Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie
ist ein seltsamer Bursche. Kann er wirklich jemandes Fährte anhand des Geruchs aufspüren?«
Der Spielmann kicherte. »Schwer vorstellbar, oder? Allerdings geschehen fortwährend merkwürdigere Dinge. Die Welt ist voller Magie; manche ist dunkel, andere nicht, und wieder andere vermag vielleicht, die Nase eines Mannes so fein wie die eines Spürhunds zu machen. Eines allerdings ist sicher: Wie sie es auch bewerkstelligen, Kari und Jinn misslingt es selten, ihre Ziele zu finden.«
Ara war immer noch nicht überzeugt, was Jinns Behauptung anging, und das Gebaren des kleinen Mannes missfiel ihr zutiefst. Aber Kari schien jemand zu sein, der solchen Unsinn nicht duldete. Sie würde ihren Gefährten schon im Zaum halten.
»Die beiden sind zweifellos merkwürdig. Woher kommen sie?«
Landyn zuckte mit den Schultern. »Ich kenne sie seit vielen Jahren, aber erst, seit sie hier leben. Sie sprechen kaum über ihre Vergangenheit. Sie kommen eindeutig aus einem fernen Land. Persönlich glaube ich ja, dass sie aus dem Süden hergereist sind, von jenseits der Grenzen des Bunds von Eglak, wo es das ganze Jahr warm ist.«
»Nun, solange sie uns helfen, mein Mädchen zu finden, spielt es wohl keine Rolle, woher sie stammen. Bei Groks Bart, ich hoffe, sie kommen bald zurück.«
»Sie sind doch erst seit kurzem weg. Du musst Geduld haben, Ara.«
Brynda brachte ihre Getränke und verharrte neben Landyn, so lange sie konnte, ohne aufdringlich zu wirken. Ara bedachte sie sorgsam mit einem verbindlichen Blick, den Brynda etwas kälter erwiderte.
Landyn schien den Blickwechsel nicht zu bemerken. Er richtete sein einnehmendes Lächeln auf Ara und sagte: »Erzähl mir mehr von dir. Wie kam es dazu, dass du in Bartambuckel einen Laden geführt hast? Eine so feinsinnige und begabte Frau wie du hätte doch gewiss auch anderswo Erfolg haben können, beispielsweise in Freiboll oder Valaria.«
»Ich bin in Bartambuckel aufgewachsen und fand, es sei ein wunderbarer Ort, um Sarah großzuziehen. Ich habe gar nie daran gedacht, von dort wegzuziehen, nicht einmal, nachdem mein Matthäus verstorben war. Aber von mir und meinen Problemen rede ich schon, seit du unlängst nach Flussfurt gekommen bist. Dabei möchte ich mehr über Landyn erfahren, den Spielmann von Freiboll.«
Er lehnte sich zurück und lachte herzlich. »Jetzt muss der Geschichtenerzähler seine eigene Geschichte erzählen. Sie ist nicht so bemerkenswert, wie du vielleicht denkst. Ich wurde in Freiboll geboren und bin dort aufgewachsen, als Sohn eines aufstrebenden Barden und begabten Sängers. Mein Vater hat jahrelang versucht, den alten Fürst Wynnburn auf sich aufmerksam zu machen, der damals der Herrscher von Freiboll war. Er ersann Geschichten und Reime, die recht gut waren, allerdings zu gewöhnlich für den Adel. Wenngleich er Taktgefühl und Form bis zu einem gewissen Grad beherrschte, vermittelte seine Arbeit nicht das erhabene, fließende Gefühl wahrer Dichtkunst. Er wurde nie mehr als ein schlichter Unterhalter, aber als Kind glaubte ich, er wäre ein Meister seines Fachs. Meine Mutter und er haben mich dazu ermutigt, das zu werden, was ich heute bin. In meinen frühen Jahren habe ich viel von den beiden gelernt.«
Landyn trank einen ausgiebigen Schluck aus seinem Krug, bevor er fortfuhr. »Als ich sechzehn war, verließ ich mein Heim und bereiste das Land mit einem Tross von Händlern. Ich wollte die Welt sehen und mich umgekehrt der Welt zeigen. Weißt du, damals dachte ich, dass ich bereits ein ziemlich guter Unterhalter geworden sei, praktisch ein Meister der Sangeskunst, und ich wollte mir einen Namen machen. Ich trat in allen größeren Städten Tyridans auf, außerdem in einigen jenseits unserer Grenzen. Während dieser Reise kam ich zum ersten Mal nach Markweg und lernte die Fährtensucher kennen. Damals war das Lager noch jung und bestand nur aus einigen wenigen Hütten und einem winzigen Gehöft. Natürlich ist es bewusst klein geblieben, aber du hättest es zu jener Zeit sehen sollen. Es war wirklich bloß ein schlichtes Lager.
Kurz nach meinem zwanzigsten Geburtstag kehrte ich nach Hause zurück. Fast ein Jahr lang hatte ich in der großen Stadt Doshan gelebt, einen Ort mit genug Wundern, um sich ein Leben lang damit zu beschäftigen. Doch je mehr ich von der Welt sah, desto klarer wurde mir, dass ich nach Freiboll gehörte. Auch Freiboll ist eine große Stadt, aber nicht so groß, dass man in der Menge völlig untergeht. Ich hatte bewiesen, dass ich
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