Flucht nach Colorado
ein Eselsohr in die Seite, die er gelesen hatte, und legte die Zeitschrift auf den Küchentisch. „Du bist angeblich krank."
„Ja, aber..."
„Also gehst du nicht in den Supermarkt. Und empfängst keinen Besuch von Freunden.
Sprich mit so wenigen Leuten wie möglich. Je weniger du sagst, desto besser." Er stand auf und nahm den weißen Kittel vom Kleiderhaken neben der Tür. „Ich habe du weißt schon wem versprochen, dass ich auf dich aufpasse, auch wenn das bedeuten sollte, dass ich dich zu deinem eigenen Besten in den Schrank einsperren muss."
Sie starrte ihn an. Genau wie ihre großen Brüder schien Spence ihr mit Vorliebe vorzuschreiben, was sie zu tun hatte. In diesem Fall jedoch hatte er Recht. Sie musste jeden als möglichen Verdächtigen betrachten und sich möglichst unauffällig benehmen. „Ich werde so tun, als ob es mir schlecht geht", versprach sie. „Ich habe genug Kranke gepflegt um zu wissen, wie das aussieht."
„Ich muss wieder in die Praxis", sagte er.
„Hast du den Polizeifunk abgehört?"
Er nickte. „Die Suchtrupps und die Helikopter sind wieder gestartet, aber sie haben keine konkrete Spur."
„Gut."
„Übrigens, Sandra Lomax hat ihr Baby bekommen Ein Mädchen. Fünfeinhalb Pfund.
Beiden geht's gut, aber Sandra hatte einen Kaiserschnitt, deshalb muss sie noch eine Woche in Denver bleiben."
Emilys Stimmung hob sich augenblicklich. Inmitten von Sorgen und verrückten Visionen ging das Leben einfach weiter. Ein Baby! Was für ein Segen! „Wie heißt sie?"
„Diana Marie." Spence ging zur Tür, die nach unten führte. „Vergiss nicht, du bist krank."
Diana Marie Lomax: Emily berührte automatisch ihren eigenen flachen Bauch. Mit zweiunddreißig hatte sie noch einige Jahre Zeit, Kinder zu bekommen, aber sie fühlte sich mehr als bereit dafür. Ihre beiden Brüder hatten bereits welche, weshalb Emilys Mutter nicht das Bedürfnis verspürte, ihre Tochter unter Druck zu setzen. Der Familienname war durch ihre Neffen und Nichten gesichert.
Nein, die Sehnsucht kam ganz tief aus ihr selbst. Ein Baby. Ein süßes, anschmiegsames Neugeborenes mit perfekten kleinen Fingern und Zehen. Oh Gott, sie wollte ein Kind haben, wollte sich ausgefüllt fühlen, ein Kind mit ihrer Milch nähren ...
„Wäre vielleicht keine schlechte Idee, erst mal einen Vater zu finden", murmelte sie vor sich hin. Das war typisch für ihr verkorkstes Leben: Der erste Mann, für den sie sich seit Jahren interessierte, war ein entflohener Sträfling.
Mit einer Flasche Wasser in der Hand, schlenderte sie zurück zum Computer. Keine Mail.
Dann ging sie in Spence' Wohnzimmer und hörte den Anrufbeantworter ab. Yvonne sagte, sie hoffe, es ginge ihr besser, und bot an, sich um Pookie zu kümmern. Dann kamen drei Anrufe von Reportern, die Emily sofort löschte. Der Sheriff wollte mit ihr sprechen. Zwei andere Freunde aus dem Rettungsdienst boten an, ihr eine Suppe vorbeizubringen.
„Ja!" rief Emily. „Anständiges Essen. Bringt die Suppen vorbei!"
Die Stimme des letzten Anrufers war ihr völlig unbekannt. „Hallo Miss Foster. Mein Name ist Brian Afton. Meine Schwester Lynette ist das Opfer von Jordan Shane. Ich möchte Ihnen meine Anteilnahme ausdrücken. Es tut mir Leid, dass Sie in diese schreckliche Lage gebracht worden sind. Wenn ich irgendetwas für Sie tun kann, dann rufen Sie mich bitte an."
Sie drückte auf Wiederholung. Brian Afton war der Haupterbe von Lynette. Ihm gehörten zwei Skihütten. Warum machte er sich die Mühe, sie anzurufen?
Nun, vermutlich war Brian Afton ein netter Kerl, der sich für alles, was mit dem Tod seiner Schwester zusammenhing, irgendwie verantwortlich fühlte. Vielleicht konnte er ihr einen Hinweis geben.
Ihr erster Impuls war, ihn zurückzurufen und ein Treffen zu vereinbaren. Vielleicht würde es ihr gelingen, ein paar Informationen zu ergattern, die die Polizei nicht erfahren hatte. Aber zuerst musste sie Jordan fragen.
Sie ging zurück zum Computer, folgte den Anweisungen von Spence und tippte: „Brian Afton hat angerufen. Soll ich mit ihm sprechen?"
Sie klickte auf „senden" und verließ das Zimmer, um den Sheriff und Yvonne zurückzurufen und um sich für die Suppen zu bedanken.
Als sie zurückkam, hatte sie Post.
Jordan schrieb:
Sprich nicht mit Brian Afton. Deputy Kreiger in meine Frau verliebt? Wieso glaubst du das? Ich werde bis heute Abend nicht online sein. Muss mir die Beine vertreten.
Muss mir die Beine vertreten? War das vielleicht seine Art von
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