Flucht Ins Chaos: Ein Pip& Flinx-Roman
deren Arbeit nicht gewürdigt wird, wer kauft sie dann?«
Wissende Augen blickten zu ihm hinauf. »Ess gibt immer Ssammler guter Arbeiten, wie berüchtigt ihre Herkunft auch ssein mag. Obwohl die hierarchische AAnn-Gessellschaft die eigentliche Methodologie der Schöpfung mit Missssfallen betrachtet, isst man im privaten Bereich durchauss bereit, dass Neue, Aufregende und Modische zu akzeptieren. Wie isst ess bei den Menschen?«
»Ich meine, mich an etwas Ähnliches zu erinnern, doch ich glaube, dass im Commonwelth alle Künstler respektiert werden, unabhängig davon, wie kontrovers ihre Kunst auch sein mag.«
»Dann haben Ssie in diesser Hinssicht Glück gehabt.« Sie ließen die ältere AAnn weiter eifrig Gott spielen, eine Rolle, die jeder AAnn-Künstler ebenso wie seine menschlichen oder Thranx-Kollegen anstrebte.
Den restlichen Nachmittag erlebte Flinx als sensorischen Sturzbach. Da gab es die junge, energiegeladene AAnn, die Blumen aus klarem und farbigem Quarz durch eine Kombination aus Kunst und anorganischer Chemie reproduzierte und geruchlose silikate Bouquets entwarf, die umwerfend anzusehen waren. In einem engen, aber hohen Studio erschuf Kaabu der Wilde, wie er von den anderen Ordensmitgliedern genannt wurde, erstaunliche dreidimensionale Konstrukte aus fühlbarer Farbe. Wie ein Verrückter wirbelte er diese durch die Luft und steuerte die daraus resultierenden Eruptionen mit einem Singsang aus musikalischen Befehlen, sodass sich die magnetisierten Farbstoffe in beeindruckenden Kombinationen zusammenschlossen, die man nicht nur ansehen konnte, sondern die es einem ermöglichten, um sie herum, darunter oder hindurchzugehen. Seine Kontrolle über das Medium ließ Flinx ganz demütig werden, der nicht einmal nachvollziehen konnte, wie der Künstler dieses Wunderwerk zusammenfügte - geschweige denn, wie er anstelle eines mehrfarbigen Flecks übereinander gelagerter Farben eine unverkennbare künstlerische Vision erschuf.
Siivagg war eine Sandbildhauerin. Mithilfe spezieller schützender Steuerhandschuhe verdrehte sie farbige Partikel mit der Leichtigkeit und Zärtlichkeit einer Liebenden, die ihren Partner liebkost. Gefangen in geformten Luftwellen waren die Kombinationen aus gefärbtem Sand ständig in Bewegung, sodass das Werk zu keiner Zeit statisch wirkte. In der Kammer neben der ihren verflüssigte und transformierte ein gebeugter AAnn namens Cuurajaa Steine zu seltsamen Mustern aus abstrakten Formen, die sich ständig drehten und ineinander verflochten, als wären sie lebendige Wesen. Während sie weiter den Korridor entlanggingen, begegneten sie den schwebenden Werken von Dooniim dem Müßiggänger. Dessen wundersame Aerogelformen waren von Musik durchdrungen, die nur zu hören war, wenn man die Gebilde mit einer Klaue durchbohrte - in diesem Fall stieß jedes ein individuelles, kurzlebiges Opus aus, bevor es zu Boden sank, um sich mit einem letzten Pianissimo aufzulösen. Dooniims Kompositionen waren ebenso vergänglich wie verzaubernd. Die Harmonien klangen in Flinx' Ohren zwar fremdartig, doch die Fähigkeit, mit der sie erschaffen worden waren, ließ sich nicht leugnen.
Schließlich stellten Führerin und Gast fest, dass sie die verfügbaren Stimulationen bereits im Überfluss genossen hatten. All der Pracht zum Trotz, die er in sich aufgenommen hatte, war Flinx fast erleichtert, als sie zur verbrannten, kargen Oberfläche zurückkehrten und über einen gewundenen Pfad auf den Hauptkomplex zueilten.
»Und Sie alle leben hier draußen in der Wildnis ganz alleine?«
Während sie über Flinx' Frage nachdachte, schlug Chraluuc gedankenverloren mit dem Schwanz nach einem schwebend herumwandernden Fvuorene, woraufhin dieser gegen den felsigen Boden prallte. Obwohl er sich zu diesen Leuten hingezogen fühlte, war Flinx sich stets bewusst, dass zwischen ihnen immer eine Kluft bestehen würde. Eine derart beiläufige Gewalt, wie sie seine Gastgeberin soeben durch die Tötung des harmlosen Fvuorene bewiesen hatte, würde ihm auf ewig fremd bleiben, ebenso wie die Schuppen, die ihren Körper bedeckten, oder die vertikalen Pupillen, die ihn häufig unglaublich neugierig musterten. Auch wenn diese ausgestoßenen AAnn die einzigen Gefährten waren, die er hatte, so konnte er sich doch nicht dazu bringen, etliche ihrer Gewohnheiten anzunehmen.
»Wir bevorzugen diesse Lebenssweise. Ssie erlaubt ess unss, unss ohne die Ablenkungen, die die normale AAnn- Gessellschaft bieten würde, auf unssere Arbeit zu
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