Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie
harsche Rügen Lorns. Der Krieger kratzte sich am bärtigen Kinn, während er seinen Schüler mit ernster Miene musterte. Dann setzte er ein Grinsen auf und bedachte Alek mit einem anerkennenden Nicken.
»Gut. Du hast endlich gelernt, dein Schwert nicht so zu halten, als ob du es fürchtest. Du wirkst entspannter und selbstbewusster, dadurch war die Form fließend. Noch ein solcher Abend, und ich bringe dir etwas Weiterführendes bei. Bis wir Faerie erreichen, könntest du tatsächlich bereit sein, es mit einem lebendigen Gegner aufzunehmen.«
Alek schaute überrascht drein. »Weißt du, das ist das erste Lob, das ich von dir bekomme, seit du angefangen hast, mich zu unterrichten.«
»Es ist das erste Lob, das du dir verdienst hast. Und jetzt geh schlafen. Du hast heute Nacht die letzte Wache.«
Alek stöhnte, als er sich den Weg zu seinen Decken bahnte. In der vergangenen Nacht musste er keine Wache übernehmen, da sich Michael ausreichend erholt hatte, um daran mitzuwirken. Allerdings war Kraig nunmehr damit dran, die Nacht durchzuschlafen, und somit hieß es zurück in den Dienst für Alek.
Er legte sich neben Sarah, die bereits tief und fest schlief, und starrte zu den Blättern empor, die hoch über ihm im Wind zitterten. Der Ogrynwald war nicht annähernd so dicht wie der Nordwald, und er konnte einige Sterne am Himmel funkeln sehen. Die vergangenen Tage waren friedlich und angenehm verlaufen. Gedanken an Gefahr waren in seinen Hinterkopf gerückt, nicht vergessen, aber auch nicht quälend. Bislang hatten sie weder Oger noch sonstige Kreaturen gesehen, abgesehen von Vögeln und kleinen Tieren. Die Tage seit dem Verlassen der Begräbnisstätte waren rasch verstrichen, und Alek hatte sie so genossen wie früher Spaziergänge in den Hainen rings um Bartambuckel. Er hatte gelernt, sich an Kleinigkeiten zu erfreuen, wann immer es ging, und die ruhigen Augenblicke, die er damit verbrachte, neben Sarah zu wandern, waren alles, was er brauchte, um glücklich zu sein. Er wünschte, die Beschaulichkeit würde ewig währen.
Mittlerweile hatten sie mehr als die Hälfte des Weges durch den Wald zurückgelegt. Faerie befand sich nur noch wenige Tage entfernt. Er wusste nicht, was ihn erwartete, wenn sie das geheimnisumwobene Land erreichten, doch er war zuversichtlich, dass seine Schwierigkeiten enden würden, sobald sie dort eintrafen. Mit Freuden würde er den Talisman den Elben aushändigen, denn er gehörte ihnen. Sie würden ihn weise verwenden, davon war er überzeugt, und vielleicht würde er ihnen die Kraft verleihen, Salin Urdrokk gefangen zu nehmen oder zu töten. Dann könnten Alek, Sarah und Kraig nach Hause zurückkehren und diesen Albtraum hinter sich lassen. Er könnte wieder in seine Rolle als Bäcker schlüpfen und dem Handwerk nachgehen, für das er geboren worden war. Kurz beschlich ihn Traurigkeit, als er an Stan Kulnip dachte, den Bäckermeister, der ihn großgezogen hatte. Wegen Salins Habgier waren Stan und dessen Gemahlin Matilda tot. Wahrscheinlich auch Ara. Betrübt fragte sich Alek, ob der Hexer in seinem Tobsuchtsanfall noch jemanden getötet hatte.
Er zwang sich zu glücklicheren Gedanken. Wenn er nach Hause zurückkehrte, würde er der Bäcker von Bartambuckel sein. Zumindest hoffte er das. Er war bereits über zwei Wochen weg, und er würde noch eine Weile fort sein, weshalb er fürchtete, er könnte von jemand anderem ersetzt werden. Wie lange konnte ein Dorf ohne Bäcker auskommen? Andererseits gab es niemanden, der seinen Platz einnehmen konnte, es sei denn, man holte einen Lehrling aus einem anderen Dorf, was unwahrscheinlich war, da kaum jemand den Wunsch verspürte, seinen Heimatort zu verlassen. Mit dem Gefühl von Sarahs Wärme an seinem Körper döste er schließlich ein und träumte von der Arbeit in einer Bäckerei, wo er in weißer Kluft goldbraun gebackenes Brot aus einem heißen Ofen zog. Es war der beste Traum, den er seit Wochen hatte.
Die Nacht war zu kurz, und eh sich Alek versah, hatte er wieder Wachdienst. Um sich die Zeit zu vertreiben, griff er zu seinem Schwert und übte die Formen, die Lorn ihm beigebracht hatte. Er glaubte zwar, Fortschritte zu erzielen, doch ohne die Anmerkungen des Kriegers konnte er nicht sicher sein, ob er die Formen richtig durchführte. Bald ließ er es deshalb sein und lief den Rest seiner Schicht nur auf und ab. Die drei Stunden bis zum Morgen vergingen langsam, doch letztlich ging die Sonne auf, und mit ihr erwachten seine Gefährten.
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