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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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sie wie aus einem neuen Blickwinkel. Wie erlangten sie ihre Stellung und wie verloren sie sie? Es waren zwölf, Aleis nicht mitgezählt, aber die Ersten Zwölf unter den Segelherrinnen wählten die Herrin der Wogen, und die Ersten Zwölf unter den Herrinnen der Wogen wählten die Herrin der Schiffe. Darum hatte Harine die Worte des seltsamen Mädchens geglaubt; sie gehörte den Ersten Zwölf an. Darum und weil die beiden Aes Sedai behauptet hatten, dass die Visionen des Mädchens der Wahrheit entsprachen. Eine Herrin der Wogen und selbst die Herrin der Schiffe konnte abgesetzt werden, wenn auch nur aus genau bestimmten Gründen, so wie erwiesener Unfähigkeit oder wenn sie den Verstand verlor, und die Ersten Zwölf mussten zu einem einstimmigen Ergebnis kommen. Unter den Küstengebundenen schienen die Dinge anders geregelt zu werden, und oftmals schlampig. Aleis' Augen, nun fest auf Cadsuane gerichtet, waren sowohl voller Hass als auch gehetzt. Vielleicht konnte sie die zwölf Blicke in ihrem Rücken spüren. Die anderen Ratsherrinnen stellten sie auf den Prüfstand. Aber falls sich Cadsuane dazu entschieden hatte, sich in die politischen Affären dieses Ortes einzumischen, lautete die Frage, warum sie es getan hatte. Und warum so plump?
    »Ein Mann hat gerade die Macht benutzt«, sagte Verin plötzlich. Sie hatte sich nicht zu den anderen gesellt und schaute zehn Schritte entfernt über das Geländer. Die Kuppel ließ ihre Stimme weit tragen. »Habt Ihr in letzter Zeit viele Männer die Macht lenken lassen, Erste Ratsherrin?«
    Shalon schaute in die Tiefe und blinzelte. Die eben noch durchsichtigen Keile waren jetzt tiefschwarz, und statt zum Herzen des Raums zu zeigen, hatten sie sich alle in die gleiche Richtung gedreht. Eine der Frauen war aufgesprungen und beugte sich vornüber, um zu bestimmen, wo der schmale schwarze Keil auf der Markierung hinzeigte, und die anderen beiden Frauen eilten bereits auf einen Torbogen zu. Plötzlich verstand Shalon. Jede Windsucherin konnte mühelos triangulieren. Irgendwo hinter der Tür war eine Karte, und bald würde darauf die Position des Mannes eingezeichnet sein, der die Macht gelenkt hatte.
    »Bei einer Frau wären sie rot, nicht schwarz«, sagte Kumira beinahe flüsternd. Sie stand noch immer ein Stück vom Geländer entfernt, aber sie hielt sich mit beiden Händen daran fest und beugte sich vor, um alles sehen zu können. »Es warnt und lokalisiert und verteidigt. Und was sonst noch? Die Frauen, die es geschaffen haben, würden mehr gewollt haben, vielleicht haben sie sogar noch ganz andere Dinge benötigt. Nicht zu wissen, was es sonst noch vermag, könnte schrecklich gefährlich sein.« Sie klang nicht ängstlich. Sie klang aufgeregt.
    »Ich schätze, es ist ein Asha'man«, sagte Aleis ruhig und löste den Blick von Cadsuane. »Sie können uns nicht belästigen. Sie dürfen die Stadt betreten, so lange sie sich an die Gesetze halten.« So beherrscht sie auch war, einige der hinter ihr stehenden Frauen tuschelten wie frisch gebackene Decksmädchen, die zum ersten Mal unter Küstengebundenen waren. »Vergebt mir, Aes Sedai. Far Madding heißt Euch willkommen. Ich fürchte, ich kenne Euren Namen nicht.«
    Verin starrte noch immer auf den Boden der Kuppel. Shalon warf einen erneuten Blick über das Geländer und blinzelte, als sich die schwarzen Keile veränderten. Im einen Augenblick waren sie schwarz und wiesen nach Norden, im nächsten waren sie wieder glasklar und zeigten auf die Mitte des Labyrinths. Sie drehten sich nicht; zuerst waren sie das eine, dann das andere.
    »Ihr dürft mich Eadwina nennen«, sagte Verin. Shalon konnte kaum ihre Überraschung verbergen. Kumira blinzelte nicht einmal. »Denkt Ihr an die Geschichte, Erste Ratsherrin?«, fuhr Verin fort, ohne aufzusehen. »Guaire Amalasans Belagerung von Far Madding dauerte drei Wochen. Am Ende war es eine üble Sache.«
    »Ich bezweifle, dass sie etwas über ihn hören wollen«, sagte Cadsuane scharf, und aus irgendeinem Grund sah mehr als nur eine Ratsherrin unbehaglich aus. Wer, beim Licht, war dieser Guaire Amalasan? Der Name schien vage vertraut, aber Shalon konnte ihn nicht unterbringen. Offensichtlich ein küstengebundener Eroberer.
    Aleis sah Cadsuane an und ihre Lippen wurden schmal. »Die Geschichte betrachtet Guaire Amalasan als einen bemerkenswerten General, Eadwina Sedai, der vielleicht gleich nach Artur Falkenflügel kommt. Wie kommt Ihr auf ihn?«
    Shalon war noch nie Zeugin geworden, dass eine

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