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Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition)

Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition)

Titel: Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Alexander
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Ihr war wohl bewußt, daß es verboten war, was sie tat, dennoch konnte sie der Versuchung nicht widerstehen.
    Neugierig blickte sich Elizabeth in Darceys Zimmer um. Sie war noch nicht oft hier gewesen. Ihre Gouvernante ließ sich manchmal vom Kutscher, wenn er zu Besorgungen in die Stadt fuhr, kandierte Früchte mitbringen. Ob noch welche in der Schachtel lagen, aus der ihr die junge Frau vor zwei Tagen ein paar Süßigkeiten gegeben hatte?
    Das kleine Mädchen suchte erst im Nachttisch, danach im Schreibtisch nach der Schachtel. Es öffnete Schublade für Schublade. In der untersten fand Elizabeth schließlich etwas, was ihr Interesse erregte: Darcey Schmuckkästchen.
    Als Maud nach zwanzig Minuten in das Spielzimmer zurückkehrte, saß Elizabeth im Spiel vertieft vor ihrem Puppenhaus. Die Kette, die das kleine Mädchen um den Hals trug, bemerkte sie nicht.
    An diesem Tag tat Lady Denham etwas, was nur höchst selten vorkam. Sie entschloß sich, ins Spielzimmer hinaufzugehen, um ihre Tochter zu einem Spaziergang abzuholen. Ihr Gatte, der kurz nach dem Lunch aus London zurückgekehrt war, hatte sich in sein Schlafzimmer zurückgezogen, um eine Stunde zu ruhen.
    Maud sprang erschrocken von dem Stuhl auf, auf dem sie saß, und knickste. "Mylady, kann ich etwas für Sie tun?" fragte sie. "Mrs. Hill fühlt sich nicht wohl, deshalb kümmere ich mich um Miss Elizabeth."
    Elizabeth rannte ihrer Mutter entgegen und schmiegte sich an sie. "Spielst du mit mir, Mummy?" Sie griff nach der Hand ihrer Mutter und führte sie zu ihrem Puppenhaus. "Du kannst die Gouvernante sein."
    "Nein, Elizabeth, ich möchte mit dir spazierengehen. Nimm deinen Reifen mit."
    "Gut." Elizabeth nickte.
    Lady Violette wandte sich an Maud: "Holen Sie bitte Miss Elizabeths Sonnenhut."
    "Sofort." Maud ging ins Schlafzimmer hinüber.
    Lady Violette beugte sich über ihre Tochter. "Was trägst du denn da für eine Kette, Elizabeth?" fragte sie und griff nach den Saphiren, die um den Hals der Kleinen hingen.
    Elizabeth erschrak zutiefst. Sie hatte völlig vergessen, daß sie noch die Kette trug, die sie im Schmuckkasten ihrer Gouvernante gefunden hatte. Schuldbewußt senkte sie die Augen. "Ich hätte sie nicht nehmen dürfen, Mummy", sagte sie. "Ich wollte sie nicht stehlen, ganz bestimmt nicht."
    "Woher hast du die Kette?" Lady Violette griff unter das Kinn ihrer Tochter und hob es an. "Elizabeth!"
    Maud, die mit dem Hut aus dem Nebenzimmer kam, blieb erschrocken stehen.
    "Aus dem Zimmer von Miss Curtis", flüsterte Elizabeth fast tonlos. "Ich wollte nur mit ihr spielen, Mummy." In ihren Augen glänzten Tränen.
    "Maud, holen Sie sofort Mrs. Fletcher und Mr. Rice", befahl Lady Violette und nahm ihrer Tochter die Kette ab. "Und kein Wort zum übrigen Personal. Sollte mir da irgendein Klatsch zu Ohren kommen, sind Sie die längste Zeit auf Denham Manor gewesen."
    Maud eilte eingeschüchtert aus dem Zimmer.
    Lady Violette griff nach ihrer vor sich hin schluchzenden Tochter. "Hat Miss Curtis noch mehr Schmuck in ihrem Zimmer?" fragte sie. "Antworte, Elizabeth?"
    "Ja, in einem Schmuckkästchen im Schreibtisch." Elizabeth rieb sich die Augen. "Nicht Daddy sagen, Mummy", bettelte sie. "Bitte, nicht Daddy sagen."
    "Tut mir leid, Elizabeth, dein Vater wird davon erfahren", antwortete Lady Violette. "Was du getan hast, ist nicht zu entschuldigen." Sie nahm ihre Tochter bei der Hand und führte sie ins Schulzimmer. "Setz dich an deinen Tisch und bleib dort sitzen, bis du gerufen wirst."
    "Mummy..."
    "Setz dich an den Tisch." Lady Violette schob Elizabeth in Richtung ihres Arbeitstisches. "Ich will kein Wort mehr hören." Sie ging hinaus und schloß die Tür hinter sich.
    Mrs. Fletcher und Mr. Rice kamen ihr entgegen. "Ist etwas passiert, Mylady?" fragte der Butler. "Maud macht einen ziemlich verstörten Eindruck."
    "Ja, es ist etwas passiert", antwortete Lady Violette und gab ihm die Kette, die Elizabeth getragen hatte. "Ich muß Sie leider bitten, das Zimmer von Miss Curtis zu durchsuchen. Miss Elizabeth sprach von einem Schmuckkästchen, das im Schreibtisch steht. Bringen Sie das Schmuckkästchen in den Salon hinunter."
    Kurz vor sechs kehrte Darcey nach Denham Manor zurück. Sie hatte einen schönen Tag in Launceston verbracht und freute sich schon darauf, Elizabeth das bunte Haarband zu geben, das sie für die Kleine gekauft hatte.
    Mr. Rice kam ihr in der Halle des Hauses entgegen. "Sie möchten bitte sofort in die Bibliothek kommen, Miss Curtis", sagte er.

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