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Flucht in die rote Welt

Flucht in die rote Welt

Titel: Flucht in die rote Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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dazu, wo die ganze Stadt verrückt spielt. Nackte Weiber am Strand, Verkehrsstauungen, Gespenster. Wenn Sie mich fragen, das macht die Feuchtigkeit und die Hitze. Ich habe das schon mehr als einmal erlebt.«
    Als sie am Rio waren, sagte Kirby dem Fahrer, daß er nicht warten solle. Das Gebäude sah aus wie eine Kreuzung aus Mount Vernon und einer Pagode. Das Ganze hatte man anschließend zugenagelt und als Testhintergrund für Neonröhren verwendet.
    Die Neonröhren flackerten über drei Sperrholzmädchen, die mindestens zehn Meter hoch aufragten. Die erste war eine Brünette namens Perry Mason. Die mittlere war Bonny Lee. Die dritte hatte den fürchterlichen Namen Pooty-Tat O'Shaugnessy. Alle drei lächelten. Sie trugen keine Kleider. An den strategischen Punkten stand in Leuchtschrift ihr Name. Kirby war entrüstet. Er fühlte sich wie ein kleiner Junge, der seine Schokolade mit der ganzen Klasse teilen mußte.
    Als er die Tür öffnete, schlug ihm ein solcher Lärm entgegen, daß er einen Schritt nach rückwärts tat. Er schwankte durch den Garderobenraum, ohne den komischen Hut und den Stock abzugeben, und betrat den halbdunklen Saal. Kellner hetzten durch die schmalen Lücken zwischen den Tischen. Alle schienen zu schreien, um sich über den Lärm der Band verständigen zu können. Die Twist-Version von »Smoke Gets in your Eyes« war ohrenbetäubend. Die Hälfte der Anwesenden brüllten im Rhythmus: »Go!« Am anderen Ende des Raumes, angestrahlt von Scheinwerfern, stand Miß Pooty-Tat O'Shaugnessy auf einer Plattform. Sie trug ein schläfriges Lächeln, eine Bikinihose in Feigenblattgröße und zwei Silberquasten. Die Quasten rotierten im Rhythmus des Stückes – und zwar jede in einer anderen Richtung.
    »'tschuldigung!« knurrte ein Kellner und schob Kirby zur Seite. Kirby ging an die überfüllte Bar und fand eine winzige Lücke zwischen zwei bulligen Kerlen. Die Bedienung war schnell, der Whisky miserabel und teuer. Als ihm der Barkeeper das Wechselgeld gab, wollte er ihn nach Bonny Lee fragen, aber der Mann schoß sofort zum nächsten Kunden. Pooty-Tat verschwand von der Bühne.
    »Sie is' heute nicht hier«, sagte einer der Bullen.
    »Krach mit den Polypen, hat es geheißen«, meinte der andere.
    »Wie kommt'n das?«
    »Ihr Wagen war in eine krumme Sache verwickelt. Warum ist sie nicht zur Polizei gegangen und hat gesagt, daß man ihr den Karren geklaut hat? Wenn man vor den Kerlen abhaut, lassen sie einen nie mehr in Frieden.«
    Als der Barkeeper Kirbys leeres Glas erwischte, nahm ihn Kirby am Handgelenk. »Wie kann ich mich mit Bonny Lee in Verbindung setzen?«
    Der Mann machte sich los. »Versuch's mal mit 'ner Annonce.«
    Fünf Minuten später klopfte ihm jemand auf die Schulter. Er drehte sich um und sah einen Kellner mit dem Gesicht einer müden Bulldogge. Der Mann machte eine kleine Kopfbewegung, und Kirby folgte ihm. Zehn Schritte von der Bar entfernt blieb er stehen.
    »Wir machen ein kleines Spiel, ja? Ich sage dir einen Vornamen, und du nennst mir den Nachnamen. Bernie?«
    Kirby starrte ihn verständnislos an. Als der Alte sich achselzuckend abwandte, sagte er plötzlich: »Sabbith!«
    »Hätte schneller sein können. Komm mit.«
    Kirby folgte ihm durch eine Küche zu einem Korridor mit vielen Türen. Der Kellner klopfte an eine davon. »Ja?« fragte eine helle Stimme.
    »Ich bin es, Raymond. Ich habe den Kerl, den du suchst.«
    »Laß ihn herein, Freund. Und vielen, vielen Dank.«
    Raymond öffnete die Tür. Kirby betrat einen unglaublich vollgestopften Raum, der von einer grellen Neonröhre erhellt wurde. Pooty-Tat saß auf einer schäbigen Couch, umgeben von Unterwäsche, Zeitschriften, leeren Cola-Flaschen, Schallplatten und anderem Unrat. Sie trug einen blauen Kittel.
    »Setzen Sie sich.« Er setzte sich auf den Schminkhocker. Das Mädchen hatte eine unangenehm exakte englische Stimme.
    »Ehrlich gesagt, mein Freund, so eine Aufmachung hatte ich nicht erwartet. Aber die kleine Narbe saß genau da, wo sie sein sollte. Nehmen Sie doch den verrückten Hut ab, Mister Winter.«
    »Geht es ihr gut?«
    »Das haben Sie hübsch gesagt. Soweit ich es beurteilen kann, geht es ihr blendend.«
    »Wo ist sie?«
    »Alles der Reihe nach, Mister Winter. Ich habe viel über Sie nachgedacht. Wir mögen Bonny Lee schrecklich gern. Wenig Ausbildung natürlich, aber einen großartigen Instinkt. Manchmal allerdings verläßt sie dieser Instinkt, und dann landet sie bei irgendeinem Mistkerl. Dann tun wir, was

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