Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Angreifern aber keinen Schutz boten, und sie war lang, mindestens eine Dreiviertelmeile, und so gerade wie ein Pfeil. Gelegentlich fuhr eines der Boote unter ihr hindurch, was unmöglich gewesen wäre, hätten sie Masten gehabt. Riesige Türme flankierten das mit Eisen beschlagene Stadttor - Sarene erklärte ihnen, dass es sich um das Caemlyn-Tor handelte —, wo Wächter mit dem goldenen Schwert auf der Schulter die Köpfe vor den Frauen neigten und die Männer misstrauisch beäugten. Die dahinterliegende Straße ...
    Völlig sinnlos, hier aufmerksam alles beobachten zu wollen. Die Straße war breit und gerade und wurde von zwei- oder dreistöckigen Steinhäusern gesäumt; die Straße war voller Menschen und Karren, und alles schien zu verschwimmen. Die Quelle war verschwunden! Shalon wusste, dass sie wieder da sein würde, wenn sie diesen Ort verließ, und beim Licht, sie wollte auf der Stelle umkehren. Wie lange würde es wohl dauern, bevor sie dies konnte? Möglicherweise hielt sich der Coramoor in der Stadt auf, und Harine wollte auf dem schnellsten Weg zu ihm, vielleicht wegen dem, was er darstellte, vielleicht weil sie glaubte, er würde ihr helfen, zur Herrin der Schiffe aufzusteigen. Bis Harine abreiste und Cadsuane sie von der Übereinkunft entband, saß Shalon hier fest. Hier, wo es keine Wahre Quelle gab.
    Sarene redete wie ein Wasserfall, doch Shalon bekam kaum ein Wort mit. Sie überquerten einen Platz mit einer großen Frauenstatue in der Mitte, aber Shalon schnappte nur ihren Namen auf, Einion Avharin, obwohl Sarene ihr berichtete, warum die Frau in Far Madding berühmt war und warum ihre Statue auf das Caemlyn-Tor zeigte. Eine Reihe blattloser Bäume teilte die Straße jenseits des Platzes. Sänften und Kutschen und Männer in Schuppenrüstungen kämpften sich durch die Menge, aber sie nahm sie nur wie durch einen Schleier wahr. Zitternd zog sie sich in sich selbst zurück. Die Stadt verschwand. Die Zeit verschwand. Alles verschwand außer der Angst, nie wieder die Quelle spüren zu können. Shalon war sich nie zuvor bewusst gewesen, welchen Trost sie aus ihrer unsichtbaren Gegenwart geschöpft hatte. Sie war immer da gewesen, hatte unvorstellbare Freuden versprochen, ein Leben, das so reich war, dass alle Farben verblassten, wenn die Macht aus ihr wich. Und jetzt war die Quelle selbst nicht mehr da. Sie war weg. Das war alles, dessen sie sich bewusst war, dessen sie sich bewusst sein konnte. Sie war weg.

KAPITEL 3
    Unter Ratsherrinnen
    Temand schüttelte Shalons Arm. Es war Sarene und die Aes Sedai sprach zu ihr. »Es ist dort drin«, sagte Sarene, »in der Ratsherrinnenhalle. Unter der Kuppel.« Sie zog die Hand zurück, holte tief Luft und ergriff die Zügel. »Der Gedanke, dass der Effekt schlimmer ist, weil wir so nahe sind, ist lächerlich«, murmelte sie, »aber so fühlt es sich nun einmal an.«
    Shalon beherrschte sich mühsam. Die Leere würde nicht verschwinden, aber sie zwang sich, sie zu ignorieren. Doch in Wahrheit fühlte sie sich wie ein entkerntes Obststück.
    Sie befanden sich auf einem gewaltigen Platz - sie nahm an, dass man es einen Platz nannte, obwohl er kreisrund war -, der mit weißen Steinen gepflastert war. In der Mitte erhob sich ein großer Palast, ein rundes Gebäude, das bis auf die hohe blaue Kuppel, die wie ein halbierter Ball aussah, völlig weiß war. Die oberen beiden Etagen unterhalb der Kuppel wurden von kannelierten Säulen umgeben und ein beständiger Strom Menschen floss die breiten weißen Steintreppen hinauf und hinab, die an beiden Seiten zur zweiten Etage führten. Abgesehen von einem hohen, weit geöffneten Bronzetor bestand das Erdgeschoss nur aus weißem Stein, aus dem man doppelt lebensgroße, mit Diademen geschmückte Frauen herausgemeißelt hatte. Zwischen ihnen befanden sich weiße Steingarben aus Korn und Tuch, deren lose Enden im Wind zu flattern schienen, aufgestapelte Barren, die vermutlich Gold, Silber oder Eisen symbolisieren sollten, und Säcke, aus denen Münzen und Edelsteine rieselten. Unter den Füßen der Frauen, in einem umlaufenden Fries, fuhren viel kleinere Steinfiguren Wagen und bedienten Essen und Webstühle. Die Menschen hier hatten ein Monument geschaffen, das ihre Erfolge im Handel verkündete. Das war idiotisch. Wenn Menschen auf die Idee kamen, dass man in Handelsdingen besser als sie war, wurden sie nicht nur eifersüchtig, sie wurden stur und versuchten, lächerliche Geschäfte durchzusetzen. Und manchmal blieb einem keine

Weitere Kostenlose Bücher