Flucht nach Colorado
Einsätzen zusammengearbeitet. Vergangenen Winter waren sie sogar ein paar Mal miteinander ausgegangen.
Jordan drängte sie zurück ins Haus. Dann drehte er sie in seine Richtung, hielt ihre Arme fest und zwang sie, ihn direkt anzusehen. „Schnell. Was wissen Sie über den Helikopter?"
„Das ist ein Polizeihubschrauber. Der Pilot ist ein Freund von mir. Er will sehen, ob bei mir alles in Ordnung ist."
„Was tun Sie normalerweise, wenn er vorbeifliegt?"
„Ich gehe raus und winke."
Der Lärm der Propeller wurde lauter. Der Hubschrauber kreiste direkt über der Hütte.
Draußen führte Pookie seinen fröhlichen, wenn auch tollpatschigen Willkommens-Tanz auf.
Jordan sah sie fest an. Seine dunklen Augen brannten wie glühende Kohlen. „Ich bin kein Mörder."
„Aber die Beweise ..."
„Wenn sie mich schnappen, wird großes Unrecht geschehen. Bitte, Emily, geben Sie mir diese eine Chance."
„Ich möchte Ihnen ja glauben." Der Lärm des Hubschraubers war ohrenbetäubend.
„Dann gehen Sie jetzt raus und signalisieren Sie dem Piloten, dass alles in Ordnung ist."
Sie nickte.
„Emily." Seine Stimme war tief und eindringlich, dann ging er einen Schritt zurück und nahm die Pistole aus dem Hosenbund. Er musste seine Drohung nicht in Worte fassen. Die Waffe allein reichte völlig aus. „Mein Leben liegt in Ihrer Hand."
Emily trat nach draußen auf die Veranda. Hier war nun ihre Chance, ihn ins Gefängnis zu bringen. Sie konnte Harrison Perry ganz leicht signalisieren, dass sie in Schwierigkeiten war.
Sie konnte schreien. Sie konnte ein Zeichen mit dem Daumen nach unten machen. Dann würde ersieh einen Platz zum Landen suchen und den Sheriff anfunken. Polizisten würden sie einkreisen. Und diese Tortur hätte ein Ende.
Aber was, wenn Jordan wirklich unschuldig war? Was, wenn er für ein Verbrechen verhaftet worden war, das er nicht begangen hatte? Der Fluchtversuch würde womöglich noch der letzte Beweis sein, den sie benötigten. Zwar wurde die Todesstrafe in Colorado nur selten verhängt, aber ein Leben im Gefängnis war genauso schlimm. Sie stellte sich vor, wie Jordan für immer mit Fesseln an Händen und Beinen weggeschlossen wurde. Wie konnte sie ihm das antun? Sie war doch Krankenschwester. Ihre Aufgabe war es, Menschen zu helfen.
Mit Pookie an ihrer Seite stand sie vor der Hütte. Die feuchten braunen Augen des Hundes schienen sie vorwurfsvoll anzublicken. Tu ihm das nicht an. Sie spähte zum Hubschrauber hinauf und spürte, wie ihre Lippen sich wie von selbst zu einem unechten Lächeln verzogen.
Der Abwind des Propellers wirbelte um sie herum. Sie hob den Arm und winkte. Zur Sicherheit formte sie mit Daumen und Zeigefinger auch noch ein O, um Harrison zu zeigen, dass sie okay war.
Er winkte zurück. Dann entfernte sich der Polizeihubschrauber wie ein gigantischer Drache. Er flog tief, auf der Suche nach einem entlaufenen Sträfling, auf der Suche nach Jordan. Langsam ließ der Lärm nach, bis wieder Stille einkehrte. Sie stand bewegungslos da.
Vielleicht hatte sie soeben den größten Fehler ihres Lebens gemacht.
Sie hörte, wie Jordan sich ihr näherte. „Sie haben das Richtige getan."
Das musste sich erst noch herausstellen. „Harrison wird berichten, dass in dieser Gegend alles in Ordnung ist. Das gibt Ihnen etwas mehr Zeit für Ihre Flucht."
„Das gibt uns mehr Zeit."
Als sie sich umdrehte, sah sie, dass Jordan bereits seinen Rucksack aufgesetzt hatte. In einer Hand hielt er ein Nylonseil, das er wie ein Lasso über ihren Kopf warf und um ihre Taille festzog.
„Was ist das?" fragte sie.
„Eine Art Versicherung", antwortete er. „Für den Fall, dass Sie eine kleine Erinnerung brauchen."
Wütend zerrte sie an dem Seil. „Eine Leine! Sie haben mich angeleint!"
„Es bringt nichts, daran zu ziehen, Emily. Das ist ein Fischerknoten. Und den können Sie nicht öffnen, weil er an meinem Gürtel festgemacht ist."
„Ich hasse Sie!"
„Zu schade", sagte er. „Aber ich brauche beide Hände zum Klettern, also kann ich die Pistole nicht halten. Und irgendwie muss ich Sie ja kontrollieren."
Nach allem, was sie für ihn getan hatte - seine Wunden versorgt und den Hubschrauber wieder weggeschickt -, bedankte er sich nun, indem er sie an die Kette legte. Um sie unter Kontrolle zu behalten. Am liebsten hätte sie ihn laut beschimpft, aber dazu war sie viel zu wütend.
Nachdem sie keine andere Möglichkeit hatte, stapfte sie zurück ins Haus und setzte den Rucksack auf. Es war dumm von
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