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Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition)

Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition)

Titel: Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Alexander
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Klavierspiel, Miss Curtis", fuhr sie fort. "Lord Duncan ist auch ein großer Musikliebhaber. Seien Sie auf der Hut. In so einem großen Haus hat man nicht nur Freunde."
    "Wie meinen Sie das, Mrs. Fletcher?" fragte Darcey erschrocken.
    "Denken Sie darüber nach", antwortete Mrs. Fletcher und stieg die Treppe hinunter.
    Darcey ging auf ihr Zimmer. Sie zündete die Petroleumlampe an, die auf ihrem Tisch stand. Überrascht griff sie nach der blaßgelben Rose, die neben der Lampe lag. Frederic! dachte sie. Die Rose konnte nur von Frederic sein, aber wie war sie in ihr Zimmer gekommen?
    Die Rose in der Hand setzte sich die junge Frau ans Fenster und blickte in die Nacht. Die Worte der Wirtschafterin hatten geklungen, als wüßte sie über ihre Treffen mit Lord Duncan Bescheid. Wer außer ihr ahnte noch etwas? – Sollte sie überhaupt in dieser Nacht zur Kapelle gehen?
    Kurz nach elf nahm Darcey einen Schal aus dem Schrank und legte ihn sich um die Schultern. Die Nächte waren noch kühl und sie wollte sich nicht erkälten. Behutsam befestigte sie die Rose an ihrem dunklen Satinkleid, dann verließ sie leise ihr Zimmer und huschte zu der Treppe, die in den Park hinunterführte.
    Um zur Kapelle zu gelangen, mußte sie um das Haus herumgehen. Die Ruinen lagen zwischen hohen Eichen in vorderen Teil des Parks. Sie huschte die Auffahrt entlang und bog kurz vor dem Pförtnerhaus in einen schmalen, von Levkojen, Vergißmeinnicht und Narzissen gesäumten Weg ein. Er endete vor einem großen Standbild, das einen der Vorfahren der Denhams zeigte. Hinter dem Standbild wuchsen Haselnußsträucher. Um sie herum lag eine von den Schafen, die hier weideten, kurzgehaltene Wiese.
    Endlich hatte Darcey das Eichenwäldchen mit den Ruinen erreicht. Zwischen den Steinen sah sie ein Licht aufblitzen. Es bewegte sich auf sie zu. "Lord Duncan?!" rief sie ängstlich.
    "Was wäre, wenn ein anderer ebenfalls ein Rendezvous hier hätte?" fragte er amüsiert und trat zur ihr. Im Licht der Laterne sah sie, wie seine Augen vor Vergnügen blitzten.
    "Machen Sie sich ruhig lustig über mich, Lord Duncan", klagte sie ihn an. "Ich muß verrückt sein, mich so oft mit Ihnen zu treffen."
    "Verrückt oder verliebt", stellte er fest. "Was ist Ihnen lieber, Miss Curtis?" Er stellte die Laterne auf eine der geborstenen Mauern. "Ich sehe, Sie tragen meine Rose."
    "Wie ist es Ihnen gelungen, sie in mein Zimmer zu legen?"
    "Das wird auf immer mein Geheimnis bleiben." Er blickte ihr in die Augen. "Lieben Sie Geheimnisse, Miss Curtis? – Ja, Sie lieben Geheimnisse. Wissen Sie, daß ich mich schon bei unserer ersten Begegnung in Sie verliebt habe?"
    Darcey senkte den Kopf. "Sagen Sie so etwas nicht", bat sie. "Sie bringen uns beide in Schwierigkeiten."
    Frederic legte seine Hände sanft auf ihre Schultern. "Meine liebe Miss Curtis", entgegnete er, "befehlen Sie dem Wind, nicht über die Felder zu streifen, verbieten Sie der Nachtigall zu singen. Genauso wenig wie das geht, können Sie mir verbieten, Sie zu lieben. Und Sie können auch nicht Ihrem Herzen befehlen, nicht für mich zu schlagen." Als sie nicht antwortete, forderte er: "Sag, daß du dich nicht in mich verliebt hast, Anabel."
    Jetzt wäre die beste Gelegenheit gewesen, ihm die Wahrheit zu gestehen. Darcey brachte es nicht fertig. Sie fürchtete seine Verachtung. Sie wußte, sie würde es nicht ertragen können, wenn er sich von ihr wandte.
    "Ich liebe dich, Anabel", sagte Frederic und schloß sie in die Arme. "Ich liebe dich." Er nahm ihr Gesicht sanft in beide Hände und küßte sie.
    * * *
    Kate, die Zofe Lady Violettes, hatte in der vergangenen Nacht nicht schlafen können, deshalb war sie aufgestanden und hatte sich auf die Fensterbank gesetzt. Im Schein des Mondlichts hatte sie gesehen, wie Darcey lange nach Mitternacht nach Hause gekommen war. Sie hatte sich aus ihrem Zimmer geschlichen, das neben dem Schlafzimmer Lady Violettes lag, und war in den zweiten Stock hinauf gehuscht, um sich davon zu überzeugen, ob es tatsächlich die Gouvernante war, die heimkehrte. Auf dem Rückweg wäre sie fast mit Lord Duncan zusammengestoßen. Gerade noch im letzten Moment hatte sie sich hinter einem Schrank verbergen können.
    Ihr Vater, dem die Stallungen unterstanden, hatte ihr am späten Nachmittag des Vortags erzählt, daß sich Lord Duncan und Miss Curtis keineswegs gleichgültig zu sein schienen. Ihr selbst war auch schon aufgefallen, wie sich die beiden ansahen, wenn sie sich unbeobachtet glaubten.
    Kate

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