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Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition)

Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition)

Titel: Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Alexander
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wurden. Es handelte sich um einen hellen, freundlichen Raum, der Licht von drei Fenstern erhielt. In den hohen Regalen, die eine ganze Wand einnahmen, lagen Stoffballen verschiedener Qualität, Größe und Farben. In einem Schrank standen Kästen mit Knöpfen und Garnen. Am meisten begeisterte Diana jedoch die Langschiff-Nähmaschine, die vor einem der Fenster stand. Es handelte sich um das neueste amerikanische Model.
    "Was würde mein Onkel darum geben, mit dieser Maschine nähen zu dürfen", sagte sie zu Mary Jones gewandt und strich über den schlanken, schwarzen Körper der Maschine, auf der in goldfarbenen Lettern der Name 'Elias Howe' prangte. "Unsere Maschinen sind über zehn Jahre alt."
    "Meine Maschine auch", antwortete Mary Jones. "Und es ist schon ein Unterschied, mit einem neuen Modell arbeiten zu können, oder sich mit einem alten abplagen zu müssen." Sie wies zum Bügeltisch und dem Regal neben ihm, auf dem mehrere Bügeleisen aus poliertem Messing standen. Auch bei ihnen handelte es sich um die neusten Modelle. "Also sollten wir unsere schlechte Unterkunft vergessen. Um die Bedingungen, unter denen wir auf Baxter Hall arbeiten, würden uns die meisten Näherinnen beneiden."
    Diana trat ans Fenster und blickte in den Park hinunter. Sie sah dort eine ältere Frau mit einem Kind spielen, das ein blaues Kleid und bis über die Knöchel reichende Stiefelchen trug. Am Schnitt des Kleides erkannte sie, daß es sich bei dem Kind um einen Jungen handelte.
    "Ist das David?" fragte sie, ohne das Kind aus den Augen zu lassen.
    Mary Jones trat neben sie. "Ja, das ist Master David", antwortete sie. "Für ihn wird die Rückkehr Andrew Baxters ein Segen sein. Von seinem Großvater wird er sehr verwöhnt, doch Mrs. Baxter und ihr Gatte haben nicht viel für ihn übrig. Immerhin wird Master David eines Tages den ganzen Besitz erben und nicht ihre eigenen Kinder."
    "Susans Kind müßte jetzt genauso alt wie David sein", meinte Diana tief in Gedanken. "Ob David jemals erfahren wird, daß er einen Halbbruder oder eine Halbschwester hat?"
    "Zerbrechen wir uns darüber nicht den Kopf, Diana", mahnte Mary Jones. "Es ist Zeit für den Lunch. Wir sollten hinuntergehen und die anderen nicht auf uns warten lassen."
    Diana warf einen letzten Blick in den Park. Kind und Kindermädchen waren verschwunden. Unter demselben Apfelbaum, unter dem sie eben noch miteinander gespielt hatten, tummelten sich zwei Hunde.
    Der Speiseraum des Personals lag neben der riesigen Küche des Anwesens im Souterrain. Als die beiden Frauen nach unten kamen, war eines der Küchenmädchen dabei, den Tisch zu decken. Nach und nach versammelte sich das gesamte Hauspersonal, außer der Nanny, die mit Master David im Kinderzimmer aß, um den Tisch. Mary Jones, die allen wohl bekannt war, stellte Diana vor. Die junge Frau wurde von den anderen freundlich aufgenommen. Als man hörte, daß sie bis vor wenigen Tagen in London gelebt hatte, wurden ihr unzählige Fragen gestellt. Bis auf Mr. Damery, den Butler, war noch keiner der anderen jemals in London gewesen.
    "Hast du schon einmal Ihre Majestät gesehen und Prinz Albert?" erkundigte sich die vierzehnjährige Bess, die den größten Teil des Tages in der Spülküche verbrachte. Mit großen Augen starrte sie Diana an.
    "Nein, noch nie", antwortete die junge Frau.
    "Ich hätte für mein Lebtag gern gewußt, ob Ihre Majestät wirklich so dick ist wie man sagt", meinte Bess. "Es heißt..."
    "Bess, halt den Mund!" fiel ihr der Butler schneidend ins Wort. "Derartige Reden gehören sich nicht in diesem Haus."
    Bess zuckte erschrocken zusammen und widmete sich nur noch ihrem Essen. Von Zeit zu Zeit warf sie einen ängstlichen Blick zu Mr. Damery, doch der hatte sie längst vergessen.
    Nach dem Lunch kehrten Mary Jones und Diana über die Hintertreppe in die Nähstube zurück und begannen mit den Vorbereitungen für ihre Arbeit. Zudem wartete ein Korb mit Flickwäsche auf sie. Während Diana sorgfältig Handtücher stopfte, dachte sie an Andrew Baxter. Sie hatte die Hoffnung nicht aufgegeben, daß Susan ihm nach Indien gefolgt war. Vielleicht kehrten sie und ihr Kind mit demselben Schiff wie er zurück. Ihre Sehnsucht Susan wiederzusehen, wurde mit jedem Tag größer.
    "Für Männer wie Andrew Baxter ist ein Mädchen aus unseren Kreisen nicht mehr als ein Abenteuer", hatte ihr Onkel gemeint. "Im allerbesten Fall wird er Susan etwas Geld gegeben haben. Auf keinem Fall wird sie auf seinem Besitz leben und vermutlich

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