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Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie

Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie

Titel: Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason N. Beil
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anderen Hütern an, deren Zahl mittlerweile auf fast fünfzig angewachsen war. Zehn Jahre lang setzten wir unsere Arbeit fort, und die Fortschritte entwickelten sich so wie seit einem Jahrhundert. Wir spürten, wie der böse Einfluss nachließ, und die Toten schliefen länger, ohne zu erwachen. Wir dachten, in weiteren hundert Jahren könnte die Begräbnisstätte gereinigt und wieder der heilige Ort sein, als der sie erschaffen wurde.
    Doch etwas Schreckliches zerschmetterte unsere Erwartungen. Etwas Grauenhaftes arbeitete gegen uns. Eines Tages – und an vielen Tagen danach – hörten wir ein düsteres Lachen aus der Begräbnisstätte hallen, während wir unsere Reinigungsrituale abhielten. Jedes Mal, wenn dies geschah, erkrankte jemand von uns, der darob häufig starb. Krankheit und Tod gelten unter den Elben als selten, weshalb uns Hüter diese Todesfälle zutiefst beunruhigten. Unsere Zahl schwand, und die Arbeit, die wir verrichteten, gelangte beinah zum Stillstand. Wir baten die Alten, weitere Willformer als Hüter zu schicken, doch sie sagten, es wären noch keine bereit dafür, die Bürde zu tragen. Das Böse in der Begräbnisstätte wuchs wieder, und die Toten regten sich immer häufiger. Wir fürchteten uns, doch als Elben gaben wir nicht auf, nicht, solange noch jemand von uns lebte.
    Nach und nach starben weitere von uns. Zwanzig Jahre verstrichen, und in jener Zeit fielen eben so viele Hüter der Krankheit zum Opfer. Wir konnten fühlen, wie das Böse aus den Wänden, aus den Grabkammern, ja aus unserem eigenen Fleisch quoll! Das Gelächter ertönte öfter und öfter, und wir hatten große Angst. Dennoch verließen wir die Begräbnisstätte nicht, außer in kleinen Gruppen, um den Alten Bericht zu erstatten und Vorräte zu holen.
    Binnen zehn Jahren war es nicht mehr nur die Krankheit, die unsere Zahl verringerte. Die Toten hatten sich aus unserer Herrschaft befreit und holten sich vereinzelt jemanden von uns, bevor es uns gelang, sie zurück in den Schlaf zu schicken. Anscheinend war der Fluch der Schergen des Seth stärker, als wir gedacht hatten, und wir waren der Aufgabe, ihn zu brechen, nicht gewachsen.
    Man mag es Mut oder Torheit nennen, jedenfalls führten vor fünfzig Jahren, fünfzig Jahre, nachdem ich eine Hüterin geworden war, die verbliebenen zwanzig von uns ein großes Ritual durch, einen letzten Versuch, der anschwellenden Woge des Bösen ein für alle Mal Einhalt zu gebieten. Wir ergossen unsere gesamte Kraft in die Wände, in den Boden, in den Fels der Begräbnisstätte, und trachteten danach, das Böse aus dem Berg hinaus in die Luft zu pressen, auf dass es sich darin wie eine Rauchwolke auflöse. Doch trotz all unserer Macht gelang es uns nicht, den Fluch zu brechen. Im Gegenteil, er nährte sich von unserer Kraft! Er schwärzte sie und schleuderte sie zehnfach auf uns zurück. Oh, wie wir brannten und schrien! Die anderen warfen sich vor mich, um mich zu beschützen, denn ich war die Jüngste und zugleich Stärkste, die sie als ihre größte Hoffnung betrachteten. Alle kamen sie in den schwarzen Flammen um, wurden von dem Bösen verzehrt, das sie zu zerstören trachteten.
    Dann war ich allein. Ich wusste, dass ich so nicht gegen die Schatten bestehen konnte, und mir war ebenso klar, dass ich die Begräbnisstätte nicht ohne zumindest einen Hüter zurücklassen konnte. So ergriff ich die einzige Möglichkeit, die mir offenstand: Ich entschied, weder die Toten noch den Fluch herauszufordern, indem ich gegen sie kämpfte, sondern tatenlos hier zu bleiben, gleichsam als dauerhaftes Mahnmal für die Schatten, dass wir den Kampf nie gänzlich aufgeben, uns nie völlig aus der Begräbnisstätte zurückziehen werden. Zuerst entriegelte ich beide Pforten dieses Ortes, damit andere hereinkonnten, um sich gegen die Finsternis zu stellen, dann legte ich mich zu meinem langen Schlaf nieder. Und im Schlaf blieb ich wachsam.
    Denn ich konnte immer noch sehen und meinen Blick umherwandern lassen, um die gesamte Begräbnisstätte im Auge zu behalten. Solange die Toten nicht gestörten wurden, schlummerten sie, wenngleich nicht tief. Doch der Fluch pochte unvermindert in diesen Wänden und wurde langsam und leise stärker.
    Gelegentlich wandelten vereinzelte Menschen oder Elben auf diesen Pfaden, wie du es einst getan hast, Elsendarin. Sie kamen leise und höchstens in kleinen Gruppen, weshalb die Toten sie nicht bemerkten. Nie verweilte hier jemand, um zu beten oder die Verstorbenen zu besuchen,

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