Flucht nach Colorado
sagte Jordan, während er über seine Schulter spähte. Sie freute sich, dass er da war. Ihr gefiel sogar sein SüdstaatenAkzent.
„Hast du mitbekommen, was er über das Kopfgeld gesagt hat?" fragte sie.
„Nein."
„Offensichtlich hat jemand zehntausend Dollar ausgesetzt, damit du geschnappt wirst, lebend oder tot. Und ich habe den Eindruck gewonnen, dass in diesem Fall tot bevorzugt wird." Stolz auf ihre Schlussfolgerung, fuhr sie fort: „Ich glaube, deine Flucht war geplant.
Irgendjemand wollte, dass du entkommst. Damit du erschossen werden kannst."
„Aber wer?"
„Das bedeutet, dass du unschuldig bist, Jordan. Du bist reingelegt worden."
„Dessen bin ich mir bewusst", sagte er trocken. „Hast du vielleicht einen Namen für mich, Emily? Wer hat die Belohnung ausgesetzt?"
„Keine Ahnung." Sie sah den Deputy düster an. „Er wurde bewusstlos, bevor er es mir verraten konnte."
„Wieso?"
„Er hat ein Schmerzmittel genommen. Ich habe ihm davon abgeraten, aber er meinte es besser zu wissen."
„Was ist mit seinem Oberkörper?" fragte Jordan. „Hat er sich die Arme verletzt?"
Was für eine merkwürdige Frage. Sie beendete die Versorgungsmaßnahmen am Bein des Polizisten und drehte sich zu Jordan um. „Warum interessiert dich das?"
Sein breites Grinsen zerrte an seinem Gesichtsverband. „Weil er eine verdammt schicke Lederjacke trägt. Und gute Stiefel."
„Bist du deshalb zurückgekommen?" Enttäuschung machte all ihre romantischen Vorstellungen zunichte. Jordan war also nicht ihretwegen wieder hier. Es ging ihm um praktische Dinge. Dinge, die er dringend brauchte. Dieser Mann hatte nicht eine einzige romantische Ader in sich. „Du bist in der Nähe geblieben, weil du dem Polizisten die Jacke und die Stiefel klauen wolltest?"
„Und seinen Wagen."
Jordan sprach ohne den geringsten Anflug von Reue. Er hatte mit angehört, wie unverschämt der Polizist zu Emily gewesen war. Am liebsten hätte er ihm einen Kinnhaken verpasst. „Er braucht seine Jacke nicht. Wir werden ihn einfach mit der Wärmedecke zudecken und per Funk den Suchtrupps sagen, wo sie ihn finden können. Er wird bald in einem hübschen, warmen Krankenhausbett liegen."
„Du könntest wenigstens ein bisschen Respekt zeigen", sagte Emily. „Deputy Collins hat sein Leben in Ausübung seines Berufes riskiert."
Das sah Jordan ganz und gar nicht so. Der Hilfssheriff hatte sich hinter einem Felsen versteckt und auf eine unbewaffnete Frau und einen Hund geschossen. Er hatte nicht einmal eine Warnung ausgerufen, ihm nicht die Chance gelassen, sich zu ergeben. Collins war im Grunde nichts anderes als ein Guerilla-Kämpfer, einer, der aus dem Hinterhalt schoss. Jordan wollte keine Zeit damit verschwenden, über diesen Feigling zu diskutieren.
„Sollte ich den Deputy jemals wiedersehen", sagte er, „werde ich mich bei ihm für seine Kleiderspende bedanken."
Darauf bedacht, den bewusstlosen Hilfssheriff nicht zu wecken, zog Jordan ihm vorsichtig die Lederjacke aus. Das mit den Stiefeln war schon etwas schwieriger, vor allem, weil er nicht wollte, dass Emilys Schiene verrutschte. Er zog Collins die Stiefel vorsichtig von den Füßen.
Kurz darauf hatte er Jacke und Schuhe übergezogen. Die Jacke war an den Schultern ein wenig eng, doch die Bergstiefel passten perfekt. Zu Pookies Entzücken stampfte er darin herum.
„Da freuen sich meine Füße", rief Jordan. „Was meinst du, Pookie?" Der Hund imitierte seinen ungeschickten Tanz, dem er noch ein paar typische Hunde-Pirouetten hinzufügte.
Jordan grinste Emily an. „Vielleicht bin ich jetzt in der Lage, mit dir Schritt zu halten. Lass uns gehen, bevor die Suchtrupps herausfinden, wo sie suchen müssen."
„Hast du da nicht etwas vergessen?" Sie presste verärgert die Lippen zusammen. „Seinen Gürtel. Und du könntest vermutlich auch sein Gewehr finden."
„Das will ich nicht", entgegnete er. „Ich bin kein Scharfschütze, und ich will nicht, dass noch jemand verletzt wird. Komm schon, Emily. Nimm deinen Rucksack auf."
„Wie bitte? Verstehe ich dich richtig, Jordan? Du willst tatsächlich, dass ich mit dir komme?"
„Ja." Was war bloß mit ihr los? Als er aus dem Wald getreten war, hatte sie ihn mit einem so glücklichen und vor allem leidenschaftlichen Blick angesehen. Jetzt wirkten ihre Augen eher wie grünes Eis. „Bist du sauer, weil ich ihm Schuhe und Jacke geklaut habe?"
„Nicht wirklich." Sie runzelte die Stirn. „Ich meine, ich billige das nicht. Verdammt, Jordan,
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