Flucht in die Oase der Liebe
sie hatte einfach keine Lust, sich von den anderen ständig über ihre Entführung ausfragen zu lassen.
Die zwei Kolleginnen, die ebenfalls entführt worden waren, erzählten, sie seien auf einem Suk gelandet und fast umgehend von der Polizei befreit worden. Leanna sagte nur, dass sie an einen Sultan verkauft und von Amerikanern, die sich geschäftlich in Baslaam aufgehalten hatten, befreit worden sei.
âDu hast recht, Ginny, aber heute Abend bin ich einfach zu erschöpft.â
âHast du wieder Schmerzen im FuÃ, du Ãrmste?â
âJaâ, antwortete Leanna, weil es einfacher war, als ihrer Freundin die ganze Wahrheit zu sagen.
Wenn Leanna vorgab, Cameron und sie hätte nur erotische Anziehungskraft verbunden, betrog sie sich nämlich selbst.
Sie liebte ihn. Er war ein mutiger Mann ohne Herz, aber sie würde ihn immer lieben.
Je eher sie Dallas hinter sich lieÃ, desto besser.
Cameron parkte den Porsche gegenüber vom Hotel, in dem die Ballettgruppe übernachtete.
Den ganzen Abend war er in seinem Büro hin und her gelaufen â unfähig stillzusitzen. Weil er so aufgewühlt war, versagten sämtliche Entspannungsübungen, die er kannte.
Als er bemerkte, dass er alle dreiÃig oder vierzig Minuten auf die Uhr sah, fluchte er leise, griff nach seiner Lederjacke und einigen anderen Dingen und verlieà das Haus.
Eine Weile fuhr er einfach durch die Gegend, raus aus der Stadt, bis er eine verlassene SchnellstraÃe erreichte, die nirgendwo hinführte und die nur Polizisten und Besitzer von Rennwagen kannten. Hier trat er das Gaspedal durch und raste über die StraÃe.
Danach fühlte er sich etwas besser und kehrte nach Dallas zurück.
Mit einem Plan im Kopf, der hoffentlich funktionierte. Ganz sicher konnte man natürlich nie sein, es gehörte immer auch etwas Glück dazu.
Trotzdem war er entschlossen, den Plan in die Tat umzusetzen. Jetzt wartete er ungeduldig vor dem Hotel auf den Anruf des Privatdetektivs.
Und sah ständig nervös auf die Uhr. âKomm schonâ, sagte er ungeduldig vor sich hin. âWieso dauert das denn so lange?â
Leanna DeMarco. So lautete ihr Name. In Boston aufgewachsen, mit derzeitigem Wohnsitz in Manhattan, ausgebildete Balletttänzerin und seit sechs Monaten auf Tournee mit ihrer Truppe.
Der Privatdetektiv hatte ihn am Spätnachmittag mit den wichtigsten Informationen versorgt â Name, familiärer Hintergrund, Name des Hotels und ihre Zimmernummer.
Dann fügte er hinzu, dass sie das Zimmer mit jemandem teilte.
Einen Moment bekam Cameron keine Luft. Bis der Detektiv erklärte: âMit einer Kollegin namens Virginia Adams. Die beiden scheinen gut befreundet zu sein.â
Eine Frau! Cameron atmete erleichtert auf. Allerdings stellte ihn der Umstand, dass Leanna das Zimmer nicht allein bewohnte, vor ein logistisches Problem.
âWie gut sind sie befreundet? Werden sie heute Abend zusammen ausgehen?â
âVermutlich. Sie scheinen gemeinsam durch dick und dünn zu gehen.â
Probleme waren da, um gelöst zu werden. Eine halbe Stunde nach dem Telefonat mit dem Detektiv hatte Cameron alles in die Wege geleitet. Ihm war ein guter Freund eingefallen, der für die Lokalzeitung schrieb. Während des Studiums hatte Cameron mit Rich Williams Football gespielt.
âNur zum besseren Verständnisâ, sagte Rich. âDu willst also, dass ich eine Balletttänzerin interviewe, die hier gerade mit ihrer Truppe gastiert?â
âGenau, und zwar heute Abend nach der Vorstellung.â
âSo, so.â Rich lachte amüsiert. âFrüher hättest du so etwas nicht nötig gehabt, mein Lieber. Da hättest du das Mädchen ohne Hilfe abgeschleppt.â
âSehr witzig!â
âOkay, ich bin dabei. Mir passt das sogar ganz gut ins Konzept, weil ich gerade eine Serie über ungewöhnliche Berufe schreibe.â
âSuper! Führ sie zum Abendessen aus â auf meine Rechnung natürlich â und lenke sie einfach zwei Stunden lang ab.â
âAch? Dann ist sie gar nicht das Mädchen, auf das du es abgesehen hast?â, fragte Rich erstaunt.
âNein, sondern ihre Mitbewohnerinâ, erklärte Cameron. âDu weiÃt ja, wie das ist, Rich: Frauen reisen immer im Doppelpack.â
Sein Freund lachte. âDa ist was dran.â
Alles war vorbereitet. Warum zum Teufel meldete der Privatdetektiv sich
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