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Flucht im Mondlicht

Flucht im Mondlicht

Titel: Flucht im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N. H. Senzai
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Anh einen dankbaren Blick zu. Das würde ihre Chancen sicher verbessern. Mann, sie ist wirklich wie Claudia , dachte er. Im Metropolitan-Museum hatten Claudia und ihr Bruder versucht, das Rätsel um eine Statue zu lösen, die Mrs Basil E. Frankweiler dem Museum verkauft hatte. Als Erstes war Claudia in die Bücherei in der dreiundfünfzigsten Straße gegangen und hatte Nachforschungen über den berühmten Renaissance-Künstler Michelangelo angestellt.
    »Wo ist Jon?«, fragte Fadi und schaute sich nach ihrem fehlenden Partner um.
    »Ach, der kommt heute nicht, weil er sich irgendeinen Virus eingefangen hat«, sagte Anh. Sie zog die Bildbände heraus, die sie ihm in der Bibliothek gezeigt hatte.
    »Oh, so ein Pech«, sagte Fadi. Jon war oft krank, der arme Kerl.
    »Nein, das stimmt nicht«, sagte ein Mädchen, das links von Anh saß. Sie war in Fadis Klasse, aber er wusste nicht mehr, wie sie hieß, nur dass sie die Freundin von Patty war.
    »Was?«, fragte Anh.
    »Ich habe gehört, dass Jon auf dem Heimweg von der Schule von Ike überfallen wurde«, sagte das Mädchen. Ihre Augen funkelten, als sie diese aufregende Neuigkeit erzählte.
    Fadi schluckte. »Ist das wirklich wahr?«
    »Ja«, sagte das Mädchen nickend. »Ravi hat es mit eigenen Augen gesehen. Ike hat Jon seine DVD -Sammlung weggenommen.«
    »Oh, Mann«, sagte Anh. »Ist Jon schlimm verletzt?«
    »Nein, nur mit den Nerven am Ende. Du kennst ihn ja. «
    »Ja«, sagte Anh. Alle wussten, dass Jon leicht zu erschüttern war.
    Armer Kerl , dachte Fadi.
    »Entschuldigt die Verspätung«, sagte Miss Bethune. Sie kam herein und stellte ihre Tasche ab. »Wir müssen heute mit unseren Collagen vorankommen, denn ich möchte dieses Projekt vor dem Erntedankfest abschließen.«
    Fadi klappte das Buch über das Leben im Meer auf und betrachtete die leuchtend bunten Tropenfische. Er staunte und vergaß Jon einen Augenblick, als er sah, wie der Foto­graf einen orange-schwarzen Clownfisch eingefangen hatte, der sich in einer blassen Seeanemone eingenistet hatte. Der Fisch sprang einem förmlich ins Auge.
    Fadi erinnerte sich, was sein Vater ihn gelehrt hatte, während sie auf ihren Wanderungen durch die Berge von Kabul Vogelnester besichtigt und farbige Steine gesammelt hatten. Die drei wichtigsten Elemente eines Fotos waren Einfachheit, Bildaufbau und Beleuchtung.
    Der Fotograf, der das Bild von dem Clownfisch gemacht hatte, hatte auf diese drei Elemente geachtet. Er hatte sich auf einen einzelnen Fisch konzentriert und das Bild nicht mit zu vielen anderen Dingen vollgepackt. Da man unter Wasser kein Teleobjektiv verwenden konnte, hatte er sein Motiv, den Fisch, wahrscheinlich herangezoomt, um den gewünschten Bildausschnitt zu erhalten. Er hatte nach einer Gestaltungsregel, die »der Goldene Schnitt« oder Drittelregel genannt wurde, das Bild in seiner Vorstellung in neun gleich große Kästchen aufgeteilt, als würde er ein Tic-Tac-Toe-Feld daraufzeichnen. Dann platzierte er das Motiv auf oder dicht neben einer dieser gedachten Linien oder auf einem ihrer Schnittpunkte, sodass der orange-schwarze Fisch aus den blassen Tentakeln der Seeanemone hervorstach.
    Fadi wusste, dass bei den meisten guten Fotos das Licht gekonnt eingesetzt wurde. Die besten Bilder entstanden im Morgengrauen, am späten Nachmittag oder in der Abenddämmerung, wenn die tief stehende Sonne kräftige warme Farben und lange Schatten erzeugte. Um die Mittagszeit sollte man nicht fotografieren, weil das Licht dann zu grell war. Das mochte recht kompliziert erscheinen, aber für Fadi war alles klar, sobald er einen Foto­apparat in der Hand hielt und durch den Sucher schaute. Dann brauchte er nur auf den Auslöser zu drücken, um ein tolles Bild einzufangen.
    Nun muss ich nur noch das richtige Motiv finden . Fadi seufzte. Es musste so gut sein, dass es ihn nach Peschawar bringen würde.

Barbies
    Der Parkplatz bei der Moschee war voll, aber ganz hinten fand Habib schließlich eine Lücke und zwängte sein Taxi hinein. »Kommt, bachai «, sagte er zu Fadi und Salmai, die auf dem Rücksitz saßen. »Wir wollen nicht zu spät zum Freitagsgebet kommen.«
    Salmai nickte vergnügt. Er hatte Geburtstag, und Habib hatte versprochen, nach dem Gebet mit den Jungen in ein großes Spielzeuggeschäft zu gehen, um ein Geschenk auszusuchen. Fadi folgte Salmai und seinem Vater über den Parkplatz zu der Moschee mit der blau und golden gefliesten Fassade. Nachzügler zogen ihre Schuhe aus, grüßten ihre Freunde und

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