentrieren Sie sich darauf, den Wagen aus der Parklücke zu setzen, und zwar möglichst ohne eine Beule in den noch ganz ansehnlichen Mondeo da vorn zu fahren.«
    »Aber er war es! Ich bin ganz sicher, dass er es war.«
    Angesichts von Tims Befürchtungen tat Kate jedoch wie geheißen. Sie lenkte den Wagen von der Bordsteinkante, wendete und fuhr in die South Parks Road, um die Stadt auf dem Weg durch die östlichen Vororte dann wieder zu verlassen.
    »Es würde doch Sinn machen, oder etwa nicht? Immerhin ist er unser Verbindungsglied zu Gatts Farm«, fügte sie deutlich ruhiger hinzu, während sie St. Clement hinter sich ließen und in Richtung Headington Hill fuhren.
    »Was haben Sie gesehen? Lediglich einen Mann in einer Robe. Aber selbst wenn Donna genau das ebenfalls gesehen und ihren Freund daraufhin ihren Raben genannt hat – Männer in Robe gibt es in Oxford zu Hunderten, wenn nicht zu Tausenden. Warum sollte es ausgerechnet Tony Fuller sein? Tony ist ein freundlicher, harmloser Mensch. Und das meine ich nicht erst jetzt. Auch als Neunzehnjähriger war er schon

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