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Flucht ins Ungewisse

Flucht ins Ungewisse

Titel: Flucht ins Ungewisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. R. Terrie
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mich so zu ihr, dass sie am Rücken von den Rohren gestützt wurde. Mit einer Hand suchte ich Halt, nahm ihr Gesicht mit der anderen und drückte meine Lippen auf ihre, zwang sie ihren Mund zu öffnen. Sie riss ihre Augen auf und ihre Hand schoss zu meinem Handgelenk hoch, hielt es mit minderer Kraft fest. Sie starrte mich benommen an, wehrte sich nicht, als ich ihr etwas von meiner Luft gab.
    Jetzt, da ich ihr so nahe war, begann mein Körper nur noch mehr zu kribbeln. Ich spürte, dass mein Blut in ihren Venen floss. Unsere Herzen schienen im völligen Einklang zu schlagen. Es war nur ein kurzer Moment, wie der Flügelschlag einer Fliege. Doch ich fühlte mich in einer Ewigkeit gefangen.
    Ihr Griff um mein Handgelenk wurde fester, worauf ich mich von ihr löste und wir uns verwirrt ansahen. Sie musste dasselbe gespürt haben.
    Etwas in meinem Inneren verpasste mir einen kräftigen Schlag. Mein Körper verlangte nach Luft, die ich nicht mehr hatte.
    Ich stieß mich mit den Füßen von dem eisernen Gestell ab und brach kurz darauf durch die Wasseroberfläche. Lange würde auch ich das nicht mehr durchhalten.
    „Ihr Fuß … klemmt fest …“, keuchte ich, als ich am Ufer ankam. „Kein Plan … wie ich sie da rausholen soll …“
    Nick kniete vor mir und hatte eine konzentrierte Miene aufgesetzt „Wie sieht es da unten aus?“
    Ich erklärte ihm die Konstruktion, die Loras Fuß festhielt.
    „Ist sie noch bei Bewusstsein? Sie dürfte doch kaum noch Luft haben.“
    „Sie wird noch ’ne Minute durchhalten, aber das war’s dann …“ Den wesentlichen Rest der kleinen Geschichte ließ ich weg.
    „Gut“, sagte er, stand auf und zog Schuhe und Hemd aus. „Vielleicht schaffen wir es ja zu zweit.“
    Bevor ich es zu einem Widerspruch schaffte, sprang er samt Baseballschläger ins Wasser und war weg. Auch ich tauchte wieder hinunter.
    Nick war erstaunlicherweise als Erster bei Lora. Sie schien jedoch nicht daran interessiert zu sein, auch ihn so zu attackieren wie mich. Verstand sie, dass wir ihr nur helfen wollten?
    Nick rammte – nachdem er sich tastend ein Bild von allem gemacht hatte – den Schläger unter eines der Rohre, stemmte beide Beine gegen das andere und zog daran wie an einem Hebel. Ich versuchte ihm zu helfen, indem ich meine Hand unter das Rohr schob und ebenfalls daran zog. Das, was wir hier machten, war nicht nur bloße Kraftanstrengung, die bis auf die Sehnen wehtat. Es war auch lebensgefährlich. Und das wussten wir beide. Trotzdem gaben wir nicht nach. Immer wieder verloren wir etwas von unserer Luft und kamen dem Punkt des Erstickens näher und näher.
    Doch dann machte das Rohr plötzlich einen Ruck. Ich zog fester, bis mein Handgelenk taub wurde. Aber das war mir egal. Lora konnte hier ersticken, wenn ich hier und jetzt anfangen würde, auf die Wehklagen meines Körpers einzugehen.
    Noch ein Ruck und Loras Fuß glitt aus der kleinen Lücke, die wir geschaffen hatten. Mein Arm pochte, als ich das Rohr losließ. Mit dem anderen Arm umschlang ich ihre Taille und zog sie hoch, bis wir durch das Wasser brachen. Ich bekam noch keine Gelegenheit, mich richtig zu orientieren, wo das Ufer überhaupt war, als ich mit dem Rücken gegen eine der eisbergartigen Gebilde getrieben wurde. Ich konnte förmlich spüren, wie mir ein Teil der Haut meines Rückens sprichwörtlich abgezogen wurde. Ich biss mich in die Wange und schluckte den Schmerz hinunter.
    Etwas vorsichtiger bewegte ich mich auf das Ufer zu und hievte Lora schließlich auf die fahle Grünfläche. Zuerst blieb sie flach atmend liegen, doch dann begann sie zu husten, spuckte Wasser. Sie zitterte und hielt sich ihren blutroten Arm.
    Ich zog mich an Land. Nick kletterte als Letzter aus dem Wasser und rang nach Luft.
    Ich kroch auf allen vieren näher zu Lora heran. Ohne große Anstrengung riss ich den Ärmel meines Shirts herunter und verwendete ihn als Verband für Loras Arm. Die Wunde sah nicht tief aus, dennoch blutete sie unaufhörlich. Es war ein Wunder, dass sie noch nicht an einem Schock gestorben war.
    In dem schwachen Licht sah ich, wie sie zu mir hochsah. Sie öffnete ihren Mund, wollte etwas sagen, doch sie brachte nur ein klägliches Krächzen hervor. Schließlich begannen ihre Augenlider zu flackern wie ein alter Schwarz-Weiß-Fernseher. Dann drehten sich ihre Augen zurück, wie man es so oft in Filmen sah, und ihr Kopf neigte sich zur Seite. Sie war bewusstlos.
    War zu erwarten!
    Mein Rücken pochte und schränkte mich

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