Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie
dann fernab von Bartambuckel. Im Dorf wurde nur Land bestellt, gebacken und gekocht. Die einfachen Menschen führten ein schlichtes und anständiges Leben, das alles war, was Alek je gekannt hatte und je kennen wollte. Es war das Leben, in das er hineingeboren worden war und das er führen wollte. Das Gold, das er bald besitzen würde, sollte daran nichts ändern. Es würde ihm lediglich mehr Freiheit bescheren, um die Bäckerei auszubauen und mehr für seine Freunde und Nachbarn zu tun. Er würde den Glücksbringer an Salin verkaufen, und es würde keine schlimmen Folgen haben. In Bartambuckel geschah nie etwas Schlimmes. So einfach war das.
Zielstrebig brach er auf – zurück zum Dorf.
F LUCHT
Bis Alek wieder beim
Silberschild
eintraf, hatte tiefschwarze Nacht Einzug gehalten. Als er die Schänke betrat, überraschte es ihn, sie verwaist vorzufinden. Nur der Schankwirt und Kraig unterhielten sich leise miteinander nahe der Theke. In Deriks sonst so fröhlichem Gesicht prangte eine bekümmerte Miene, und die Muskeln des stämmigen Friedenswächters wölbten sich angespannt. Beim Geräusch der sich öffnenden Tür schauten sie in besorgter Erwartung auf.
»Alek Maurer!«, rief Derik. »Wohin bist du verschwunden? Dieser Salin sucht nach dir.«
Während Alek auf die Theke zuging, antwortete er: »Dieser merkwürdige Einsiedler, Michael, wollte ungestört mit mir reden. Ich weiß selbst nicht, warum ich mich mit ihm abgegeben habe.«
»Und ich weiß nicht, warum du dich mit
Salin
abgegeben hast«, ergriff Kraig das Wort und bedeutete Alek, näher zu kommen.
»Was meinst du damit?«
Kraig schaute zögernd zu Derik, der sagte: »Ich glaube, du weißt gar nicht, in was du da geraten bist.« Die beiden Männer wirkten regelrecht furchtsam, als Derik fortfuhr. »Salin kam herunter und hat nach dir gesucht. Als er dich nirgends fand, hat er mich gefragt, wohin du gegangen bist. Ich sagte, ich wüsste es nicht. Dann wollte er wissen, ob du einen von einer Kette hängenden Glücksbringer bei dir hattest, was ich bejahte – ich hatte gesehen, wie du ihn aus der Tasche gezogen hast, bevor er herunterkam. Als er das hörte, da lachte er. Es war ein übles Lachen, mein Junge – freudig zwar, aber schwarz. Dann hörte er jäh auf und fluchte. ›Wo ist er?‹, fragte er wieder, und diesmal brüllte er mich dabei an. Ich habe ihn aufgefordert, nicht laut zu werden, wodurch es nur noch schlimmer wurde. Er wandte sich von der Theke ab und schrie einen weiteren Fluch. Jeder hielt bei dem inne, was er gerade tat, und starrte ihn an. Nicht, weil er ein Fremder war oder gebrüllt hatte, sondern weil es alle mit der Angst zu tun bekamen. Mit solcher Angst, dass alle geflüchtet sind, als er ein zweites Mal schrie. Sogar Kraig hat sich eine Weile in die Ecke verdrückt.«
Kraig wirkte leicht verlegen, und wie um seine Furcht zu rechtfertigen, sagte er: »Ich kann es nicht erklären. Seine Augen … seine Stimme. Er hat mir wirklich Todesangst eingejagt. Es war unnatürlich.«
Dann ergriff Derik wieder das Wort. »Er wandte sich wieder mir zu und fragte mit tiefer, rauer Stimme: ›Wo wohnt dieser Maurer? Wenn er mich hier nicht sehen will, statte ich ihm zu Hause einen Besuch ab. Lange kann mir der törichte Bengel nicht ausweichen.‹ Ich wollte wirklich den Mund halten, Alek, aber mich überkam eine so schreckliche Angst. Ich habe mich davor gefürchtet, was er tun würde, wenn ich es ihm nicht verriete. Danach hat er sich umgedreht und ist zur Tür hinausgestürmt.«
Aleks Augen weiteten sich vor Beklommenheit. Was für ein Mann war dieser Salin, wenn er in der Lage war, erwachsene Männer mit einem bösen Blick und etwas Gebrüll derart zu verängstigen? Und nun befand er sich auf dem Weg zu Aleks Heim, das unmittelbar an die Bäckerei und das Haus seines Meisters grenzte.
»Bei Grok! Ich muss sofort dorthin. Wenn er Stan oder Matilda etwas antut, geht das auf meine Kappe.«
Derik griff nach Aleks Arm. »Ich an deiner Stelle würde nicht hingehen. Du würdest nur dieselbe Angst empfinden, Junge. Vielleicht gibt er ja auf und verlässt das Dorf, wenn er dich dort nicht antrifft.«
»Das bezweifle ich. Er scheint diesen Talisman unbedingt haben zu wollen. Vielleicht hat der Einsiedler doch Recht, was diesen Salin betrifft. Ich muss hin.«
»Warte«, sagte Kraig. »Ich begleite dich. Wenn er so gefährlich ist, wie es den Anschein hat, brauchst du womöglich meine Hilfe.«
Alek nahm Kraigs Angebot mit einem Nicken an.
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