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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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andere Wahl, als dies zu akzeptieren.
    Ihr wurde bewusst, dass Harine sie stirnrunzelnd ansah, und sie richtete sich im Sattel auf. »Verzeiht mir, Herrin der Wogen«, sagte sie. Die Quelle war weg, aber sie würde zurückkehren - natürlich würde sie das! -, und sie hatte ihre Pflicht zu erfüllen. Sie schämte sich, dass sie ihrer Furcht nachgegeben hatte, doch die Leere blieb. O mein Licht, diese Leere! »Es geht mir wieder besser. Ich werde mich von jetzt an bemühen.« Harine nickte bloß; sie runzelte noch immer die Stirn und Shalons Kopfhaut juckte. Wenn Harine auf die erwartete Standpauke verzichtete, dann nur, weil sie etwas Schlimmeres im Sinn hatte.
    Cadsuane ritt geradewegs über den Platz und durch das offene Tor der Ratsherrinnenhalle in einen großen Raum mit hoher Decke, der ein im Inneren des Gebäudes liegender Stallhof zu sein schien. Ein Dutzend Männer in blauen Mänteln, die neben Sänften kauerten, auf deren Türen ein goldenes Schwert und eine goldene Hand aufgemalt waren, schauten bei ihrer Ankunft überrascht auf. Das galt auch für die Männer in blauen Westen, die gerade ein Gespann von einer Kutsche mit dem Schwert-und-Hand-Siegel abschirrten, und jene, die den Steinboden mit großen Besen kehrten. Zwei weitere Stallburschen führten Pferde in einen breiten Korridor, der nach Heu und Dung roch.
    Ein dicker, glatt rasierter Mann in mittleren Jahren eilte über die Pflastersteine heran, verneigte sich ununterbrochen und rieb sich die Hände. Wo die anderen Männer das lange Haar im Nacken zusammengebunden hatten, benutzte er eine kleine Silberspange, und sein blauer Mantel war offensichtlich aus gutem Tuch. Schwert-und-Hand waren groß auf die linke Brustseite aufgestickt. »Vergebt mir«, sagte er mit einem öligen Lächeln. »Ich will Euch nicht beleidigen, aber ich fürchte, Ihr habt die falsche Richtung eingeschlagen. Das hier ist die Ratsherrinnenhalle und...«
    »Sag der Ersten Ratsherrin Barsalla, dass Cadsuane Melaidhrin sie sprechen will«, unterbrach Cadsuane ihn, als sie abstieg.
    Das Lächeln des Mannes flackerte und seine Augen weiteten sich. »Cadsuane Melaidhrin? Ich dachte, Ihr wärt...!« Er verstummte, als ihr Blick plötzlich gefror, dann hustete er in die Hand und setzte sein schmieriges Lächeln wieder auf. »Verzeiht mir, Cadsuane Sedai. Erlaubt Ihr mir, Euch und Eure Begleiterinnen in einen Warteraum zu führen, wo man Euch willkommen heißt, während ich der Ersten Ratsherrin Bescheid sage?« Seine Augen weiteten sich leicht, als er diese Begleiterinnen näher betrachtete. Offensichtlich konnte er Aes Sedai erkennen, zumindest, wenn sie in einer Gruppe beisammen waren. Shalon und Harine ließen ihn blinzeln, aber für einen Küstengebundenen verfügte er über Selbstkontrolle. Er starrte sie nicht an.
    »Ich erlaube dir, dass du zu Aleis rennst, so schnell dich deine Füße tragen, und ihr mitteilst, dass ich da bin, Junge«, erwiderte Cadsuane, löste den Umhang und warf ihn quer über den Sattel. »Sag ihr, dass ich in der Kuppel bin und nicht den ganzen Tag Zeit habe. Und? Hopp-hopp!« Diesmal flackerte das Lächeln des Mannes nicht, es wurde kränklich, aber er zögerte nur einen Augenblick, bevor er losrannte und den Stallburschen zurief, sich um die Pferde zu kümmern.
    Doch Cadsuane hatte ihn aus den Gedanken gestrichen, sobald sie ihm ihre Befehle erteilt hatte. »Verin, Kumira, Ihr kommt mit mir«, verkündete sie energisch. »Merise, haltet alle zusammen und zum Aufbrach bereit, bis ich ... Alanna, kommt zurück und steigt vom Pferd. Alanna!« Zögernd lenkte Alanna ihr Pferd vom Tor weg und stieg mit finsterer Miene ab. Ihr schlanker Behüter Ihvon beobachtete sie besorgt. Cadsuane seufzte, als wäre ihre Geduld so gut wie am Ende. »Wenn es sein muss, setzt Euch auf sie drauf, um sie hier zu behalten, Merise«, sagte sie und übergab ihre Zügel einem kleinen, drahtigen Stallburschen. »Ich will, dass alle zum Aufbruch bereit sind, wenn ich mit Aleis fertig bin.« Merise nickte und Cadsuane wandte sich dem Stallburschen zu. »Er braucht nur etwas Wasser«, sagte sie und gab ihrem Pferd einen zärtlichen Klaps. »Ich habe ihn heute nicht scharf geritten.«
    Shalon war mehr als erleichtert, ihr Pferd einem Stallburschen ohne Anweisungen übergeben zu können. Es wäre ihr egal gewesen, wenn er die Kreatur getötet hätte. Sie wusste nicht, wie weit sie benommen geritten war, sie fühlte sich, als hätte sie jede der vielen hundert Meilen von Cairhien bis

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