Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie
unversehrt und am Leben. Es ist alles gut.« Er streichelte ihr Haar und küsste sie auf den Kopf.
»Ich ertrage das nicht länger, Alek. Solche Dinge geschehen einfach nicht. Ich will zu meiner Mutter und ihrem Laden. Ich will mein altes Leben zurück!«
»Es wird alles gut«, beteuerte Alek und wünschte, er könnte es selbst glauben. »Bald ist alles vorüber.«
Er hielt Sarah noch kurz fest, bis sie sich kräftig genug fühlte, um sich von ihm zu lösen. Sie sah ihm in die Augen, wischte sich die Tränen ab und gab ihm zu verstehen, dass sie bereit war, weiterzugehen. Als Alek sie musterte, wusste er, dass sie darüber hinwegkommen würde. Sie war stark. Niemand vermochte, so viel Grauen wie sie zu erleben und keinen Schmerz zu verspüren, aber es würde sie nicht zerbrechen. Das verriet ihm der Umstand, dass sie nicht kreischend auf die Knie gesunken war. Sie holte tief Luft, und es wurde deutlich, dass sie die Herrschaft über sich zurückerlangt hatte.
»Was jetzt?«, fragte sie.
Alek überlegte. »Jetzt … Ich weiß es nicht. Vielleicht sollten wir …«
Mitten im Satz verstummte er, als er sah, dass Lorn in die Kammer wankte. Die Kleider des Kriegers waren zerrissen, seine Rüstung hatte Schaden erlitten. Mit der rechten Hand umklammerte er sein Schwert, das unmittelbar über dem Griff abgebrochen war. Auf seiner Stirn prangte eine Platzwunde. Blut verschmierte sein Gesich, verklebte seine Haare und drang aus frischen Verletzungen an seinem Körper. Unter dem linken Arm drückte er sich etwas an den Leib. Er keuchte, und als er den Raum betrat, lehnte er sich schwerfällig an die Wand.
»Du hast dort hinten etwas fallen gelassen«, sagte er.
Aleks Augen weiteten sich, und seine Hoffnung flammte wieder auf, als Lorn ihm den Gegenstand, den er trug, auf den Boden stellte. Der Krieger hatte die Silberschatulle gefunden. Der Talisman der Einheit war in Sicherheit!
Dann fasste Lorn in seine Tasche und holte eine kleine Glasflasche hervor. Er hielt sie Sarah hin und meinte:
»Und ich glaube, das hier gehört dir.«
Sie rannte zu Lorn und nahm das Fläschchen entgegen, das Geschenk von Horren, das sie verloren hatte, als die Untoten sie ergriffen. Als sie Lorn musterte, trat Besorgnis in ihre Züge.
»Wie schlimm bist du verletzt?«, fragte sie.
»Ich hatte schon üblere Wunden als diese. Sie werden verheilen.« Er sah sich in der Kammer um und bemerkte die geschwärzten Wände sowie die Aschehaufen, die zuvor wandelnde Leichname gewesen waren. Verwirrung breitete sich auf seinem Gesicht aus.
»Was ist das? Wie habt ihr …?«
»Frag nicht«, fiel Alek ihm ins Wort. »Nicht jetzt. Wir müssen hier raus, bevor weitere dieser Dinger uns aufspüren. Wie ist es dir gelungen, diese Mumie zu besiegen?«
Lorn runzelte die Stirn und senkte den Blick auf sein zerbrochenes, nutzloses Schwert. »Gar nicht. Ich habe zahlreiche ihrer Schergen zerstört, die Mumie selbst aber konnte ich nur verwunden und verlangsamen. Sie war zu stark. Dann brach meine Klinge gegen ihr mächtiges Schwert, und ich war gezwungen zu fliehen. Ich fürchte, sie verfolgt uns noch immer. Wir sollten uns beeilen.«
»Dann los!« Alek, hob die Silberschatulle auf und öffnete sie, sodass ihr Licht die von Flammen versengte Kammer erhellte.
»Wartet«, warf Sarah ein. »Was ist mit Kraig und Michael?«
Alek und Lorn sahen erst Sarah, dann einander an. Der Bäcker wusste nicht recht, was er erwidern sollte. Da ihnen die Mumie und die anderen Untoten auf den Fersen waren, konnten sie eindeutig nicht hier warten. Andererseits konnten sie ihre Gefährten auch nicht einfach aufgeben.
Das Problem löste sich von selbst, als Michael mit einer knisternden Fackel den Raum betrat. Kraig eilte hinter ihm herein und lächelte beim Anblick seiner Freunde. Der Einsiedler nickte ihnen nur zu.
»Grok sei Dank, ihr lebt«, stieß Kraig hervor. »Um ehrlich zu sein, ich hatte schon das Schlimmste befürchtet.« Bevor Alek etwas erwidern konnte, fuhr der Friedenswächter fort. »Wir kennen den Weg aus diesem Ort, aber wir müssen uns beeilen. Unterwegs haben wir die Mumie in diese Richtung kommen gesehen; etwa zwanzig weitere Kreaturen waren bei ihr.«
Sarah rannte zu Kraig, warf die Arme um ihn und stieß einen Ruf der Freude darüber aus, dass er lebte. Alek blieb lächelnd stehen, etwas zurückhaltender, aber gleichermaßen froh. Nun, da sie wieder zusammen waren, fühlte er sich sicher, dass sie es aus dieser grauenhaften Begräbnisstätte
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