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Flucht nach Colorado

Flucht nach Colorado

Titel: Flucht nach Colorado Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Miles
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eines anderen wäre sie vielleicht in der Lage gewesen, ihn mit den Seilen hochzuziehen. Aber Jordan war bereits wieder auf der Flucht, und sie konnte sich kaum vorstellen, dass er einen Blick zurückwarf. Er hatte bereits Auf Wiedersehen gesagt. Auf Wiedersehen. Seine Worte breiteten sich in ihrem Bewusstsein aus wie Kreise auf dem Wasser, wenn man einen Stein hineingeworfen hatte. Sie wurden immer größer, bis sie nichts mehr fühlte als Trauer.
    Sie hätte froh sein sollen, dass die Geiselnahme beendet war. Doch sie wünschte, sie hätte diesen Mann besser kennen lernen können. Sie wusste nur, wie mutig und unerschütterlich er war, wenn er mit körperlichen Schmerzen konfrontiert wurde. Und das Wenige, das er gesagt hatte, zeugte von außerordentlicher Intelligenz. Zudem hatte er einen feinen Sinn für Humor.
    Und er war wirklich ein ehrenwerter Mensch. Er hatte sich die ganze Zeit wie ein Gentleman benommen. Von dem einen Kuss abgesehen. Seufzend berührte sie ihre Lippen und dachte an den warmen Druck seines Mundes und daran, wie sich seine Umarmung angefühlt hatte.
    Jetzt war er fort. Wie sollte er ohne ihre Hilfe in den Bergen überleben? Er hatte keinerlei medizinische Ausrüstung bei sich. Was würde geschehen, wenn seine Wunden sich entzündeten?
    Sie hob den Blick zum fernen Horizont. Er war irgendwo da draußen und rannte um sein Leben. Alles, was sie tun konnte, war, ihm Glück zu wünschen. Viel Glück, Jordan Shane.
    „Komm, Pookie."
    Mit ihrem haarigen Begleiter - dem einzigen männlichen Wesen, von dem sie sicher sein konnte, dass es in guten und in schlechten Zeiten bei ihr blieb - kletterte Emily den Abhang hinunter und machte sich auf die Suche nach dem Polizisten.
    Als sie ihn entdeckte, fürchtete sie schon das Schlimmste. Er lag auf einem Felsen, das rechte Bein unnatürlich verdreht. Im besten Fall war sein Knie böse verstaucht. Größere Sorgen machte sie sich über die blutende Platzwunde auf der Stirn und eine mögliche Gehirnerschütterung. Er schien bewusstlos zu sein.
    Sie setzte ihren Rucksack ab und kniete neben dem verletzten Mann nieder. Jetzt, ohne seine Sonnenbrille, erkannte sie ihn auch. Sein Name war Ed Collins. Er hatte bei früheren Rettungsaktionen geholfen, doch privat hatte sie keinen Kontakt zu ihm.
    Sie sah, dass sich seine Brust unter der Lederjacke hob und senkte. Ein gutes Zeichen.
    Sie beugte sich über sein Gesicht und sprach ihn mit lauter Stimme an. „Wachen Sie auf, Ed. Ed Collins. Ich möchte, dass Sie sofort aufwachen. Kommen Sie schon, Ed."
    Er riss die Augen auf. Sein schmales, wettergegerbtes Gesicht verzog sich zu einer Grimasse des Schmerzes. Dann keuchte er: „Sie sind doch die Krankenschwester aus Cascadia. Emily, richtig?"
    „Das stimmt." Sie schenkte ihm ihr Berufslächeln. Noch vor wenigen Sekunden hatte dieser Polizist mit einem Gewehr auf sie gezielt, aber das konnte sie ihm nicht zum Vorwurf machen. Er tat nur seinen Job. „Sie müssen ruhig liegen bleiben, während ich Sie untersuche."
    „Den Teufel werde ich tun."
    Als er sich aufsetzen wollte, drückte sie ihn energisch an den Schultern wieder nach unten.
    „Bei einem Sturz", erklärte sie, „besteht immer die Gefahr, dass das Rückrat verletzt wurde.
    Oder vielleicht haben Sie sich eine Rippe gebrochen, die Ihre Lunge durchstechen könnte, wenn Sie sich bewegen."
    Sie hoffte, dass sie ihn mit diesen Erklärungen zur Vernunft bringen konnte. Sie hatte jetzt nicht die Geduld, sich mit einem schwierigen Patienten abzugeben. „Tun Sie, was ich sage, Ed. Vielleicht sind Sie ja auch unverletzt."
    „Wuff-wuff", meldete sich Pookie. Der Hund blieb auf Abstand, marschierte ein paar Meter entfernt nervös auf und ab.
    „Liegen Sie still", wiederholte Emily.
    „Das ist doch ein Haufen Unsinn", murrte er. „Mir geht's gut."
    „Sehen Sie mir ins Gesicht", sagte Emily, die sich noch immer Sorgen wegen einer Gehirnerschütterung machte. „Und jetzt schauen Sie her. Wie viele Finger sehen Sie?"
    „Ich sehe drei dürre Äste, die mir zuwinken. Mein Gott, was für ein Blödsinn. Und was zum Teufel haben Sie mit dem entlaufenen Sträfling zu schaffen?"
    „Ich war seine Geisel", entgegnete sie kühl. Pookie knurrte, und sie musste ihm Recht geben. Ed Collins war ein unangenehmer Mensch. „Und wie viele Finger jetzt?"
    „Spielen Sie mit jemand anderem Krankenschwester. Ich gebe hier die Befehle."
    Er schob sie zur Seite und setzte sich auf. Wie es aussah, war sein Rücken nicht ernsthaft

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