Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie
sind nach Westen unterwegs.«
»Nicht mehr lange, mein kurzsichtiger Freund. Warum sollten sie so weit in den Norden fliehen, wenn sie nicht vorhätten, weiter in diese Richtung zu ziehen? Sie wollen den Talisman an einen Ort bringen, der sich meinem Zugriff entzieht. Sie wollen nach Faerie.«
»Nach Faerie? Durch die Wildnis schaffen sie es niemals, Herr.«
Salin schüttelte den Kopf. »Mag sein. Wenn sie aber doch überleben und das Land des Elbenvolks betreten, käme mir das … ungelegen. Wir müssen unsere Bemühungen verdoppeln. Ich möchte sie fassen, bevor sie in dieses verhasste Reich gelangen. Verschwenden wir keine weitere Zeit. Hol unsere Pferde und warte am Westtor auf mich.«
»Sofort, Meister«, sagte Tor.
Rasch verließ der Krieger die Herberge. Seine Erleichterung schwoll an, als er sich weiter aus der Gegenwart seines Meisters entfernte. Schon viele Jahre diente er Salin, dennoch fühlte er sich in der Nähe des Hexers nach wie vor unbehaglich. Nun hatte er obendrein einen zusätzlichen Grund, ihn zu fürchten. Wenn es um Versagen ging, war Salin nicht besonders nachsichtig. Zumindest hatte er Tor eine weitere Gelegenheit eingeräumt, sich zu bewähren.
Bedauerlicherweise beabsichtigte Salin, Tor zu begleiten, was seiner Erleichterung einen sauren Beigeschmack verlieh. Als Salin ihn ursprünglich aus seiner Heimat Valaria gerufen hatte, lauteten seine Anweisungen, einen Koboldstamm im westlichen Nordwald nahe Bartambuckel zu treffen und in dieser Gegend nach Maurer und dem Talisman zu suchen. Salin durchforstete die östlichen Gebiete, und später sollten sie sich beide in Quintinplatt einfinden. Anscheinend hatten Salins Wölfe dem Hexer Maurers groben Aufenthaltsort gemeldet, waren jedoch nicht in der Lage gewesen zu bestimmen, in welche Richtung er marschierte. Es waren getrennte Suchgruppen erforderlich, um alle Möglichkeiten abzudecken.
Nun jedoch waren die Richtung und das Ziel klar. Es war nicht mehr nötig, sich aufzuteilen. Also würde Tor zu seinem Entsetzen zusammen mit Salin reisen.
Er beschleunigte die Schritte und versuchte, sich vor Augen zu halten, wer er war: Tor von Valaria, einst Wächter der Oberherren, Waffenmeister der Dritten Legion, ein Mann, der nichts und niemanden fürchtete. Ein Mann, der schon auf beiden Seiten gestanden hatte, der nie Zugeständnisse machte, der nie zurückblickte. Er hatte seine Wahl getroffen. Bedauern kam ebenso wenig in Frage wie Furcht.
Er würde nicht versagen. Dieser Maurer hätte ihn um ein Haar das Leben gekostet. Er würde diesem Tölpel das Herz herausschneiden und es seinem Meister zusammen mit dem Talisman der Einheit überreichen.
Koste es, was es wolle.
D IE F ÄHRTENSUCHER
Die laue Sommerbrise strich sanft durch Aras schulterlanges Haar, während sie über die Lichtung blickte. Ihre graue Stute scharrte mit den Hufen, und Ara tätschelte ihr den Hals, um sie zu beruhigen.
»Schon gut, Mädchen. Wir machen uns bald auf den Weg.« Sie wandte sich Landyn zu, der stumm auf seinem eigenen Pferd saß. »Was denkst du, wann sie zurückkommen?«
Der Spielmann zuckte mit den Schultern. »Sollte nicht mehr lange dauern. Wenn Kari und Jinn ihre Fährte bis jetzt noch nicht aufgenommen haben, kann sie nicht gefunden werden. Wir können ebenso gut ins Lager zurückkehren.«
Zögerlich löste Ara den Blick vom Horizont und lenkte ihr Pferd zurück gen Osten. »Ich schätze, indem wir hier auf sie warten, kommen sie auch nicht eher zurück. Bei Grok, ich bete, dass es ihnen gelingt, etwas zu finden – wenigstens einen Hinweis auf Sarahs und Aleks Spur.«
»Wenn es jemand kann, dann Kari«, beteuerte Landyn. »Sie ist die beste Fährtensucherin in Tyridan.«
»Das hoffe ich.«
Ara betrachtete Landyns Rücken, als sie den Weg zurück ins Lager antraten. Er war wahnsinnig gut aussehend und bezaubernder als jeder andere Mann, den sie kannte. Zudem hatte er sich in den wenigen Tagen, seit er sie in Flussfurt aufgesucht hatte, äußerst hilfsbereit und mitfühlend gezeigt. Geschichten über Spielleute stellten diese als Spitzbuben oder Gauner dar, Landyn hingegen schien nichts dergleichen zu sein. Unter anderen Umständen hätte sich Ara vielleicht in ihn verliebt.
Nun jedoch galt ihre oberste Sorge ihrer Tochter. In der Nacht des Schreckens in Bartambuckel waren Sarah und Alek verschwunden. Nachdem sich das Grauen ihrer eigenen Beinahbegegnung mit dem Tod gelegt hatte, folgerte Ara, dass ihr Verschwinden etwas mit diesem Sammler namens
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