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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hätte daran denken sollen, Noal zu warnen.
    Er ging in die Knie und wich Tuons Tritten lange genug aus, um sich ihre Beine zu schnappen. Mit einem aus dem Ärmel gezogenen Messer schnitt er in ihren Rocksaum und riss dann ein langes Stück Stoff heraus, um damit ihre Knöchel zu fesseln. Es war hilfreich, dass er zuvor mit Tylin schon mal hatte üben können. Er war es nicht gewohnt, Frauen zu fesseln. Er riss ein zweites Stück Stoff aus dem unteren Rockteil, hob den Juwelenreif vom Boden auf und stand wieder auf. Dabei grunzte er zweimal, das erste Mal wegen der Anstrengung und das zweite Mal wegen eines letzten, mit beiden Beinen ausgeführten Tritts, der seine Hüfte auflodern ließ. Als er Tuon den Reif auf den Kopf setzte, starrte sie ihm direkt in die Augen. Sie hatte die sinnlose Gegenwehr eingestellt, aber sie hatte keine Angst. Licht, an ihrer Stelle hätte er sich in die Hosen gemacht.
    Da traf endlich Juilin ein; er trug bereits seinen Umhang, hatte sein kurzes Schwert und den gezackten Schwertbrecher am Gürtel und den dünnen Bambusstab in der Hand. Eine schlanke, dunkelhaarige Frau in einem der dicken weißen Gewänder, die Da'covale draußen trugen, klammerte sich an seinem rechten Arm fest. Sie war auf eine dralle Weise hübsch, mit einem Mund wie eine Rosenknospe, aber fünf oder sechs Jahre älter, als Mat erwartet hatte, und ihre großen dunklen Augen blickten eingeschüchtert. Bei Tuons Anblick stieß sie einen leisen Schrei aus und ließ Juilin los, als wäre er ein heißer Herd, sank neben der Tür zu Boden und legte den Kopf auf die Knie.
    »Ich musste Thera noch einmal davon überzeugen, mit mir wegzulaufen«, sagte Juilin seufzend und schenkte ihr einen besorgten Blick. Das war die ganze Erklärung, die er für seine Verspätung abgab, bevor er sich Noals Last zuwandte. Er schob die alberne rote kegelförmige Mütze, die er trug, nach hinten und kratzte sich am Kopf. »Und was machen wir mit ihr?«, fragte er nüchtern.
    »Wir lassen sie in den Ställen zurück«, erwiderte Mat. Das würde möglich sein, wenn Vanin die Stallburschen überredet hatte, ihm und Harnan die Versorgung sämtlicher eintreffender Kurierpferde zu überlassen. Bis jetzt war das nur eine zusätzliche Vorsichtsmaßnahme gewesen, eigentlich unnötig. Bis jetzt. »Im Heuschober. Eigentlich dürfte sie keiner vor dem Morgen finden, wenn sie für die Ställe frisches Heu herunterschaufeln.«
    »Und ich dachte, Ihr wolltet sie entführen«, meinte Noal. Er seufzte, stellte Tuons gefesselte Füße auf dem Boden ab und fasste sie an den Oberarmen. Die kleine Frau verzichtete mit hoch erhobenem Kopf auf jede Gegenwehr. Selbst mit dem Knebel im Mund war ihr deutlich ihre Verachtung anzusehen. Sie weigerte sich zu kämpfen, nicht, weil es hoffnungslos war, sondern weil sie sich so entschieden hatte.
    Schritte ertönten in dem Korridor, der in die Eingangshalle mündete, und wurden lauter. Es konnte nur Egeanin sein. Oder, nach der Art zu urteilen, wie sich die Nacht entwickelte, die Totenwache. Eine aus Ogiern bestehende Abteilung.
    Hastig bedeutete Mat den anderen, sich in die Ecken zu drücken, wo sie außer Sichtweise eines jeden waren, der durch diese Tür kam, dann humpelte er los, um seinen schwarzen Speer aufzuheben. Juilin zog Thera auf die Füße und zog sie nach links, wo sie sich in der Ecke zusammenkauerte, während er sich vor sie stellte und den Stab in beide Hände nahm. Er schien eine zerbrechliche Waffe zu sein, aber der Diebefänger konnte damit verbluffende Erfolge erziehen. Noal zerrte Tuon in die andere Ecke und ließ einen ihrer Arme los, um mit der Hand in seinen Mantel zu greifen, wo er seine langen Messer aufbewahrte. Mat baute sich in der Mitte des Raums mit dem Rücken zu der regnerischen Nacht auf, den Ashandarei erhoben. Ganz egal, wer den Raum betrat, da seine Hüfte nach Tuons Tritt völlig verkrampft war, würde er sich nicht schnell bewegen können, aber falls es zum Schlimmsten kam, würde er einige Leute zumindest zeichnen können.
    Als Egeanin durch die Tür rauschte, stützte er sich erleichtert auf den Speer. Nach ihr kamen zwei Sul'dam, denen Domon folgte. Mat bekam Edesina das erste Mal zu Gesicht, obwohl ihm wieder einfiel, dass er sie bei dem Auslauf der Damane gesehen hatte; sie war eine schlanke, hübsche Frau in einem dieser schmucklosen grauen Kleider, deren schwarzes Haar bis zur Taille reichte. Obwohl das A'dam sie an Setas Handgelenk fesselte, blickte sich Edesina ruhig um. Eine

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