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Flucht nach Colorado

Flucht nach Colorado

Titel: Flucht nach Colorado Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Miles
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Flüchtlings-Humor? In ihrer Antwort gab sie eine genaue Beschreibung des Gesprächs mit Deputy Kreiger, erwähnte seine Rachsüchtigkeit und die Schwärmerei über Lynette, die er als „die schönste Frau, die ich je gesehen habe" bezeichnet hatte.
    Emily hielt inne, starrte auf die Worte auf dem Bildschirm. Dann schrieb sie.
    Wenn ich deine Frau kennen gelernt hätte, hätte ich sie vielleicht wegen ihrer Schönheit und ihres Reichtums gehasst. Aber auf eine tote Frau kann ich doch nicht eifersüchtig sein, oder? Sie ist nicht mehr da. Ermordet.
    Aber Lynette war nicht wirklich fort. Ihr rastloser Geist wirkte noch nach dem Tod, beeinflusste durch Erinnerungen und unerfüllte Wünsche so viele andere Leben. Was wollte sie? Suchte sie nach Gerechtigkeit? Forderte sie Rache? Oder wollte sie einfach in Frieden gelassen werden? Niemand würde es je wissen. Sie dachte sowohl an ihren Vater als auch an Lynette, als sie schrieb:
    Es ist merkwürdig, wie die Toten bei uns bleiben. Wir leben unser Leben auf Erden und wollen, dass sie stolz auf uns wären. Aber sie schweigen. Ich habe in den Himmel geschaut, auf der Suche nach Engeln, aber ich habe ihre Flügel nie sehen können. Nicht einmal eine Feder. Ich schaue noch immer nach oben, weil ich hoffe, etwas erkennen und ein letztes Mal Auf Wiedersehen sagen zu können.
    Sie klickte auf „senden" und lehnte sich in dem quietschenden Drehstuhl zurück. Sie stellte sich vor, wie ihre Worte durch Raum und Zeit flogen. Vielleicht konnte sie ihrem Vater so auch eine Nachricht zukommen lassen. Ihm schreiben, was in ihrem Leben geschah. Ihn fragen, was sie wegen Jordan tun sollte.
    Sie war sich ganz sicher, dass er sie bitten würde, Jordan zu helfen, dass er sie auffordern würde, etwas zu unternehmen, anstatt nur herumzusitzen. Aber sie hatte versprochen, keinen Wirbel zu machen.
    Und so verbrachte Emily den Rest des Tages im Morgenmantel und spielte ihren Freunden, die mit Essen vorbeikamen, vor, dass sie krank sei. Nachdem sie die Besucher nicht in ihrem voll gestopften Zimmer empfangen wollte, hatte sie es sich im Wohnzimmer in einem Stuhl bequem gemacht und sich eine Häkeldecke über die Beine gelegt. Sie ließ alle Vorhänge bis auf einen zugezogen und stellte das Telefon ab, damit sie nicht in Versuchung kam, ranzugehen.
    Yvonne war die Einzige, die sie nach den Einzelheiten ausfragte, aber Emily blieb bei ihrer Standardantwort: „Ich glaube, dass er unschuldig ist, aber es war auf jeden Fall falsch, auszubrechen ..."
    Yvonne nahm Pookie mit nach Hause, damit er mehr Auslauf hatte als in dem kleinen Garten von Spence.
    Am Nachmittag kam der Sheriff. Sie kannte Sheriff Litvak nicht gut genug, um zu wissen, ob sie ihm trauen konnte oder nicht. Er war immer sehr nett gewesen, lächelte genauso beflissen wie ein Politiker, der nach einem Amt strebte. Aber zumindest war klar, dass er die Ermittlungen zu Lynette Afton-Shanes Mord völlig verbockt hatte.
    „Wie geht es Ihnen, Emily?"
    Sie sprach leise, versuchte, schwach zu klingen. „ Ich bin sehr erschöpft."
    „Es dauert nicht lange", versprach er. „Ich habe ein paar Fragen über den Vorfall mit Deputy Ed Collins."
    Ob er wohl die Belohnung erwähnen würde? Sollte sie ihm davon erzählen? Emily biss sich auf die Lippen, um nichts Falsches zu sagen. „Ja?"
    „Deputy Collins behauptet, dass er bei der Verfolgung des Flüchtigen verletzt wurde. Ist das Ihrer Erinnerung nach so gewesen?"
    Sie würde es nicht gerade Verfolgung nennen. Collins hatte von einem Felsen aus auf einen unbewaffneten Mann geschossen. Der Gedanke an seine Feigheit machte sie wütend, nervös zappelte sie unter der Häkeldecke mit den Beinen. „Ich kann nur sagen, dass Collins seinen Job bestmöglich erledigte."
    „Und der Mann war auf der Flucht. Ist das richtig?"
    „Ja", sagte sie.
    „Was haben Sie getan?"
    „Ich habe um Hilfe geschrien", antwortete sie. „Sheriff, gibt es einen Grund dafür, dass Sie mir diese Fragen stellen?"
    „Reine Routine."
    Aus eigener Erfahrung wusste sie, dass „reine Routine" immer als Antwort gegeben wurde, wenn man eigentlich meinte „kein Kommentar". Sheriff Litvak hatte etwas zu verbergen.
    Wenn einer der Zeitungsreporter Wind von der Belohnung bekam, dann hätte der Sheriff alle Hände voll zu tun, den Ruf seines Polizeireviers wieder herzustellen.
    „Als Sie die Verletzungen des Deputy behandelt haben", fuhr er fort, „hat er da freiwillig seine Waffen abgelegt?"
    „Ja. Der Gürtel hat ihn

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