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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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lediglich nickte. »Kumira, zeigt der Herrn der Wellen und ihrer Schwester Far Maddings Wächter.« In der großen Kuppel warf ihre Stimme ein leises Echo. Sie zog Verin ein Stück zur Seite und die beiden steckten die Köpfe zusammen. Was sie zu flüstern hatten, warf kein Echo.
    »Ihr müsst Ihnen verzeihen«, sagte Kumira leise zu Harine und Shalon. Selbst das rief ein leises Geräusch hervor, wenn auch kein richtiges Echo. »Das muss schwierig sein, selbst für Cadsuane.« Sie strich sich mit den Fingern durch ihr kurzes braunes Haar und schüttelte den Kopf, damit es wieder in die alte Form fiel. »Die Ratsherrinnen sind selten erfreut, Aes Sedai zu sehen, vor allem Schwestern, die hier geboren wurden. Ich glaube, sie würden gern so tun, als gäbe es die Macht nicht. Nun, ihre Geschichte gibt ihnen ausreichend Grund dazu, denn die letzten zweitausend Jahre hatten sie die Möglichkeit, diese Illusion zu untermauern. Aber wie dem auch sei, Cadsuane ist Cadsuane. Sie erblickt nur selten einen aufgeblähten Kopf, ohne sich dazu zu entscheiden, ihm die Luft rauszulassen, selbst wenn er eine Krone trägt. Oder das Diadem einer Ratsherrin. Ihr letzter Besuch liegt über zwanzig Jahre zurück, während des Aiel-Krieges, aber ich vermute, jene, die sich daran erinnern, werden sich unter ihren Betten verstecken wollen, wenn sie von ihrer Ankunft erfahren.« Kumira gab ein leises Lachen von sich. Shalon verstand nicht, was es da zu lachen gab. Harine verzog die Lippen, aber es ließ sie aussehen, als hätte sie Magenschmerzen.
    »Ihr wollt den... Wächter sehen?«, fuhr Kumira fort. »Vermutlich ein Name, der so gut wie jeder andere ist, schätze ich. Es gibt da nicht viel zu sehen.« Sie trat vorsichtig an das vergoldete Geländer und schaute darüber hinweg, als hätte sie Angst herunterzufallen, aber dann nahmen ihre blauen Augen wieder den üblichen scharfen Ausdruck an. »Ich würde alles dafür geben, ihn untersuchen zu können, aber das ist natürlich unmöglich. Wer weiß, was er außer dem, was wir längst wissen, sonst noch tun könnte?« In ihrer Stimme lag genauso viel Ehrfurcht wie Bedauern.
    Shalon hatte keine Höhenangst, und sie drückte sich neben der Aes Sedai an das aufwendig geschmiedete Eisen, da sie sehen wollte, was die Quelle gestohlen hatte. Nach kurzem Zögern gesellte sich Harine zu ihnen. Zu Shalons Überraschung bestand die Höhe, die Kumira Unbehagen bereitete, aus kaum mehr als zwanzig Fuß. Unter ihnen erstreckte sich ein glatter Boden, dessen blaue und weiße Fliesen ein kompliziertes Labyrinth ergaben, das ein rotes, von einem gelben Rand umgebenes Oval einschloss. Unter der Galerie saßen drei Frauen in Weiß auf Stühlen, die die Kuppelwand berührten und in gleichmäßigen Abständen voneinander um die Fläche aufgestellt waren. Neben jeder Frau war eine anscheinend aus von Schlieren durchzogenen Kristallen bestehende Scheibe mit einem Durchmesser von einer vollen Spanne in den Boden eingelassen. In der Scheibenmitte war ein langer, schmaler Keil aus klarem Kristall eingelassen, der auf den Mittelpunkt des Raums zeigte. Die undurchsichtigen Scheiben wurden von Metallringen eingefasst und wiesen Markierungen wie von einem Kompass auf, allerdings wurden die Striche zwischen den großen Markierungen zusehends kleiner. Shalon war sich nicht sicher, aber sie hatte den Eindruck, als wäre der ihr am nächsten befindliche Ring mit Zahlen beschrieben. Das war alles. Keine monströsen Gebilde. Sie hatte sich etwas Gewaltiges und Schwarzes vorgestellt, das das Licht verschluckte. Sie umfasste das Geländer fester, um ihre Hände am Zittern zu hindern, und sie drückte die Knie durch, damit sie still dastand. Was sich auch immer dort unten befand, es hatte das Licht gestohlen.
    Das leise Geräusch von Halbschuhen verkündete die Ankunft neuer Personen auf der Galerie, die durch die gleiche Türöffnung kamen, die sie benutzt hatten. Es handelte sich um ein Dutzend lächelnder Frauen mit hoch gestecktem Haar und wehenden blauen Seidenroben, die reich mit goldenen Stickereien versehen waren und hinter ihnen über den Boden schleiften. Sie trugen sie wie ärmellose Mäntel über den Gewändern. Diese Leute wussten, wie man seinen Rang zur Schau stellte. Jede der Frauen hatte einen großen Anhänger in der Form jenes goldgesäumten roten Ovals, der an einer Kette aus schweren goldenen Gliedern baumelte; das gleiche Emblem wiederholte sich an der Vorderseite eines schmalen Diadems aus Gold. Bei einer

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