Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition)
bewies das Gegenteil. David sah genauso aus wie Andrew und sein Bruder in ihrer Kindheit. – Sein Bruder? Sie erschrak zutiefst. Sollte Robert Baxter Davids Vater sein?
"Nach dem Tod meiner Frau beauftragte ich einen Londoner Freund, Susan aufzusuchen und ihr einen Brief von mir zu übergeben", fuhr Andrew fort. "Mein Freund schrieb mir, Ihr Vater hätte ihm gesagt, Susan sei längst verheiratet und aus London fortgezogen." Aufstöhnend griff er sich an den Kopf. "Und ich glaubte es! Ich glaubte es!"
Diana spürte das tiefe Verlangen, ihn in die Arme zu nehmen. Andrew Baxter hatte ihre Schwester aufrichtig geliebt, davon war sie überzeugt. "Wo ist Susan?" fragte sie. "Sie wollte mir schreiben. Ich habe nie einen Brief von ihr erhalten. Wohin kann sie sich gewandt haben, nachdem sie erfahren hat, daß Sie auf dem Weg nach Indien sind?"
Er trat zu ihr und legte ihr von hinten die Hände auf die Schultern. "Ich werde alles tun, um Susan zu finden, Diana", versprach er. "Susan und mein Kind."
"Hoffentlich haben Sie damit mehr Erfolg als ich", meinte sie. "Ich mache mir solche Sorgen um Susan."
"Jetzt sind Sie nicht mehr allein", sagte er. "Weshalb haben Sie mich überhaupt aufgesucht? Bestimmt nicht, um mit mir über Ihre Schwester zu sprechen?"
"Es geht um Master David." Diana stand auf. "Er mag Ihr Sohn sein oder nicht, Sir, Master David braucht Hilfe. Seit Master Richard auf der Welt ist, fühlt er sich völlig verlassen. Miss Hadfield kann sich kaum noch um ihn kümmern und Ihre Schwägerin möchte das auch nicht." Sie sah ihn eindringlich an. "Es liegt in Ihrer Macht, etwas für Master David zu tun. Wenn Sie verlangen, daß für Master Richard ein neues Kindermädchen eingestellt wird, wird Ihr Vater dem zustimmen."
"Ihnen liegt sehr viel an David."
"Ja."
"Gut, dann werden Sie bis zum Eintreffen der Gouvernante für David sorgen, Diana", bestimmte er. "Das heißt, wenn Sie damit einverstanden sind, denn soviel ich weiß, wollten Mrs. Jones und Sie übermorgen Baxter Hall verlassen."
"Sie vertrauen mir Ihren Sohn an, Sir?" fragte Diana fassungslos. "Ja, ich würde sehr gern für Master David sorgen." Sie ahnte nicht, wie ihre Augen zu strahlen begannen, doch Andrew Baxter bemerkte es.
"Sie lieben David", meinte Andrew Baxter. "Was könnte sich ein Kind mehr wünschen, als ein Kindermädchen, das ihm von Herzen zugetan ist?" Er trat an die Staffelei. "Außerdem ist es gut, Sie in meiner Nähe zu haben, Diana, immerhin haben wir ein gemeinsames Ziel."
* * *
Mary Jones saß an der Nähmaschine und legte letzte Hand an einen Bettbezug, den sie genäht hatte. Sie blickte auf, als Diana in die Nähstube trat. "Du bist ja völlig erhitzt, Kind", meinte sie. "Wo bist du denn gewesen? Hoffentlich hast du nicht irgend etwas Dummes angestellt."
Diana griff nach ihren Wangen. Sie glühte tatsächlich! Sorgfältig schloß sie die Tür hinter sich, bevor sie sagte: "Ich habe mit Andrew Baxter gesprochen." Sie nahm sich einen Stuhl und setzte sich zu Mary Jones an die Nähmaschine, um ihr von ihrem Gespräch mit Andrew zu berichten.
"Susan muß sehr verzweifelt gewesen sein, als sie hörte, daß Mister Baxter auf dem Weg nach Indien ist", sagte sie. "Wohin kann sie sich nur gewandt haben? Wer stellt schon ein Mädchen ein, das ein uneheliches Kind erwartet? Meistens bleibt für Frauen in ihrer Situation nur das Armenhaus."
Mary Jones drückte Dianas Hand. "Wollen wir es nicht hoffen. Auf jeden Fall besteht gute Aussicht, deine Schwester zu finden, Diana. Mister Baxter wird sicher nichts unversucht lassen."
"Ja, das glaube ich auch." Diana berichtete ihr von seinem Angebot, vorläufig als Nanny für David auf Baxter Hall zu bleiben.
"Das freut mich für dich und für Master David. Dir wäre es sehr schwer gefallen, Master David allein zu lassen." Die Schneiderin blickte ihr prüfend ins Gesicht. "Aber das ist es nicht allein. Schau mir in die Augen, Diana. Hast du dich etwa in Andrew Baxter verliebt?"
Die junge Frau schrak zusammen. "Ich habe ihn sehr gern, auch wenn er so abweisend ist", gestand sie.
"Kind, Kind, mach nicht denselben Fehler wie deine Schwester. Mädchen aus unseren Kreisen schaffen es nur selten die Vordertreppe der Herrenhäuser zu benutzen. Sie dienen den Herren höchstens als Zeitvertreib."
"Keine Angst, Mrs. Jones, Andrew Baxter liebt nur meine Schwester", versicherte Diana. "Im übrigen soll niemand erfahren, daß ich Susans Schwester bin. Mr. Baxter meint, es sei besser."
"Womit er mir
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