Flucht nach Colorado
nach Florida zurückzukehren.
Warum sollten sie ihr auch nicht glauben? Es war ja schließlich die Wahrheit.
Er hasste die Berge. Und dieser Schneesturm hatte seine Abneigung sicherlich noch verstärkt.
Als sie vor dem Computer stehen blieb, prallte Pookie gegen ihre Waden.
„Geh wieder schlafen, Pookie."
„Wuffz, kläff." Das brauchte man ihm nicht zwei Mal zu sagen.
Emily starrte auf den Bildschirm und drückte ein paar Tasten. Spence hatte ihr gezeigt, wie man E-Mails abrief. Sie wartete eine Weile, musste dann aber feststellen, dass ihre Mailbox noch immer leer war.
„Bitte, Jordan", wisperte sie, „lass mich wissen, dass es dir gut geht. Du musst einfach überleben."
Den Rest der Nacht verbrachte sie abwechselnd vor dem Fenster und dem Computer, bis sie vor Erschöpfung endlich einschlief.
Emily spürte eine Hand auf ihrer Schulter. Erschrocken zuckte sie zusammen. Ihre Träume waren so voll von Jordan gewesen, dass sie schon fast erwartete, ihn hinter sich zu sehen.
Aber es war nur Spence.
Sie ächzte wie eine schlecht geölte Tür.
„Klingt hübsch", sagte er. „Ich schätze, du hast zu viel Zeit mit Pookie verbracht."
Sie blinzelte und starrte hinaus auf die Hauptstraße von Cascadia und dann in den klaren blauen Himmel. Der Schnee türmte sich neben der Fahrbahn, der Rest war zu Matsch geschmolzen. Wie viele Stunden waren vergangen? Sie schaute auf ihre Armbanduhr. Es war fast Mittag.
Sofort wurde sie unruhig. Die Suchtrupps waren schon längst wieder unterwegs. Genauso die Hubschrauber. Seit Stunden hatte sie den Polizeifunk nicht mehr verfolgt. „Gibt es was Neues, Spence?"
Er grinste. „Du hast Post."
Sie stolperte zum Computer. Mit zitternden Fingern öffnete sie Jordans Nachricht.
„Mir geht's gut", stand da. „Emily, mach keine Dummheiten."
Sie las die Worte ein Mal, zwei Mal. Dann rieb sie sich die Augen und las sie erneut. „Ist das alles?"
„Er muss sparsam mit dem Akku umgehen", sagte Spence. „Da kann er wirklich keine Romane schreiben."
Das mochte sie nicht recht glauben. Jordan hatte zu viel Spaß daran, kleine prägnante Kommentare abzugeben, die er als logisch empfand. „Wie kann ich antworten?"
Spence drückte ein paar Tasten und ließ sie dann alleine.
Sie begann zu schreiben.
Lieber Jordan,
hast du einen warmen, sicheren Platz gefunden, an dem du bleiben kannst? Du musst bei Schneefall sehr vorsichtig sein. Ich zähle dir jetzt die ersten Anzeichen einer Unterkühlung auf...
Sie schrieb energisch, schilderte die Symptome und ihre Behandlung, einschließlich Schneeblindheit, aber auch Vorbeugemaßnahmen. Sie forderte ihn dringend auf, die Sonnenbrille zu tragen. Ebenso wie die warme Mütze und Handschuhe. Liebe Güte, sie klang wie ihre eigene Mutter! Dann gab sie ihm Anweisungen, wie er seine Wunden säubern und eine Infektion vermeiden konnte.
Was deine Bemerkung betrifft, dass ich keine Dummheiten machen soll, kann ich trotz meines Versprechens nur antworten: Ha!
Dann schilderte sie ihm die Gespräche mit der Polizei und endete mit: Deputy Kreiger ist unverhältnismäßig misstrauisch. War er übrigens in deine Frau verliebt?
Sie schickte die Nachricht los und nickte dem Computer zu. „Wage es ja nicht, auf diesen Brief mit nur einem Satz zu antworten."
Dann verließ sie das deprimierende kleine Zimmer und ging in die Küche, wo Spence am Tisch saß und in einer Zeitschrift blätterte. Ohne den Blick zu heben, sagte er: „Du siehst um einiges munterer aus."
„Ich bin froh, dass es Jordan gut geht. Selbst so eine kurze Nachricht ist besser als gar keine."
„Emily, ich schätze, es ist besser, wenn wir - du weißt schon wen - nicht mehr mit Namen erwähnen."
„Du hast Recht." Sie musste vorsichtig sein, damit sie sich nicht irgendwann aus Versehen verplapperte.
„Auf dem Anrufbeantworter sind Unmengen von Nachrichten für dich", sagte er. „Von Freunden, aber auch von ein paar Reportern und vom Sheriff. Ich schlage vor, du rufst ihn zurück und hebst dir die andern auf."
„Wieso?"
„Weil du dich angeblich noch von dem totalen Erschöpfungszustand erholen musst. Schon vergessen? Das ist schließlich der Grund, warum du hier bist."
Sie warf einen Blick in den Kühlschrank. Der minimalistische Inhalt - Bier und Wurst -
war nicht ergänzt worden. „Du hast ja gar nichts zu essen. Ich gehe in den Supermarkt und hole uns was."
„Das wirst du nicht."
„Aber er ist doch direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite."
Spence knickte
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