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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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den Kopf über das Schreibbrett. Harine runzelte die Stirn. Wenn sie jemanden beeindrucken wollte, dann erwartete sie auch, dass er beeindruckt war.
    Während der knochige Mann schrieb, drängte sich ein stämmiger Soldat mit Helm, an dessen Schulter eine Ledertasche hing, zwischen Harines und Moads Pferd. Hinter den Stäben seines Visiers verzerrte eine wulstige Narbe, die das ganze Gesicht hinunterverlief, seinen Mund zu einem höhnischen Grinsen, aber er verneigte sich durchaus respektvoll vor Harine. Und dann versuchte er, Moad das Schwert abzunehmen.
    »Ihr müsst das erlauben oder Eure Klingen bis zur Abreise hier lassen«, sagte Sarene schnell, als der Schwertmeister dem stämmigen Mann die Scheide vorenthielt. »Cadsuane hat für diese Vergünstigung bezahlt, Herrin der Wogen. In Far Madding darf kein Mann mehr als ein Gürtelmesser tragen, es sei denn, die Waffe ist friedensgebunden, dass sie nicht gezogen werden kann. Selbst diese Mauerwachen dürfen von ihrem Posten kein Schwert mitnehmen. Stimmt das nicht?«, fragte sie den dürren Soldaten, und er erwiderte, dies sei richtig und es sei auch gut so.
    Mit einem Schulterzucken zog Moad das Schwert aus der Schärpe, und als der Bursche mit der Narbe auch den Dolch mit dem Elfenbeingriff verlangte, gab er auch diesen ab. Der Mann schob sich den langen Dolch hinter den Gürtel, holte eine Rolle aus feinem Draht aus der Tasche und wickelte das Schwert geschickt in ein Netz ein. Gelegentlich hielt er inne, um eine Siegelpresse aus dem Gürtel zu ziehen und eine kleine Bleischeibe um die Drähte zu falten, aber er hatte schnelle, geübte Hände.
    »Die Namensliste wird an die anderen beiden Brückenposten weitergegeben«, fuhr Sarene fort, »und die Männer müssen die ungebrochenen Drähte vorzeigen, andernfalls werden sie festgehalten, bis ein Magistrat entscheidet, dass kein weiteres Verbrechen verübt wurde. Und selbst wenn keines geschehen ist, besteht die Strafe in einer hohen Geldbuße und Peitschenhieben. Die meisten Ausländer hinterlegen ihre Waffen vor dem Betreten der Stadt, um das Geld zu sparen, aber das würde bedeuten, dass wir auch auf dieser Brücke wieder abreisen müssten. Das Licht allein weiß, welche Richtung wir einschlagen wollen, wenn wir wieder gehen.« Sie warf Cadsuane einen Blick zu, die anscheinend Alanna davon abhalten musste, allein über die lange Brücke zu reiten, und fügte beinahe flüsternd hinzu: »Zumindest hoffe ich, dass das ihre Beweggründe sind.«
    Harine schnaubte. »Das ist doch albern. Wie soll er sich verteidigen?«
    »Gute Frau, in Far Madding besteht für keinen Mann die Notwendigkeit, sich verteidigen zu müssen.« Die Stimme des stämmigen Mannes war heiser, aber er klang nicht spöttisch. Er verkündete das Offensichtliche. »Dafür sorgen die Straßenhüter. Würde man zulassen, dass jeder Mann ein Schwert trägt, wenn er will, dann hätten wir hier bald so schlimme Zustände wie überall anderswo. Ich habe gehört, wie es da zugeht, gute Frau, und das wollen wir hier nicht haben.« Er verbeugte sich vor Harine und schritt die Reihe weiter ab, gefolgt von dem Mann mit dem Schreibbrett.
    Moad untersuchte kurz Schwert und Dolch, deren Griff und Scheide sorgfältig eingewickelt waren, dann schob er sie zurück an Ort und Stelle, wobei er darauf achtete, seine Schärpe nicht mit den Siegeln zu zerreißen. »Schwerter erhalten erst dann einen Nutzen, wenn der Verstand versagt«, sagte er. Harine schnaubte erneut. Shalon fragte sich, wo der Bursche seine Narbe wohl herhatte, wenn Far Madding so sicher war.
    Hinter ihnen ertönten Protestrufe von den anderen Männern, aber sie wurden schnell zum Verstummen gebracht. Vermutlich von Merise. Darauf hätte Shalon jede Wette abgeschlossen. Manchmal ließ diese Frau Cadsuane locker erscheinen. Ihre Behüter waren wie die abgerichteten Wachhunde, die Amayar benutzte, bereit, auf einen Pfiff loszuspringen, und sie zögerte nicht, die Behüter der anderen Aes Sedai herumzukommandieren. Kurz darauf waren alle Schwerter friedensgebunden und die Packpferde nach verborgenen Waffen durchsucht. Sie ritten auf die Brücke und die Hufe klapperten über den Stein. Shalon versuchte sich jede Einzelheit zu merken, nicht so sehr aus Interesse, sondern um sich von dem abzulenken, was fehlte.
    Die Brücke war flach und so breit wie die hinter ihr liegende Straße; an den Seiten ragten niedrige Steinbrüstungen in die Höhe, die einen Wagen daran hindern würden, in die Tiefe zu stürzen,

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