Flucht nach Colorado
aufgebaut. Dort, wollte sie behaupten, habe sie die Nacht mit Jordan verbracht. Vielleicht würden die Fahnder seine Spur genau da aufnehmen, wo er sie angeblich verlassen hatte.
Sie hatte gehofft, sich noch ein paar Minuten erholen zu können, doch vor der Tür war bereits ein Polizeiwagen geparkt. Sie kletterte die Stufen zur Veranda hinauf, es war fast schon Mittag.
„Emily, da sind Sie ja." Deputy Frank Kreiger begrüßte sie von der Eingangstür aus. Er war ein untersetzter Mann in den Dreißigern und Extrem-Skifahrer, dafür bekannt, bei Lawineneinsätzen heroisch sein Leben aufs Spiel zu setzen. Er lächelte sie nicht an.
Als Pookie ihn sah, begann er wütend zu kläffen.
„Aus, Pookie." Sie versuchte, den Hund zu beruhigen. „Der Sheriff ist ein Freund."
Die erste Lüge. Jordan hatte sie vor Frank Kreiger gewarnt. Er war es gewesen, der im Flughafen von Aspen Jordans Handschellen und Fußfesseln gelöst hatte. Somit war ziemlich wahrscheinlich, dass Kreiger etwas mit der inszenierten Flucht, auf der Jordan erschossen werden sollte, zu tun hatte.
„Sind Sie in Ordnung?" fragte er.
Sie bewegte sich nun absichtlich mit schweren Schritten. „Könnten Sie den Sheriff darüber informieren, dass es mir gut geht? Und bitte rufen Sie Doktor Spence an."
„Sind Sie verletzt? Hat dieser Bastard Ihnen etwas angetan?"
Der Bastard war der Mann ihrer Träume, „Jordan Shane war der perfekte Gentleman. Aber ich bin erschöpft und habe vielleicht etwas zu viel Flüssigkeit verloren. Ich möchte, dass mich ein Arzt durchcheckt."
Der Polizist nahm sie am Arm und half ihr ins Haus. Emily musste sich zwingen, nicht zusammenzuzucken. Sie durfte sich auf keinen Fall anmerken lassen, welche Abneigung sie gegenüber diesem bestechlichen Cop empfand. „Wenn es Ihnen nichts ausmacht", sagte sie,
„dann würde ich gerne duschen und die dreckigen Klamotten ausziehen."
„Tut mir Leid", entgegnete er. „Ich muss Sie sofort verhören. Bei einer Suchaktion wie dieser zählt jede Minute. Und Sie sind unsere einzige Zeugin."
„Sie werden dennoch warten müssen", rief sie. „Ich werde dem Sheriff und allen anderen nicht so, wie ich jetzt aussehe, gegenübertreten."
Sie sah, wie Kreiger verärgert die Stirn runzelte. „Ich hätte nie gedacht, dass Sie so eitel sind."
„Ich habe nicht vor, mich in rosa Rüschen zu kleiden." Sie stolzierte auf ihr Schlafzimmer zu. „Bis Sie den Sheriff und Spence erreicht haben, bin ich längst wieder zurück."
Sie holte frische Kleider aus dem Schrank, ging ins Bad und schloss die Tür ab. Zu duschen war ein Teil ihrer Strategie. Sie musste unbedingt Jordans Geruch loswerden, hatte aber nicht vorher duschen können, um keinen Verdacht zu erwecken.
Wie versprochen, beeilte Emily sich. Sie nahm sich nicht einmal die Zeit, ihr Haar zu föhnen, sie zog nur die sauberen Kleider an und trat mit den drei Tage getragenen schmutzigen Klamotten auf dem Arm aus dem Badezimmer.
„Die nehme ich", erklärte Kreiger. Er war noch immer alleine.
„Meine Kleider? Sie wollen meine dreckigen Kleider haben?"
„Sie wären überrascht, was für forensische Beweise man anhand der DNA, Fasern und ..."
„Das Einzige, was Sie an meiner Kleidung entdecken werden, ist ein ziemlich übler Schweißgeruch", sagte sie.
„Trotzdem. Sie wollen uns doch helfen, oder nicht?"
„Bitte." Sie warf ihm das Bündel zu. „Wenn Sie fertig sind, können Sie sie verbrennen."
Erst jetzt fiel ihr wieder ein, dass sie ja den Eindruck erwecken musste, völlig erschöpft zu sein. Schließlich war der Plan, dass sie deswegen bei Spence bleiben sollte. Sie musste also Schwäche vorspielen. Sie ließ sich in einen Sessel sinken und murmelte: „Ich bin so müde."
„Kann ich Ihnen etwas bringen?"
„Vielleicht eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank."
Er kam schnell zurück und setzte sich ihr gegenüber. Er benahm sich sehr steif. „Emily, wie gut haben Sie und Jordan Shane sich gekannt, bevor er Sie als Geisel genommen hat?"
„Wir sind uns einmal begegnet." Sie hatte diese Art von Fragen erwartet. Wieso sie?
Warum war Jordan ausgerechnet zu ihr gekommen? Zum Glück brauchte sie jetzt nicht zu lügen, die Antwort war einleuchtend und wahr. „Vor etwa einem Jahr hat er mich hier in meinem Haus besucht und eine Spende für den Rettungsdienst von Cascadia abgegeben. Auf seiner Flucht erinnerte er sich daran, dass ich Krankenschwester bin und kam, damit ich ihn medizinisch versorge."
„Und Sie haben ihn
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