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Flucht im Mondlicht

Flucht im Mondlicht

Titel: Flucht im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. H. Senzai
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Anfeindungen
    »Schaut! Da ist Osama«, rief eine vertraute raue Stimme.
    Fadi trat aus der Jungentoilette und erstarrte wie ein Kaninchen, das einen Habicht hört. Die Tür schloss sich quietschend hinter ihm. Er blickte rechts und links den Flur hinunter, um zu sehen, wo die Stimme herkam. Aber da war niemand. Nur ein paar Nachzügler eilten vorbei, um vor dem Läuten in ihrem Klassenzimmer zu sein.
    »Warum bist du nicht bei deinen Freunden, den Turbanköpfen?«, knurrte die Stimme.
    Fadi schlich sich langsam von der Toilettentür weg. Er spähte am Trinkbrunnen vorbei und sah, dass die Tür zur Abstellkammer des Hausmeisters angelehnt war. Bevor er davonlaufen konnte, tauchten zwei Gestalten aus dem dunklen Raum auf.
    Felix stellte sich neben Ike. »Ja, wir wollen euch Kamel­treiber hier nicht haben.«
    Fadis Magen krampfte sich zusammen, als er sich in dem menschenleeren Flur umschaute. Der letzte Schüler warf ihm einen mitleidigen Blick zu und verschwand in seinem Klassenzimmer.
    » Was ist?«, fragte Ike und verzog verächtlich den Mun d. »Hat’s dir die Sprache verschlagen?«
    »Nein, ein Kamel hat ihm die Zunge abgebissen«, sagte Felix kichernd. Er ballte seine rechte Hand zur Faust und schlug sie gegen die Handfläche der linken. Eine teure goldene Armbanduhr hing lose um sein Handgelenk.
    »Ich will keinen Ärger«, krächzte Fadi und wich langsam zurück. Dann blieb er stehen. Wenn er in die Toilette zurückging, saß er in der Falle.
    »Ich will keinen Ärger«, äffte Ike ihn mit hoher Stimme nach. »Du hast den Ärger herausgefordert, als deine Terroristen uns angegriffen haben.«
    »Komm, wir zeigen ihm, was Amerikaner mit Terroristen machen«, murmelte Felix.
    Fadi schluckte. Er blickte nach rechts, zu seinem Klassenzimmer hinüber. Es war zu weit weg. Die nächste Tür führte ins Zimmer einer siebten Klasse. Dorthin konnte er es schaffen, wenn er an den beiden vorbeiflitzte und sc hnell weiterrannte. Er wollte gerade losstürmen, als Direktor Hornstein um die Ecke kam. Seine alte karierte Krawatte hing lose um seinen Hals, als hätte er daran gezogen.
    Er blickte fragend von Fadi zu Ike und Felix. »Habt ihr ein Problem, Jungs?«
    »Nein. Wir müssen nur mal pinkeln«, sagte Ike, als wäre nichts gewesen.
    Direktor Hornstein wandte sich Fadi zu. »Und du?«, fragte er.
    Fadis Mund war ganz trocken. Seine Zunge klebte am Gaumen. Er starrte Ike und Felix an, die dastanden wie unschuldige Chorknaben. »Nein«, murmelte er schließlich. »Kein Problem.«
    »Gut«, sagte Direktor Hornstein. »Ihr beiden geht auf die Toilette, aber beeilt euch.«
    Als Ike und Felix in die Toilette stolzierten, sah Direktor Hornstein Fadi nachdenklich an. »Ist wirklich alles in Ordnung, Junge?«
    Fadi nickte ein bisschen zu hastig. Bleib ruhig . »Ja, alles okay«, sagte er.
    »Also wenn du Schwierigkeiten hast oder mit jemandem reden möchtest … du weißt, wo mein Büro ist.«
    Fadi nickte und hastete in den Mathekurs.
    Ein paar Minuten nach ihm kamen Ike und Felix ins Klassenzimmer.
    »Ihr seid zu spät!«, schimpfte Mrs Palmer. Ihr lockiges rotes Haar wirbelte um ihren Kopf, während sie an die Tafel schrieb.
    »Direktor Hornstein hat uns erlaubt, auf die Toilette zu gehen«, sagte Ike mit einem dreisten Grinsen.
    Mrs Palmer hielt kurz inne und seufzte. »Okay. Setzt euch.«
    Ike warf Fadi einen finsteren Blick zu und ließ sich auf seinen Platz fallen.
    Fadi öffnete seinen Rucksack und zog seine Mathe­sachen heraus. Da legte Mrs Palmer die Kreide hin und drehte sich zur Klasse um.
    »So, jetzt klappt eure Bücher zu. Es ist Zeit für einen unangekündigten Test.«
    Die Klasse stöhnte. Wie alle anderen nahm Fadi mit zitternden Fingern ein Blatt Papier aus seinem Ordner. Über seinen Tisch gebeugt, machte er sich daran, unechte Brüche zu zerlegen. Er spürte, wie sich die Blicke von Ike und Felix in seinen Rücken bohrten. In Zukunft musste er es tunlichst vermeiden, den beiden über den Weg zu laufen. Was sie sonst mit ihm machen würden, wollte er sich lieber nicht vorstellen.
    Fadi und Anh hatten sich zum Kunstunterricht im Atelier eingefunden und warteten auf Miss Bethune. Anh lehnte sich über den Tisch zu Fadi hinüber und zog einen Stapel Ausdrucke aus ihrem Ordner. »Ich habe ein paar Nachforschungen angestellt«, sagte sie.
    »Was für Nachforschungen?«, fragte Fadi. Er hatte immer noch den morgendlichen Zusammenstoß mit Ike und Felix im Kopf und kam sich vor wie eine Maus, die von Katzen mit

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