Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie
Vertrauen in mich haben
, dachte Alek. Es war eine Sache, auf felsigem Untergrund dicht beisammen zu schlafen, aber in einem richtigen Zimmer? Alek spürte, wie ihm Wärme in die Wangen stieg, und er hoffte, dass er nicht errötete. Kraigs wissendes Lächeln verriet ihm, dass er es doch tat. Sarah öffnete den Mund zu einer Äußerung.
Wie um Alek weitere Verlegenheit zu ersparen, brach plötzlich auf der gegenüberliegenden Seite des Raums ein Wirbel aus. Ein hünenhafter Kerl, offensichtlich der Friedenswächter der Herberge, packte einen unwesentlich kleineren Mann am Hemd und zerrte ihn von einem Tisch hoch. Der geringfügig Kleinere hatte langes dunkles Haar und einen unebenmäßigen Bart. Als er auf den Beinen stand, taumelte er, unübersehbar betrunken. Er ließ seinen Krug fallen, dessen Inhalt sich über den Tisch und auf den Boden ergoss.
»Wie oft hat Bertrand dir schon gesagt, dass du nicht trinken darfst, wenn du nicht bezahlen kannst!«
»Aber mein guter Friedenswächter«, lallte der Betrunkene mit tiefer Stimme, »nur das Trinken hält mich noch aufrecht. Also, mein Bruder …«
»Ja, ja, dein Bruder hat dich zu diesem traurigen, erbärmlichen Leben gezwungen. Das haben wir alles schon gehört. Gehen wir, Lorn.«
Damit schleifte er den ungepflegten Mann zur Tür und warf ihn hinaus. Zuerst drang ein Aufbegehren des Trunkenbolds durch die Tür, doch der Friedenswächter steckte den Kopf hinaus und sagte etwas, das den Burschen verstummen ließ. Zufrieden kehrte der Friedenswächter in den Schankraum zurück und nahm neben der Theke wieder seinen Platz ein.
»Gefällt mir zu sehen, wenn die Arbeit gut erledigt wird«, lobte Kraig.
»Der ist noch größer als du«, meinte Alek.
»Mit dem würde ich schon fertig.«
Sie aßen weiter, und ihre Stimmung hob sich mit jedem Bissen. Als sie letztlich beschlossen, sich in ihre Zimmer zu begeben, schienen Dunkelheit und Gefahr weit hinter ihnen zu liegen. Sie baten den Herbergswirt, den großen, schlanken Mann namens Bertrand, sie zu ihren Zimmern zu bringen, was er überwiegend schweigend tat. Die Zimmer erwiesen sich als einfach, aber gemütlich. Jedes besaß zwei Betten mit dicken, braunen Decken, eine an der Wand befestigten Laterne und einen kleinen Schreibtisch samt Stuhl. Alek verstaute seine Habseligkeiten unter dem Bett, auch die Silberschatulle, die den Talisman enthielt. Dann verkündete er, dass er gedachte, das Badezimmer aufzusuchen.
Als er es betrat, stellte er überrascht und peinlich berührt fest, dass vier der sechs großen Wannen besetzt waren, zwei von Frauen! Eine war ein altes, weißhaariges Mannsweib, das ihn anlächelte, als er hereinkam. Bei der anderen hingegen handelte es sich um ein zierliches, junges, wunderschönes Mädchen, das sich gerade mit geschlossenen Augen entspannte. Da Wasser und Schaum sie bis zum Hals bedeckten, hätte sie ebenso gut angezogen sein können, dennoch fühlte sich Alek unbehaglich.
»Äh … tut mir leid … ich wusste nicht …«
Die alte Frau lächelte. »Du bist nicht aus der Stadt, oder? Es gibt keinen Grund für Verlegenheit. Alle Badezimmer in Bordonstett werden gemeinschaftlich benutzt. Und du hast gewiss nichts, was ich nicht schon an meinen sechs Söhnen gesehen hätte, Junge. Aber es gibt einen Vorhang, den du zuziehen kannst, wenn dir das lieber ist.«
Tatsächlich umgab jede Wanne ein mit Haken an der Decke befestigter Vorhang. Alek eilte zu einer Wanne und zog den Vorhang restlos zu. Dann vergewisserte er sich, dass keine Lücken blieben, bevor er die alten, dreckigen Kleider ablegte. Unruhe erfüllte ihn, bis er in das heiße, schaumige Wasser sank, dann jedoch wähnte er sich im Schlaraffenland. Wohlig seufzte er, als sein Körper die Wärme aufsog und das Wasser die Wehwehchen in seinen Gebeinen linderte. Nach einigen Minuten schrubbte er sich den Dreck mit einem rauen Schwamm vom Leib und fühlte sich zum ersten Mal seit Tagen sauber. Nach etwa einer halben Stunde wurde das Wasser allmählich kalt, und er stieg bedauernd aus der Wanne. Nachdem er sich in ein dickes Handtuch gewickelt hatte, öffnete er den Vorhang und bahnte sich rasch den Weg zurück in sein Zimmer. Ein Diener, der vor dem Badezimmer wartete, ging flugs hinein, um die Wanne zu leeren und für den nächsten Badegast vorzubereiten.
Im Zimmer hatte sich Sarah bereits ihrer Kleider entledigt und sich in ein großes, flauschiges Handtuch gehüllt.
»Grok«, stieß Alek hervor, der abermals errötete, »warum
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