Flucht nach Colorado
klingt das nach einem abgekarteten Spiel, Ed. Sollte Jordan auf der Flucht erschossen werden?"
„Weiß ich nicht." Er wurde immer benommener.
„Konzentrieren Sie sich, Ed. Ich muss das wissen."
„Was denn?"
„ Das mit den zehntausend Dollar. Wer hat diese Belohung ausgesetzt?"
Er drohte ihr mit dem Finger. „Ich merke es, wenn man mich ausfragen will. Verarzten Sie nun endlich mein Bein oder nicht?"
„Vielleicht können Sie mir erst ein paar Fragen beantworten."
„Nein." Seine Lider flatterten erneut und schlossen sich schließlich.
Von Deputy Collins würde Emily also keine weiteren Informationen bekommen.
Allerdings hatte er ihr etwas verraten, worüber sie nachdenken musste. Wie es schien, wollte irgendjemand verhindern, dass Jordan vor Gericht kam. Irgendjemand wollte ihn töten. Um etwas zu vertuschen? Um Jordan den Mord anzuhängen? Mehr denn je war sie nun von seiner Unschuld überzeugt.
Sie bereitete die Aluminiumschiene vor, die von einer Schicht Schaumstoff umhüllt und verstellbar war, so dass sie bei so ziemlich jeder Zerrung oder jedem Bruch angelegt werden konnte. Richtig angebracht, würde die Schiene Eds Bein so lange immobilisieren, bis er im Krankenhaus medizinisch versorgt werden konnte.
Als sie sein Bein streckte, zuckte er heftig zusammen, wachte aber nicht auf.
Sie versuchte nicht, ihn zu wecken. Sie überprüfte seine Vitalfunktionen, vergewisserte sich, dass seine Atmung nicht blockiert war, und begann den Bruch zu versorgen. Wenn sie damit fertig war, wollte sie auf den Mammoth Rock klettern und im Auto des Polizisten per Funk um Hilfe rufen. Collins schien es ganz bequem zu haben. Er konnte ein paar Minuten alleine bleiben.
„Wuff, wuff. Wauuuuu." Sie hörte Pookies freudiges Bellen. Sie blickte über ihre Schulter und sah, wie Jordan auf sie zugelaufen kam. Er hielt im Schatten des Waldes kurz inne, bevor er ins Freie trat. Dann stand er so still, dass sie für einen Moment glaubte, er sei gar nicht wirklich da. Dass sie sich seine Gegenwart nur einbildete.
Aber Pookie raste auf ihn zu, so schief wie eine Marionette, die nur an einer Seite aufgehängt ist. „Wau-wauuu. Jip, jip, jip."
Jordan wehrte die ungestüme Hundeumarmung lachend ab. „Runter, du verspieltes Untier!"
Emily war überrascht, wie sehr ihr Herz pochte, als sie ihn sah. Er war zu ihr zurückgekommen. Er hatte also doch nicht einfach Auf Wiedersehen gesagt.
Sie war so aufgeregt, dass sie nicht in der Lage war, die Klettverschlüsse an Deputy Collins' Schiene zu schließen. Schließlich gab sie das Unterfangen auf und erhob sich.
Obwohl sie sich nie für sonderlich romantisch gehalten hatte, stellte sie sich vor, wie es wäre, in Zeitlupe auf Jordan zuzurennen, mit Sprenkeln von Sonnenlicht um sie herum. Sie würde sich in seine Arme werfen, woraufhin er sie hochheben und im Kreis herumschleudern würde.
Obwohl es gefährlich war, war er zurückgekommen. Er brauchte sie.
Er blieb ein paar Meter vor ihr stehen. Sein Gesicht war von Staub und Schweiß verschmiert, das Pflaster verrutscht. Die Jeans waren dreckig. Das Hemd an der linken Schulter blutverschmiert. Und trotzdem fand sie ihn attraktiv und unglaublich sexy.
Ihre Blicke trafen sich. Zwischen ihnen war in solch kurzer Zeit so viel geschehen. Sie hatte ihn abgelehnt und hintergangen. Sie hatte ihn beschützt. Geküsst. Und sie stellte sich vor, wie sie in seinen Armen lag und ihn leidenschaftlich liebte. Dennoch zögerte sie, weil sie sich fragte, was in dieser bizarren Beziehung wohl als Nächstes geschehen würde.
Sie unterdrückte ihre Anspannung und sagte: „Ich dachte, dass du schon längst weg bist."
Er zuckte mit den Schultern, etwas mehr mit der unverletzten rechten. „Noch nicht."
„Du bist nicht unterzukriegen."
„Unkraut vergeht nicht."
Wie gerne hätte sie gehört, dass er sie vermisst hatte, obwohl sie nur kurze Zeit getrennt gewesen waren. Dass er ohne sie nicht gehen konnte, dass er sich magisch von ihr angezogen fühlte. Aber Jordan war kein Mann von der redefreudigen Sorte.
Er deutete mit dem Kinn auf den Polizisten. „Ist er in Ordnung?"
„Ich denke schon." Emily kniete sich wieder neben ihn und befestigte das Klettband um die Schiene, diesmal erfolgreich. „Du bist jetzt für eine Weile vor Verfolgern sicher. Sein Funkgerät ist in seinem Auto, das oben auf Mammoth Rock geparkt ist. Er hat seine Position daher bisher noch niemandem mitteilen können."
„Ich habe einen Teil eures Gesprächs mit angehört",
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