Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition)
ist unbewohnt. Rice wird die Fenster des Zimmers zunageln. Mrs. Fletcher wird Miss Marlow mit dem notwendigen Essen versorgen." Er wies mit dem Finger auf Darcey. "Und glauben Sie nicht, daß Sie Mrs. Fletcher überreden können, die Tür Ihres Zimmers nicht richtig zu verschließen. Sie ist uns treu ergeben."
"Warum lassen Sie mich nicht einfach abreisen, Lord Denham?" fragte Darcey wider besseres Wissen. "Ihrer Familie ist kein Schaden entstanden. Ich..."
"Schweigen Sie, Miss Marlow!" fiel ihr Lord Denham ins Wort. "Ich könnte Sie auch nach Tintagel bringen lassen, um Sie dort der Polizei zu übergeben. Eine Zelle dürfte nicht so komfortabel sein wie ein Zimmer auf Denham Manor. Was Sie getan haben, ist absolut unverzeihlich."
Er zog am Klingelzug. Gleich darauf trat Mr. Rice in die Bibliothek. "Wie sich herausgestellt hat, handelt es sich bei dieser jungen Frau um eine Betrügerin, die sich unter falschem Namen in unser Haus eingeschlichen hat, Rice", sagte er. "Nehmen Sie Miss Marlow in Gewahrsam und sperren Sie sie in eine der Vorratskammern, danach kommen Sie zu mir, um weitere Anweisungen entgegenzunehmen."
"Kommen Sie, Miss Marlow", sagte Mr. Rice mit unbewegter Miene. Er griff nach Darceys Arm.
"Und noch eines, Miss Marlow", wurden sie von Lord Denham aufgehalten. "Versuchen Sie nicht, sich gegen Rice zu wehren. In Ihrem eigenen Interesse sollten Sie dafür sorgen, daß das übrige Personal nichts von Ihrem schändlichen Verhalten erfährt. Wie gesagt, ich kann Sie auch der Polizei übergeben."
Darcey antwortete ihm nicht. Stumm verließ sie mit dem Butler die Bibliothek. Es war aus! Sie konnte sich nicht vorstellen, eine zweite Chance zu bekommen. Man würde sie nach Norwich zurückbringen und ihrem Onkel überantworten. Die Angst vor der Zukunft, die sie erwartete, raubte ihr fast den Verstand.
* * *
Lord Duncan kehrte aus Wales zurück. In den Wochen, die er dort verbracht hatte, war kein Tag vergangen, an dem er nicht an Anabel gedacht hatte. Mehrmals war er versucht gewesen, ihr zu schreiben, doch sie hatten ja vereinbart, keine Verbindung miteinander aufzunehmen und in den Briefen, die ihm seine Schwester geschrieben hatte, hatte sie kein Wort von Elizabeths Gouvernante erwähnt.
Am Morgen nach seiner Rückkehr ritt er nach Denham Manor, um seiner Schwester und seinem Schwager, der wie er wußte, den Juli auf seinem Besitz verbringen wollte, seine Aufwartung zu machen. Und natürlich wollte er Anabel sehen und ihr sagen, daß er bereit war, den Kampf mit seiner Familie aufzunehmen.
"Wie geht es Ihnen, Mr. Rice?" erkundigte er sich, als ihm der Butler in der Halle des Hauses den Hut und die Handschuhe abnahm.
"Danke gut, Lord Duncan", erwiderte Mr. Rice würdevoll. "Die Herrschaften frühstücken auf der Terrasse. Soll ich ein weiteres Gedeck auflegen lassen?"
"Wenn meine Schwester und Ihr Gatte noch beim Frühstück sind, werde ich erst einmal meiner Nichte einen Besuch abstatten", meinte Frederic. "Ich vermute, Miss Elizabeth und Miss Curtis sind im Schulzimmer."
Der Butler räusperte sich. "Bevor Sie ins Schulzimmer gehen, sollten Sie lieber mit Lord Denham sprechen, Lord Duncan", sagte er. "Lord Denham wird Ihnen..."
"Ist etwas passiert?" unterbrach ihn der junge Mann, statt jedoch die Antwort des Butlers abzuwarten, eilte er bereits die Treppe hinauf. Er brauchte in den zweiten Stock keine zwei Minuten. Ohne anzuklopfen riß er die Tür des Schulzimmers auf. Sein Blick fiel auf Elizabeth, die an ihrem Tisch saß und Buchstaben nachschrieb. Ihre Nanny beaufsichtigte sie.
"Onkel Frederic!" Elizabeth rutschte vom Stuhl und warf sich in seine Arme. "Endlich bist du zurück, Onkel Frederic." Sie schmiegte sich an ihn.
"Wo ist Miss Curtis, Elizabeth?" Er blickte über Elizabeths Kopf zu Mrs. Hill, die aufgestanden war. "Hat Miss Curtis ihren freien Tag, Mrs. Hill?"
"Miss Curtis ist nicht mehr bei uns, Lord Duncan", erwiderte das Kindermädchen. "Es ist uns verboten worden, ihren Namen auch nur zu erwähnen." Sie senkte den Kopf.
"Mummy und Daddy sind schrecklich böse auf Miss Curtis", flüsterte Elizabeth. "Es ist meine Schuld. Ich habe etwas Böses getan und dann ist Miss Curtis weggeschickt worden." In ihren Augen glänzten Tränen. "Ich hätte die Kette nicht nehmen dürfen." Sie schmiegte sich erneut an ihren Onkel.
"Welche Kette?" fragte Frederic.
"Die Kette aus ihrem Schmuckkasten", sagte Elizabeth.
"Was wissen Sie darüber, Mrs. Hill?"
"Bitte, Lord Duncan, fragen Sie Lady
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