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Flucht - Ein Kay-Scarpetta-Roman

Titel: Flucht - Ein Kay-Scarpetta-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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ernst.
    »Dann sprich es bitte aus«, bat ich.
    Er sagte: »Schlagzeile: Chief Medical Examiner weigert sich, umstrittenes Manuskript herauszugeben .«
    Ich lachte. »Das ist ja grotesk!«
    Mark lächelte nicht. »Überleg doch mal. Da ist diese Autobiographie einer zurückgezogen lebenden Schriftstellerin, die vor kurzem ermordet wurde. Das Manuskript verschwindet, und der Chief Medical Examiner wird beschuldigt, es gestohlen zu haben. Das verdammte Ding verschwindet einfach aus der Leichenhalle , o Gott! Wenn dieses Buch dann wirklich erscheint, wird es ein Riesen-Bestseller, und ganz Hollywood prügelt sich um die Filmrechte.«
    »Ich mache mir da keine Sorgen«, behauptete ich, ohne allzu überzeugend zu klingen. »Das scheint mir doch alles sehr weit hergeholt zu sein.«
    »Sparacino ist ein Meister, wenn es darum geht, aus einer Mücke einen Elefanten zu machen, Kay«, warnte Mark. »Ich möchte bloß nicht, dass es dir so ergeht wie Leon Jones.« Er sah sich nach dem Kellner um, aber seine Augen erstarrten, als sie zur Eingangstür sahen. Schnell senkte er den Blick hinunter auf sein halbgegessenes Rumpsteak und murmelte: »So ein Mist!«
    Ich musste alle meine Selbstkontrolle aufwenden, um mich nicht umzudrehen. Aber ich sah weder hoch, noch benahm ich mich in geringster Weise so, als hätte ich irgendetwas bemerkt, bis ein großer Mann an unserem Tisch stand.
    »Oh, hallo, Mark. Ich habe mir schon gedacht, dass ich Sie hier finden würde.«
    Der Mann war ungefähr Ende fünfzig oder Anfang sechzig. Ersprach leise und hatte ein fleischiges Gesicht mit eiskalten blauen Augen, die ihm einen harten Ausdruck verliehen. Sein Gesicht war rot, und er atmete so schwer, als würde bereits die Mühe, sein beträchtliches Gewicht mit sich herumzutragen, jede Zelle seines Körpers überanstrengen.
    »Mir kam ganz plötzlich die Idee, Sie hier zu suchen und auf einen Drink einzuladen, alter Junge.« Er knöpfte seinen Kaschmirmantel auf und drehte sich zu mir um. »Ich glaube nicht, dass wir uns schon einmal begegnet sind. Ich bin Robert Sparacino.«
    »Kay Scarpetta«, entgegnete ich überraschend gefasst.

5
    Irgendwie schafften wir es, mit Sparacino eine Stunde lang Likör zu trinken. Es war schrecklich. Er tat so, als sei ich eine Fremde für ihn. Aber er wusste genau, wen er vor sich hatte, und ich war überzeugt, dass dieses Zusammentreffen kein Zufall war. Wie hätte es auch einer sein können, in einer Riesenstadt wie New York?
    »Bist du sicher, dass er nicht doch irgendwie herausfinden konnte, dass ich kommen würde?«, fragte ich, nachdem wir uns von Sparacino verabschiedet hatten.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, wie«, sagte Mark.
    Ich konnte seine Ungeduld spüren, als er mich am Arm nahm und mit mir die Seventh Avenue entlang zur Fifty-fifth Street ging.
    Die Carnegie Hall war leer, und nur ein paar Leute schlenderten noch auf dem Gehsteig vorbei. Es war kurz vor ein Uhr morgens, meine Gedanken schwammen im Alkohol, und meine Nerven waren überreizt.
    Sparacino war mit jedem Grand Marnier munterer und anbiedernder geworden, und am Schluss hatte er sogar ein wenig gelallt. »Er lässt doch keinen Trick aus! Tut so, als sei er besoffen und könne sich morgen früh an nichts mehr erinnern! Zum Teufel, der ist immer auf höchster Alarmstufe, selbst wenn er schläft!«
    »Deshalb fühle ich mich auch nicht besser«, erwiderte ich. Wir steuerten direkt auf den Aufzug zu und fuhren in betretenem Schweigen nach oben. Eine Nummer nach der anderen blinkte an der Stockwerksanzeige auf. Ohne dass unsere Schritte auf dem Teppichboden Geräusche verursacht hätten, gingen wir den Gang entlang. Ich war froh, als ich in meinem Zimmer meine Reisetasche auf dem Bett liegen sah.
    »Ist dein Zimmer in der Nähe?«, erkundigte ich mich.
    »Ein paar Türen weiter.« Er schaute unruhig umher. »Bietest du mir noch einen Schlummertrunk an?«
    »Ich habe nichts zu trinken dabei ...«
    »Hier im Zimmer findet sich ganz sicher eine komplett bestückte Bar, darauf kannst du Gift nehmen«, sagte er.
    Noch mehr Alkohol hatten wir ungefähr so nötig wie ein loch im Kopf.
    »Was wird Sparacino tun?«, fragte ich.
    Die »Bar« bestand aus einem kleinen Kühlschrank mit Bier, Wein und ein paar winzigen Fläschchen Schnaps.
    »Er hat uns zusammen gesehen«, fuhr ich fort. »Was geschieht als Nächstes?«
    »Kommt drauf an, was ich ihm erzähle«, antwortete Mark. Ich reichte ihm einen Plastikbecher mit Scotch.
    »Dann lass mich so fragen:

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