Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie
Hinterzimmer Platz, das Ara als Arbeitsstube diente. Alek schilderte seine merkwürdige Erfahrung in der Schänke und achtete darauf, keine Einzelheit auszulassen.
Ara lauschte aufmerksam und mit gespannten Zügen. »Das ergibt keinen Sinn. Eintausend Goldlinge sind ein unvorstellbarer Betrag. Mit so viel Geld könnte man genug Getreide kaufen, um unser ganzes Dorf ein Jahr lang zu ernähren. Und von dem Geld abgesehen, woher konnte dieser Salin wissen, dass dir der Glücksbringer unterkommen würde?«
»Ich weiß es nicht. Es ist unglaublich, aber wahr. Salin hat mir das Angebot unterbreitet. Und irgendwie habe ich das gefunden, was er haben will. Die Frage ist nur, was tun wir jetzt?«
Sarah sprang jäh auf. »Was meinst du damit, was wir tun sollen? Das ist doch wohl offensichtlich, oder? Auf dem Mark könnte dieser Glücksbringer zwanzig, höchstens dreißig Goldlinge einbringen. Wie ich Mutter kenne, würde sie ihn für weniger als zehn hergeben. Aber da ist jemand, der uns eintausend Goldlinge dafür bezahlen will. Eintausend! Selbst unter uns Dreien aufgeteilt, wäre das ein kleines Vermögen. Denkt nur, was wir mit dem Geld alles machen könnten.«
Ara lächelte ihre Tochter an, schüttelte jedoch den Kopf. »Was würden wir schon damit machen? Wir haben doch alles, was wir brauchen. Viel mehr hat Bartambuckel nicht zu bieten, und ich hege gewiss nicht den Wunsch, die Ortschaft zu verlassen. Und selbst wenn, würden wir mit tausend Goldlingen nicht weit kommen. Oh, ich weiß, euch beiden erscheint das wie ein unvorstellbares Vermögen, aber ihr habt euer ganzes Leben behütet in diesem kleinen Dorf verbracht. In einer großen Stadt würden tausend Goldlinge höchstens ein Jahr lang für die Miete und Mahlzeiten reichen, vielleicht noch für ein paar Annehmlichkeiten.«
»Trotzdem«, meinte Alek. »Salins Angebot steht. Warum sollten wir es ablehnen? Du sagst zwar, dass wir kaum Geld brauchen, was auch stimmt. Aber noch weniger brauchen wir diesen Glücksbringer, so schön er sein mag. Du könntest deinen Anteil verwenden, um den Laden auszubauen und zu verbessern. Und ich könnte mit dem meinen die umliegenden Städte besuchen. Ich wollte schon immer mal die großen Bäckereien in Freiboll, Valaria und den anderen Städten Tyridans sehen. Das könnte meine einzige Möglichkeit dafür sein.«
Ara nickte. »Ich wusste gar nicht, dass du so ehrgeizig bist. Na schön, Alek. Such diesen Salin und verkauf ihm den Glücksbringer. Wenn er töricht und reich genug ist, eintausend Goldlinge zu bezahlen, dann soll es so sein. Wir teilen das Geld gleichmäßig unter uns auf, obwohl ich immer noch nicht weiß, was ich damit anfangen sollte.«
»Du wirst es nicht bereuen. Ich muss noch heute Abend zur Herberge. Womöglich bleibt er nicht mehr lange im Ort.«
Sarah deutete auf die Tür. »Na, dann beeil dich. Auch wenn meiner Mutter nichts einfällt, was sie mit ihrem Anteil machen könnte, mir bestimmt. Und jetzt verschwinde, Maurer!«
»Unverzüglich, holde Dame.« Alek lachte über die Schulter zurück, während er mit dem Talisman in der Hand auf die Tür zurannte.
Zwanzig Minuten später traf Alek beim
Silberschild
ein. Mittlerweile verfinsterte die Nacht den Himmel, und der Mond warf einen gespenstischen Schein über das Dorf. Als Alek die Schänke betrat, umschlich ein Gefühl der Besorgnis sein Herz. Die Nacht schien dunkler als üblich zu sein, die Schänke irgendwie bedrohlich. Doch er verdrängte derlei Gedanken, während er sich einen Weg zur Theke bahnte und sich setzte.
»Was führt dich denn an einem Sonntagabend her?«, erkundigte sich Derik, der Schankwirt.
»Geschäfte. Kennst du einen Mann namens Salin? Ich glaube, er ist noch bis Dienstag hier.«
»Natürlich kenne ich ihn. Ein alter, ledriger Knabe. Und recht geheimnisvoll, möchte ich hinzufügen. Er redet nicht viel und beantwortet keine Fragen über sich. Außerdem hat er einen harten Blick. Tückisch. Ich würde ihm nicht vertrauen. Was für Geschäfte treibst du denn mit jemandem seinesgleichen?«
»Persönliche, Derik. Bitte, schenk mir ein Ale ein.«
»Also, das ist ein Geschäft, von dem ich etwas verstehe.«
Alek sah sich im großen Schankraum um. An der Tür saß Kraig, der mächtige Friedenswächter und Beschützer des
Silberschilds
. Von seinem Stuhl aus behielt er den Rest der spärlich besuchten Gasträume im Auge. Alek folgte dem Blick des stämmigen Mannes und bemerkte einen Mangel an buntem Treiben, einen deutlichen
Weitere Kostenlose Bücher