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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hier im Sattel gesessen. Ihr Fleisch fühlte sich genauso zerknittert an wie ihre Kleidung. Plötzlich fiel ihr auf, dass Jahars hübsches Gesicht bei den Männern fehlte. Verins Tomas, ein stämmiger, grauhaariger Mann, der genauso hart wie die anderen aussah, führte das Packpferd, das Jahar benutzt hatte. Wohin war der junge Mann verschwunden? Merise schien über seine Abwesenheit jedenfalls nicht besorgt zu sein.
    »Diese Erste Ratsherrin«, knurrte Harine und ließ Moad ihr beim Absteigen helfen. Sie bewegte sich genauso steif wie Shalon. Er war einfach vom Pferd gesprungen. »Ist das hier eine wichtige Frau, Sarene?«
    »Man könnte sagen, sie ist die Herrscherin von Far Madding, allerdings nennen die anderen Ratsherrinnen sie die Erste unter gleichen, was auch immer das bedeuten mag.« Sarene gab ihr Pferd einem Stallburschen; sie sah völlig frisch aus. Vielleicht war sie zuvor über dieses Ter'angreal bestürzt gewesen, das die Quelle gestohlen hatte, aber jetzt war sie die personifizierte kühle Erhabenheit, wie eine Eisskulprur. Der Stallbursche stolperte über seine eigenen Füße, als er ihr Gesicht sah. »Einst war die Erste Ratsherrin die Beraterin der Königinnen von Maredo, aber seit Maredos ... Auflösung betrachten sich die meisten Ersten Ratsherrinnen als die natürlichen Erben von Maredos Herrschern.«
    Shalon wusste, dass ihre Kenntnisse in der Geschichte der Küstengebundenen so unzulänglich waren wie ihre Geographiekenntnisse über alles, was sich jenseits der Küste befand, aber von einer Nation namens Maredo hatte sie noch nie gehört. Harine schien das jedoch zu reichen. Falls diese Erste Ratsherrin hier herrschte, musste die Herrin der Wogen des Clan Shodein sie kennen lernen. Harines Würde verlangte nicht weniger. Entschlossen humpelte sie über den Stallhof zu Cadsuane.
    »O ja«, sagte die unerträgliche Aes Sedai, bevor Harine überhaupt den Mund aufmachen konnte. »Ihr werdet mich ebenfalls begleiten. Und Eure Schwester. Aber Euer Schwertmeister nicht. Ein Mann in der Kuppel wäre schlimm genug, aber ein Mann mit einem Schwert würde ausreichen, um den Ratsherrinnen Krämpfe zu bescheren. Ihr habt eine Frage, Herrin der Wogen?« Harine machte den Mund so schnell zu, dass ihre Zähne deutlich hörbar aufeinander schlugen. »Gut«, murmelte Cadsuane. Shalon stöhnte. Das würde die Laune ihrer Schwester nicht verbessern.
    Cadsuane führte sie breite, blau geflieste Korridore entlang, die mit hellen Wandteppichen geschmückt waren und von vergoldeten Kandelabern mit funkelnden Spiegeln erhellt wurden. Diener in Blau starrten sie zuerst an und verbeugten sich dann hastig nach der Art der Küstengebundenen, als sie vorbeirauschten. Sie führte sie lange, geschwungene weiße Steintreppen hinauf, die bis auf die Stellen, an denen sie die helle Wand berührten, frei standen. Cadsuane rauschte daher wie ein Schwan, aber mit einer Geschwindigkeit, die die Schmerzen in Shalons Beinen zu einem Brennen anfachte. Harines Gesicht erstarrte zu einer hölzernen Maske, die die Anstrengung des Treppensteigens verbarg. Selbst Kumira schien etwas überrascht zu sein, obwohl Cadsuanes Tempo ihr nichts auszumachen schien. Die rundliche kleine Verin eilte an Cadsuanes Seite daher und lächelte Harine und Shalon gelegentlich über die Schulter an. Manchmal glaubte Shalon, Verin zu hassen, aber in diesem Lächeln lag weder Spott noch Heiterkeit, sondern nur Aufmunterung.
    Cadsuane führte sie eine letzte, von Wänden umschlossene Wendeltreppe hinauf, und plötzlich standen sie auf einer Galerie mit einem vergoldeten Geländer, die die ganze... Einen Augenblick lang starrte Shalon mit offenem Mund. Über ihr erhob sich eine blaue Kuppel, die an ihrer höchsten Stelle einhundert Fuß oder höher war. Sie wurde von nichts gestützt außer sich selbst. Shalons Unwissenheit über die Küstengebundenen erstreckte sich nicht nur auf Geografie und Geschichte - und Aes Sedai -, sondern auch auf Architektur; tatsächlich wusste sie mit Ausnahme von Cairhien so gut wie nichts über die Küstengebundenen. Sie wusste, wie man die Baupläne für einen Springer zeichnen musste und wie er dann gebaut wurde, aber sie konnte sich nicht einmal annähernd vorstellen, wie man so etwas hier bauen sollte.
    Auf der Galerie gab es drei weitere mit weißen Steinen abgesetzte Torbogen wie der, durch den sie gerade gekommen waren, hinter denen sich Treppen verbargen. Sie waren allein, und das schien Cadsuane zu erfreuen, obwohl sie

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