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Flucht nach Avalon

Flucht nach Avalon

Titel: Flucht nach Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Männergestalt, die nach vorn schaute und mich sehen mußte.
    Ich hatte den Eindruck, daß es genau der Mann war, den ich hier treffen wollte. Ich ging schneller.
    Und mit jedem Schritt nahm ich ein weiteres Detail seiner Erscheinung wahr.
    Auf mich wirkte er wie ein Waldläufer. Er war passend für diese Gegend angezogen. Er trug Stiefel, eine voluminöse Parkajacke und hatte seinen Rucksack neben sich gestellt. Um den Hals war der breite rote Schal gewickelt. Sein Gesicht verschwand beinahe in der Fülle des mächtigen Bartes, der übergangslos mit seinem braunen Haar zusammenwuchs und ihm das Aussehen eines Berggeistes gab.
    Ich hörte ihn lachen, als ich nahe genug an ihn herangekommen war.
    »Erschrecken Sie nicht, John Sinclair. Ich bin es tatsächlich. Ich heiße Kilian Versy. Du kannst ruhig du zu mir sagen. Ist das alles olcay? Auch bei dir?«
    Ich nahm es mit Humor. »Da wir ja seit Adam und Evas Zeiten alle miteinander verwandt sind, geht das schon in Ordnung.«
    Er schüttelte meine Hand. »Toll, daß du kein Beton-Pinkel bist.«
    »Was bin ich nicht, bitte?«
    Versy lachte. »So nenne ich die Großstadttypen, die geschniegelten und gelackten Besserwisser.«
    »Ja, die gibt es.«
    Er nahm seinen Rucksack hoch, hängte ihn aber nicht über. »Ich habe etwas Hunger und Durst.«
    »Dann laß uns hineingehen.«
    »Gut, da können wir auch reden.«
    Beide mußten wir den Kopf einziehen, um das Gasthaus betreten zu können. Es quoll uns die Wärme eines alten Ofens entgegen, der in der Gaststube stand und neue Nahrung bekam, denn der Wirt schob einige präparierte Torfballen hinein.
    Er ließ sich in seiner Arbeit nicht stören und schaute nicht einmal hin, als wir uns an einen klobigen runden Tisch setzten. Jetzt hatte er wenigstens zwei Gäste.
    Er rief nach seiner Frau, die hinter der Theke erschien. Sie war aus einer schmalen Tür gekommen.
    »Was ist denn?«
    »Kannst du mal bedienen, Alva? Ich muß mir erst die Hände reinigen.«
    »Ja, geht in Ordnung.«
    Alva kam. Sie hatte flachsblondes Haar, wie übrigens viele Bewohner dieses Ortes. Auf ihrem breiten, etwas knochigen Gesicht verteilten sich Sommersprossen. Die Augen schimmerten in einem hellen Blau, besaßen auch einen Stich ins Grüne.
    »Was kann ich tun?«
    »Trinken und essen!«
    »Gut. Was?«
    »Erst einmal Bier. Du auch, John?«
    »Gern.«
    »Und dann?« fragte sie.
    »Was können Sie denn anbieten?«
    »Hochlandhammel mit Kartoffeln und Gemüse. Gekocht in einer Boullion als Eintopf. Mehr habe ich nicht. Das ist noch vom Mittag übrig. Ich muß es nur aufwärmen.«
    Versy hatte zugehört und sich dabei eine Pfeife gestopft. »Ja, das ist richtig.«
    »Einmal oder zweimal?«
    »Zwei Portionen«, sagte ich. »Gut.«
    Sie ging wieder. Ich schaute ihr nach und bemerkte: »Sehr einsilbig sind die Menschen hier.«
    Versy hob seine Schultern. »Ja, das stimmt, aber du kannst ihnen keinen Vorwurf machen. Sie wohnen, wie ich immer sage, an einem Schnittpunkt der Legenden.«
    »Gut ausgedrückt«, lächelte ich, setzte sofort eine Frage nach. »Was hat dich eigentlich auf mich gebracht. Und wer bist du überhaupt?«
    Er schaute mich an. Seine braunen Augen blitzten. Der Pfeifenstiel war zwischen dem Bart verschwunden und mußte dort stecken, wo sich auch sein Mund befand. Zu sehen war kaum etwas davon. Er paffte zwei drei Wolken und schickte mir den würzigen Geruch des Tabaks entgegen.
    »Kannst du dir vorstellen, daß ich ein Professor bin?«
    »Im Moment nicht.«
    Er lachte laut. »Stimmt aber. Das glauben die meisten nicht. Ich habe in Oxford gelehrt und mir für zwei Jahre freigenommen. Ich bin Historiker und Mythensammler. Ich will das englische Jerusalem durchforsten, ich will es nicht entmythologisieren, aber ich möchte es der Welt gegenüber durchsichtiger machen, damit die Menschen doch mehr Respekt vor der Vergangenheit zeigen.«
    »Ein schweres Unterfangen«, bemerkte ich.
    »Ja, das ist wahr. Zum Glück habe ich Rückendeckung von meiner Fakultät bekommen, sie ist es auch, die mich finanziert. Ein Leben ohne Geld kann man auch hier nicht führen.«
    Wir bekamen unser Bier und legten eine Sprechpause ein, die wir erst nach dem ersten Schluck wieder unterbrachen. »Wenn man sich mit den Dingen beschäftigt, John, dann ist es fast eine zwangsläufige Folge, daß man über gewisse Personen stolpert.«
    »Wie über mich.«
    »Genau.«
    »Und weiter?«
    Er verzog den Mund, das heißt, es bewegte sich eigentlich nur sein Bart.
    »Dein Name

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