Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie
wohlhabende Adelige würde seiner Gemahlin nicht solche Geschenke kaufen wollen?«
»Ach, hör auf zu träumen, Alek. Meine Mutter will kein Vermögen. Was sollte sie damit? Sie würde Bartambuckel für kein Gold der Welt verlassen. Dieser Laden ist ihr sehr wichtig, aber nicht wegen des Geldes, das er einbringt. In gewisser Weise gibt er ihrem Leben einen Sinn und ermöglicht es ihr, die Erinnerung an ihren Großvater zu ehren. Schließlich stammt ein Großteil der Sachen von ihm. Außerdem neigen diese Dinge, so belanglos manche zu sein scheinen, dazu, den Leuten, die sie kaufen, Freude zu bereiten. Ich glaube, sie würde allein dafür hier bleiben, um den Menschen Waren zu verkaufen, die sie sich sonst nicht leisten könnten.«
Alek nickte zustimmend. »Sie denkt immer zuerst an andere. Du bewunderst sie aufrichtig, nicht wahr?«
»Sie mag meine Mutter sein, aber sie gehört außerdem zu den anständigsten Menschen, die ich kenne.«
So setzte sich der Tag fort, und bei Einbruch der Abenddämmerung war die Arbeit fast erledigt. Sarah half ihrer Mutter, die Gegenstände anzuordnen, die sie und Alek nach oben gebracht hatten, und Alek vergewisserte sich im Keller, dass sie nichts vergessen hatten. Mittlerweile war der Raum beinah geräumt. Er enthielt nur noch leere Truhen, Schränke und Regale. Alek wollte schon zurück hinauf in den Laden gehen, als ihm eine alte, unter die Treppe geschobene Holztruhe auffiel. Sie stand praktisch außer Sicht und war dick mit Staub und Spinnweben bedeckt. Anscheinend befand sie sich seit einer Weile völlig vergessen in jenem Winkel. Neugierig zog Alek sie aus ihrer Nische hervor und öffnete sie vorsichtig.
Dann sog er vor Verwunderung und Ehrfurcht jäh den Atem ein. Ein goldener Schimmer erfüllte die Truhe und erhellte den Bereich rings um sie. Im Inneren lag ein wunderschöner Reif aus Gold, vermutlich eine Art Kopfschmuck. Daneben befand sich ein ebenfalls goldener Ring mit einem leuchtenden, bernsteinfarbenen Stein, der die Quelle des sonderbaren Scheins darstellte. Und von einem Stift in der Seite der Truhe hing ein Talisman, der seltsam vertraut wirkte.
Es handelte sich um eine flache Scheibe mit einem Durchmesser von etwa vier Zoll, gefertigt aus schimmerndem Stahl. Rings um den äußeren Rand waren kleine, aber unschätzbare Diamanten eingesetzt, und den Stahl selbst zierte das Bildnis einer erlesen gravierten, lodernden Sonne. Der Anhänger baumelte von einer funkelnden Kette aus reinem Platin.
Einen Augenblick konnte sich Alek nicht bewegen. Seine Gedanken wirbelten durcheinander, und es gelang ihm nicht, eine Verbindung zwischen dem herzustellen, was er sah, und dem, was die Bilder für ihn bedeuteten. Dann ließ ihn eine plötzliche Erkenntnis jäh auf die Beine springen und aufschreien.
Dies war das Artefakt, nach dem sich der alte Mann in der Bar, dieser Salin, bei ihm erkundigt hatte! Salin begehrte dieses Ding so sehr, dass er angeboten hatte, ihm eintausend Goldlinge dafür zu bezahlen. Alek konnte kaum glauben, was seine Augen ihm zeigten. Er griff nach dem Talisman und holte ihn aus der Truhe.
Als er es tat, verfinsterte sich der Keller. Der Schein, der von dem Ring ausgegangen war, erlosch und hinterließ nur eine kalte Leere, als wäre etwas Kostbares angeboten und dann plötzlich verweigert worden. Im selben Augenblick kam Ara, gefolgt von ihrer Tochter, die Treppe herab.
»Alek? Was ist? Ich habe dich aufschreien gehört.«
Alek schaute mit ausdrucksloser Miene auf und erkannte die Gesichter vor sich zunächst nicht. Dann jedoch fanden sich seine Gedanken wieder ein, und er brachte eine Antwort zustande. »Ara. Ich habe mich umgeschaut, um zu überprüfen, ob ich nichts übersehen habe, und dabei bin ich über diese alte Truhe gestolpert. Darin habe ich das hier gefunden.« Er hielt ihr den Talisman entgegen.
Ara betrachtete ihn und zuckte mit den Schultern. »Ich glaube nicht, dass ich das schon mal gesehen habe. Diese alte Truhe ist schon hier, seit mein Großvater das Gebäude vor über sechzig Jahren gebaut hat. Wir konnten sie nie öffnen, deshalb haben wir sie in die Ecke geschoben. Ich hatte sie völlig vergessen.«
»Bei mir ging sie ganz einfach auf. Jedenfalls sind noch zwei Dinge drin, ein Ring und ein Goldreif. Aber was mich neugierig macht, ist dieser Glücksbringer. Ara, Sarah, lasst uns nach oben gehen und uns setzen. Ich muss euch etwas erzählen.«
Die drei begaben sich in den Laden und nahmen um einen kleinen Tisch im
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