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Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition)

Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition)

Titel: Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Alexander
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ihr Abstand, was vermutlich an der tiefschwarzen Kleidung lag, die sie trug.
    Seit dem Tod ihrer Mutter waren fast zwei Monate vergangen. Diana konnte nach wie vor nicht fassen, daß sie innerhalb weniger Wochen ihre Eltern und ihre Brüder verloren hatte. Auch wenn sie versucht hatte, sich abzulenken, es war ihr nicht gelungen. Manchmal kam es ihr vor, als sei jegliches Lachen in ihr ausgelöscht.
    Gegen zwei Uhr öffnete die junge Frau den Imbißkorb, den ihr Abigail Coleman mitgegeben hatte. Er enthielt Brot, ein gebratenes Hühnerbein und Kuchen. Hungrig begann Diana zu essen.
    Es dunkelte bereits, als der Zug Canterbury erreichte. Zusammen mit den übrigen Fahrgästen stieg Diana aus. Mit Hilfe eines Bahnbeamten erhielt sie ihr Gepäck. Er sorgte auch dafür, daß es auf den Karren eines Gepäckträgers geladen wurde.
    "Ich muß nach Sandwich", sagte sie zu dem älteren Mann.
    "Die Kutsche nach Sandwich fährt in einer halben Stunde", erwiderte er. "Bitte kommen Sie mit, Miss." Er steuerte seinen Karren zum Ausgang des Bahnhofs. Diana hatte Mühe, ihm zu folgen.
    Die Gaslaternen auf dem Vorplatz des Bahnhofs tauchten die Umgebung in gespenstisches Licht voller Schatten. Trotz der späten Stunde herrschte geschäftiges Treiben. Es gab sogar noch ein paar Händler, die Blumen, heißen Tee und kleine, runde Kuchen verkauften. Der verführerische Duft, der vom Kuchenstand ausging, erinnerte Diana daran, daß sie seit dem Mittag nichts gegessen hatte.
    Bis Sandwich waren es noch fast zwanzig Kilometer. Diana wollte schon zum Kuchenstand gehen, als sie es sich anders überlegte. Es hatte keinen Sinn, das Gepäck allein zu lassen. Diebe gab es sicherlich nicht nur in London.
    Wenig später saß die junge Frau in der Kutsche. Sie hatte Glück gehabt, noch einen Platz zu bekommen. Eingezwängt zwischen zwei beleibten Damen, fuhr sie Sandwich entgegen. Es war inzwischen so dunkel, daß sie durch das Kutschenfenster nichts mehr von der Landschaft erkennen konnte, doch je näher sie dem Meer kamen, um so frischer wurde die Luft.
    Nach einer fast endlosen Fahrt erreichten sie die Poststation von Sandwich. Diana stieg aus. Ihre Beine und Arme fühlten sich so steif an, als hätte sie den ganzen Tag in der Kutsche verbracht. Der Wind, der vom Meer kam, zerrte an ihrer Kleidung. Irgendwo schlug eine Turmuhr Mitternacht.
    "Werden Sie erwartet, Miss?"
    Diana wandte sich dem alten Mann zu, der sie angesprochen hatte. "Ja, ich werde erwartet", antwortete sie, "allerdings nicht abgeholt. Ich bin auf dem Weg zu Mrs. Mary Jones." Sie nannte den Namen der Straße, in der Mary Jones lebte.
    "Ich kann Sie zu Mrs. Jones bringen, Miss." Der Alte wies auf den klapprigen, von einem Esel gezogenen Wagen, der im Hof der Poststation stand.
    "Das wäre sehr nett von Ihnen." Diana nahm ein Geldstück aus ihrer Tasche und drückte es ihm in die Hand.
    "Herzlichen Dank, Miss." Der Kutscher griff nach ihrem Koffer, um ihn zum Karren zu bringen. "Mrs. Jones ist eine herzensgute Frau", sagte er, als sie durch das mittelalterliche Stadttor von Sandwich fuhren. "Meine Enkelin Lucy hat bei ihr das Nähen gelernt. Vor einigen Wochen hat Lucy geheiratet. Ihr Mann ist Fischer." Er sah sie von der Seite an. "Werden Sie lange in Sandwich bleiben, Miss?"
    "Ich weiß noch nicht", antwortete Diana und ließ ihren Blick die Straße entlang wandern. Zu dieser späten Stunde waren kaum noch Leute unterwegs. Es war so ruhig, daß das Rattern des Wagens auf dem groben Pflaster der Straßen in ihren Ohren dröhnte.
    Das Haus, in dem Mary Jones lebte, stand in der Nähe der St. Clements-Kirche. In seinem Untergeschoß brannte noch Licht. Kaum hatte der Wagen vor der Haustür gehalten, trat auch bereits eine in einen wollenen Umhang gehüllte Frau auf die Straße.
    "Da bringe ich Ihnen Ihren Gast, Mrs. Jones", sagte der alte Mann. Er sprang vom Bock und hob den Koffer von der Ladefläche des Wagens.
    "Herzlichen Dank, Mr. Blake." Mary Jones reichte der jungen Frau die Hand und half ihr beim Absteigen. "Du wirst sehr müde sein, Diana", meinte sie. "Von London nach Sandwich ist fast eine Weltreise."
    "Ich bin in der Tat sehr müde, Mrs. Jones", antwortete Diana. Sie bedankte sich bei dem alten Mann, der aufsaß und in die Nacht hinaus fuhr.
    Gemeinsam trugen sie das Gepäck ins Haus. Mary Jones stellte Dianas Reisetasche neben der schmalen Treppe ab, die ins erste Obergeschoß führte. "Auf dem Herd steht eine warme Suppe für dich. Ich habe sie extra warmgehalten. Oder

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