Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie
bloß ein Trunkenbold. Warum begibt er sich mit zwei jungen Leuten, die er kaum kennt, auf eine gefährliche Reise? Warum wollten sie ihn dabeihaben?«
Shad breitete die Hände aus und lächelte. »Er ist mit ihnen gegangen, weil ich ihn darum gebeten habe. Sie haben ihn angenommen, weil sie keine andere Wahl hatten.« Kurz verstummte er, und Landyn bedeutete ihm, fortzufahren. »Michael, ein alter Freund von mir, der mit Alek, Sarah und Kraig reiste, hat mich aufgesucht und gefragt, ob ich ihm jemanden empfehlen könne, der sie nach Faerie führt. Er selbst wollte es nicht tun, obwohl ich ihn für den besten Mann für die Aufgabe hielt. Sonst kannte ich nur Lorn, der dafür in Frage kam. Die meisten Menschen betrachten ihn als Trunkenbold und eine Art Dorftrottel, aber das ist er keineswegs. Ich glaube, er war einst ein bedeutender Mann und zumindest ein mächtiger Krieger. Und er war schon in Faerie. Insgesamt weiß ich zwar wenig über ihn, aber so viel hat er mir erzählt. Wenngleich es schwierig war, gelang es mir, ihn vom Trinken abzubringen, wenigstens lange genug, um Alek und Sarah zu ihrem Ziel zu bringen. Ich habe ihn dazu überredet. Sie davon zu überzeugen, ihn mitzunehmen, gestaltete sich noch schwieriger, aber letztlich haben sie es getan. Ich bin nicht sicher, ob sich ihr anderer Gefährte, dieser Kraig, mit ihm abgefunden hat. Ebenso wenig weiß ich, ob Michael beschlossen hat, sie doch zu begleiten, oder ob er nach Hause zurückgekehrt ist, wie er es vorhatte. Aber lass dir gesagt sein, bei Lorn sind sie in fähigen Händen. Ich weiß, dass er mehr ist, als er zu sein scheint, und bin überzeugt davon, dass er sie wohlbehalten nach Faerie zu bringen vermag. Das heißt, sofern es ihnen gelingt, vor Salin zu bleiben.«
»Das ist das Entscheidende, nicht wahr?«, meinte Landyn. »Also ist dieser Lorn ihr neuer Führer, und Michael und Kraig sind unter Umständen nicht mehr bei ihnen. Ich bin nicht sicher, ob ich mich über diese Neuigkeit freue. Ara meint, dieser Michael sei nicht vertrauenswürdig, Horren hingegen hat versucht, uns vom Gegenteil zu überzeugen.«
»Glaub mir, ich kenne Michael gut, und es gibt niemanden, den man lieber bei sich haben möchte, wenn man in Gefahr schwebt. Ich bete zu Lars, dass er noch bei ihnen ist.«
»Shad, verratet mir noch etwas. Wer ist dieser Michael? Wenn ich Horrens Geschichten über ihn Glauben schenken möchte, ist er der großartigste Mensch, der je gelebt hat, und wir alle sollten uns vor ihm verneigen und ihn mit Lob überhäufen. Ara wiederum sagt, solange sie zurückdenken kann, ist er ein eigenbrödlerischer Narr gewesen, in ihrem Dorf eine ebensolche Witzfigur wie Lorn hier. Wie konnte er von der hohen Säule, auf die Horren ihn stellt, in die Grube fallen, aus der Ara ihn hervorkriechen sah?«
»Mein Freund, ich fürchte, du hast nicht genug Zeit, um dir diese Geschichte anzuhören. Begnügen wir uns damit zu sagen, dass Michael schon lange, sehr lange auf dieser Welt weilt und zu viel Finsternis gesehen hat. Viele Jahre hat er dagegen gekämpft, doch er verzweifelte letztlich, weil er ihr nicht Einhalt zu gebieten vermochte. Er konnte den Krieg nicht gewinnen, deshalb gab er auf. Vielleicht ist er inzwischen bereit, den Kampf wieder aufzunehmen. Bei Lars, um der Welt willen hoffe ich es inständig.«
Landyn war zwar nicht gänzlich zufrieden mit Shads Anwort, ließ es jedoch dabei bewenden. Wenn er wirklich mehr über den geheimnisvollen Einsiedler erfahren wollte, konnte er sich später bei Horren erkundigen. »Nun denn, ich werde Eure Zeit nicht weiter beanspruchen. Vielen Dank für Eure Auskünfte; Ihr wart ausgesprochen hilfreich. Ich bete, dass dieser Lorn der fähige Führer ist, für den Ihr ihn haltet. Ara ist zutiefst besorgt über ihre Tochter Sarah, und ich habe mich dazu verpflichtet, ihr zu helfen, das Mädchen zu finden, vorzugsweise lebendig und wohlauf. Lebt wohl, Shad Flynt.«
»Leb wohl, Landyn von Freiboll. Auch ich bete, dass du sie wohlbehalten und lebendig findest. Du wirst das zwar nicht verstehen, aber es könnte durchaus sein, dass das Schicksal der Welt in den Händen dieser Kinder liegt.«
»Also, das ergäbe nun wirklich ein unvergleichliches Lied!«, rief der Spielmann, verneigte sich tief, schwenkte seinen Umhang und trat hinaus.
Lukas, der ihm folgte, fragte: »Weißt du, was er mit dem Schicksal der Welt gemeint hat?«
»Nicht wirklich. Im Augenblick bin ich dermaßen damit beschäftigt, Sarah und ihre
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