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Flucht - Ein Kay-Scarpetta-Roman

Titel: Flucht - Ein Kay-Scarpetta-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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bewaffnet an den Küchentisch und wählte die Nummer des Valhalla Hospital.
    »Jeanie Sample, bitte«, sagte ich, ohne mich vorzustellen. »Handelt es sich um eine Patientin?«, fragte die Frau am Empfang gleichmütig.
    »Nein, um eine Angestellte ...« Ich spielte die Ahnungslose. »Jedenfalls nehme ich das an. Ich habe Jeanie schon seit Jahren nicht mehr gesehen.«
    »Einen Moment, bitte.«
    Nach kurzer Zeit kam die Frau wieder an den Apparat. »Wir haben niemanden mit diesem Namen in unserem Verzeichnis.« Verdammt. Wie konnte das sein? Die Telefonnummer, die zusammen mit ihrem Namen im Bericht des Leichenbeschauers gestanden hatte, war die Nummer von Valhalla gewesen. Hatte Dr. Brown einen Fehler gemacht? Das Ganze war neun Jahre her. In neun Jahren konnte viel geschehen. Miss Sample konnte woanders hingezogen sein. Sie konnte auch geheiratet haben.
    »Es tut mir leid«, sagte ich. »Sample war ihr Mädchenname.« »Wissen Sie, wie sie jetzt heißt?«
    »Wie schrecklich. Ich sollte ihn wissen, aber ...«
    »Jean Wilson?«
    Ich machte eine unsichere Pause.
    »Wir haben hier eine Jean Wilson«, fuhr die Stimme fort. »Eine unserer Therapeutinnen. Können Sie bitte kurz dranbleiben?« Sie war schnell wieder in der Leitung. »Ja, ihr Mädchenname ist Sample. Aber am Wochenende arbeitet sie nicht. Sie kommt am Montag um acht Uhr morgens wieder hierher. Wollen Sie ihr eine Nachricht hinterlassen?«
    »Besteht die Möglichkeit, sie am Wochenende zu erreichen?«
    »Wir dürfen keine Privatnummern herausgeben.« Sie begann, misstrauisch zu werden. »Wenn Sie mir Ihren Namen und Ihre Telefonnummer hinterlassen, dann werde ich versuchen, sie zu erreichen und ihr zu sagen, dass sie Sie zurückrufen soll.«
    »Ich bin unter dieser Nummer leider nicht mehr lange zu erreichen.« Ich dachte einen Moment lang nach und klang dann schrecklich enttäuscht, als ich hinzufügte: »Ich probiere es ein anderes Mal wieder, wenn ich noch einmal in diese Gegend komme. Ich nehme an, dass ich ihr unter der Adresse des Valhalla Hospital schreiben kann.«
    »Ja, Ma’am, das können Sie.«
    »Und die wäre?«
    Sie gab mir die Adresse.
    »Und wie ist der Name ihres Mannes?«
    Sie zögerte. »Skip, glaube ich.«
    Manchmal ist das ein Spitzname für Leslie, dachte ich. »Mrs. Skip oder Leslie Wilson«, murmelte ich, so, als würde ich den Namen notieren. »Haben Sie vielen Dank.«
    Die Auskunft teilte mir mit, dass es einen Leslie Wilson in Charlottesville gäbe und einen L. P. Wilson sowie einen L. T. Wilson. Ich fing an zu wählen. Der Mann, der sich hinter der L. T.- Wilson-Nummer am Telefon meldete, sagte mir, dass »Jeanie« unterwegs sei und innerhalb der nächsten Stunde wieder nach Hause käme.
     
    Ich wusste, dass ich keinen Erfolg haben würde, wenn ich Jeanie Wilson mit einer ihr unbekannten Stimme übers Telefon Fragen stellen würde. Sie würde darauf bestehen, zuerst Rücksprache mit Dr. Masterson zu halten, und damit wäre die Sache gelaufen gewesen. Es ist jedoch ein wenig schwieriger, jemanden abzuwimmeln, der in Fleisch und Blut unerwartet auf der Türschwelle steht, besonders wenn sich diese Person als Chief Medical Examiner vorstellt und das auch noch mit einer Dienstmarke beweisen kann.
    Jeanie Sample Wilson sah in ihren Jeans und dem roten Pullovernicht einen Tag älter als dreißig aus. Sie war eine lebhafte Brünette mit freundlichen Augen und vielen Sommersprossen auf der Nase. Ihre langen Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Durch die offene Wohnzimmertür konnte ich zwei kleine Jungen auf dem Teppich sitzen sehen, die gerade einen Zeichentrickfilm im Fernsehen ansahen.
    »Wie lange arbeiten Sie schon im Valhalla Hospital?«, fragte ich.
    Sie zögerte. »Etwa zwölf Jahre.«
    Ich war so erleichtert, dass ich fast einen lauten Seufzer ausgestoßen hätte. Jeanie Wilson hatte also nicht nur, als Jim Barnes vor neun Jahren entlassen wurde, in der Klinik gearbeitet, sondern auch schon zwei Jahre zuvor, als Al Hunt dort Patient gewesen war.
    Sie stand wie angewurzelt an der Tür. Vor dem Haus parkte außer meinem Auto nur noch ein anderes. Es schien so, als sei ihr Mann nicht da. Gut.
    »Ich untersuche die Morde an Beryl Madison und Cary Harper«, sagte ich.
    Ihre Augen weiteten sich. »Und was wollen Sie dann von mir? Ich kannte weder sie noch ihn.«
    »Dürfte ich vielleicht hereinkommen?«
    »Aber sicher. Entschuldigen Sie. Kommen Sie bitte.«
    Wir setzten uns in ihre kleine Küche mit Linoleumfußboden

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