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Flucht nach Colorado

Flucht nach Colorado

Titel: Flucht nach Colorado Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Miles
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Idiot!
    Er raste los wie ein Sprinter auf dem Weg zu olympischem Gold. Er rannte mitten durch das Feld, trampelte das hohe Gras nieder und hinterließ deutliche Spuren. Seine einzige Chance war Geschwindigkeit. Nachdem er seinen Vorsprung durch sein unbeabsichtigtes Nickerchen eingebüßt hatte, musste er Boden gutmachen. Wie gerne hätte er sich einfach ausgeruht.
    Er sauste unter ein paar Nadelbäumen hindurch einen Berg hinauf, wieder hinunter durch einen größeren Wald. Dort hielt er keuchend an. Seine Lungen schmerzten. In den letzten paar Tagen hatte er sich zwar akklimatisiert, aber er war trotzdem kein Einheimischer. Mit zum Himmel erhobenem Gesicht rang er um Sauerstoff.
    Er spürte, wie die ersten nassen Schneeflocken auf seinem Kinn schmolzen. Er konnte diese Kälte in Colorado nicht leiden. Nichts verabscheute er mehr als eisiges Klima. Aber jetzt war es sein Verbündeter. Schnee würde seine Spuren verwischen. „Komm schon", murmelte er. „Lass es schneien, lass es schneien."
    Sein Wunsch ging in Erfüllung. Innerhalb von Minuten hüllte ihn heftiger Schneefall ein.
    Die Flocken fielen so schwer und gleichmäßig wie Regen und bedeckten den Boden mit einer weißen, eisigen Schicht. Seine Jeans waren durchnässt, klebten an seinen Beinen, aber wenigstens die Stiefel blieben trocken. Offenbar war Deputy Collins vorausschauend genug gewesen, um sein Schuhwerk zu imprägnieren. Natürlich war ihm klar, dass seine Fußstapfen im Schnee mindestens so unübersehbar waren wie die anderen Spuren, die er bereits hinterlassen hatte. Er benutzte das GPS-Gerät, um eine Straße zu finden, wo er nicht so viele Fußspuren hinterlassen würde.
    Die feste, asphaltierte Straße, auf die er schließlich gelangte, fühlte sich gut an. Nun war er weniger als fünfzehn Meilen von Aspen entfernt. Er lief Gefahr, auf einen Kleinlaster voller Polizisten zu stoßen, beschloss aber, das Risiko einzugehen. Er würde die Scheinwerfer früh genug entdecken, um noch schnell ins Gebüsch springen zu können. Nun mach schon, du Blödmann. Er kam an den Punkt, wo sein Körper sich von alleine bewegte, ohne dasseres wirklich wahrnahm. Ein Fuß vor den anderen. Lauf weiter.
    Der fallende Schnee hüllte ihn in seltsame Stille ein, er fühlte sich wie in einem Vakuum.
    Nur ein einziges Mal sah er ein Auto und ließ sich in die Büsche fallen. Der Wagen fuhr weiter, ohne langsamer zu werden.
    An einer Abzweigung verließ er die Straße. Nun ging es wieder bergauf. Er musste einen Platz finden, wo er sich ausruhen konnte. Wo er sich in seinen Schlafsack und die Thermodecke hüllen konnte.
    Er musste es schaffen. Er musste einfach überleben. Für Emily. Sie wäre bestimmt stinksauer, wenn er erfror!
    Emily konnte nicht schlafen. Sie saß in dem unordentlichen Gästezimmer in Spence'
    Wohnung am Fenster und starrte in die Nacht hinaus. Sie machte sich Sorgen um Jordan.
    Hatte er irgendwo Unterschlupf gefunden? Einen geschützten Platz?
    Der Schneesturm ließ langsam nach. Er war heftig und sehr plötzlich gekommen, hatte aber nur ein paar Stunden gedauert. Ein schöner Auftakt zu einem Winter, der hoffentlich genug funkelnden Schnee bringen würde, um aus den Bergen ein Winterwunderland zu machen, in das Touristen mit in den Skistiefeln versteckten goldenen Kreditkarten kamen. In der Gegend um Aspen bedeutete Schnee ein gutes Geschäft, die Einheimischen begrüßten freudig die treibenden, eisigen Flocken.
    Aber Jordan hatte keine Ahnung, wie er sich schützen konnte. Sie hätte ihm erklären sollen, was man gegen Unterkühlung und Erfrierungen tat.
    „Verdammt." Sie ging nervös in dem kleinen Zimmer auf und ab, wobei sie jedes Mal über einen Baseballhandschuh und einen Skischuh steigen musste.
    Pookie wachte auf und sprang ihr in den Weg.
    „Ich muss eine Möglichkeit finden, ihm zu helfen."
    „Wuffz."
    Emily hatte ihre Rolle extrem gut gespielt. Nach der harschen Feindseligkeit von Deputy Frank Kreiger waren die Befragungen des Sheriffs von Pitkin County, der Landespolizei und der Nationalgarde geradezu ein Zuckerschlecken gewesen. Sie alle waren sehr um ihre Gesundheit besorgt und bedauerten zutiefst, dass sie so eine schreckliche Tortur über sich hatte ergehen lassen müssen. Sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Zu dieser „Tortur"
    musste man sie eher beglückwünschen.
    Von Kreiger einmal abgesehen, waren alle froh, dass ihr nichts passiert war. Außerdem nahmen sie ihr ab, dass Jordan sich nichts mehr wünschte, als

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