Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie
Salin und dem seltsamen Talisman, den er begehrte, zu tun haben musste. Sie war nicht lange genug im Dorf geblieben, um wesentlich mehr herauszufinden – nur, dass finstere Hexerei für die Zerstörung und die Todesfälle in Bartambuckel verantwortlich war. Und in deren Mittelpunkt stand Salin.
Seit der Vernichtung von Aras Laden hielten die meisten Menschen sie für tot, und Ara unternahm nichts, um diesen Irrtum zu beheben. Sie war nicht sicher, wem sie vertrauen konnte, abgesehen von der alten Cindra Verdan. Außerdem passte es ihr gut, Salin in dem Glauben zu lassen, sie wäre gestorben. Sollte er sie erneut aufsuchen, würde sie vielleicht weniger Glück haben und die Begegnung nicht überleben.
Und so begann sie im Geheimen, einen Plan umzusetzen, um ihre Tochter zu finden.
Zunächst verfasste sie ihre Nachricht und gab sie Cindra, dann floh sie unter falschem Namen nach Flussfurt und wartete dort. Sie wusste nicht, was sie sonst tun sollte, denn sie fürchtete, Salin könnte herausfinden, dass sie noch lebte, und sie als Druckmittel gegen Alek und Sarah benutzen. Allerdings erwies sich das Warten als Qual. Schließlich konnte sie nicht wissen, dass nach nur einer Woche Landyn zu ihrer Rettung eilen sollte. Aller Unwahrscheinlichkeit zum Trotz war er gekommen und hatte sogar einen Plan, um Alek und Sarah aufzuspüren.
»Es gibt zwei Möglichkeiten«, hatte er gesagt. »Die eine ist, dass sie bereits von dem Hexer entführt wurden. In dem Fall befindet sich der Talisman in seinen Händen, und deine Tochter ist wahrscheinlich tot. Die andere ist, dass sie und dieser Alek Maurer in die Wälder geflüchtet und ihm entwischt sind. Wir müssen davon ausgehen, dass Letzteres der Fall war und sie ihm immer noch einen Schritt voraus sind. Wenn dem so ist, können wir sie finden. Ich kenne Leute, die selbst unter widrigsten Bedingungen die Fährten der kleinsten Tiere aufspüren. Mit ihrer Hilfe werden wir Sarah und ihren Freund finden.«
Aus unerfindlichem Grund hatte sie dem Spielmann auf Anhieb vertraut. Vielleicht lag es an seiner bezaubernden Art, vielleicht auch daran, weil sie keine andere Wahl gehabt hatte, jedenfalls hatte sie keine Bedenken gehabt, ihn ins Lager der Fährtensucher zu begleiten.
Das ›Lager‹ stellte eigentlich eher ein kleines Dorf dar. Als sie am Vortag eingetroffen waren, hatte Ara überrascht eine Gruppe von Blockhäusern, eine Schänke, einen Gemischtwarenladen und eine Schmiede erblickt. Markweg war etwa halb so groß wie Bartambuckel und lag eingebettet zwischen den Bäumen etwa zwanzig Meilen nördlich von Flussfurt. Der Ort war zu klein, um auf Landkarten aufzuscheinen, und so abgeschieden, dass nur wenige Menschen von ihm wussten. Gelegentlich wanderten Leute nach Markweg aus – Leute, die den Ortschaften und Feldern die unberührte Wildnis vorzogen. Sonst kamen ausschließlich Menschen her, um die Dienste der Fährtensucher in Anspruch zu nehmen.
Ara hatte noch nie von Kari du Sharrel oder Jinn Alyndra gehört. Kari entpuppte sich als große, muskelbepackte Frau, die sich völlig von jeder anderen unterschied, die Ara kannte. Sie besaß wallendes, dunkles Haar, tiefbraune Augen und scharf geschnittene Züge. Jinn hingegen erwies sich als kleinwüchsiger, schlanker, blonder Mann mit eisblauen Augen und schneeweißer Haut. Seltsamerweise hatte er dieselben scharf geschnittenen Züge wie Kari; schmal und spitz, aber keineswegs ausgemergelt. Die beiden waren zugleich völlig unterschiedlich und einander doch ähnlich. Außerdem übten sie durch ihre Fremdartigkeit eine unerfindlichen Anziehungskraft aus.
Kari, die das Oberhaupt von Markweg zu verkörpern schien, hatte aufmerksam gelauscht, als Landyn ihr Aras Notlage beschrieb. Sie wirkte abweisend, beinah gefühlskalt, und Ara dachte, sie würde sich weigern zu helfen. Doch das tat sie nicht; stattdessen verkündete sie, dass sie und ihr Gefährte Jinn unverzüglich aufbrechen würden. Alles, was sie brauchte, war etwas, das Sarah oder Alek gehörte, etwas, das sie oder er unlängst berührt hatten.
Zum Glück hatte Ara etwas dabei. Sie hatte ihr kleines Buch mit Gedichten mitgenommen, das Sarah liebte und aus dem sie jeden Abend vor dem Einschlafen gelesen hatte. Kari ergriff es und warf es achtlos Jinn zu, der begann, daran zu schnuppern und es sich über den Körper zu reiben. Allein das fand Ara reichlich seltsam, aber als er über den Einband leckte, entriss sie es ihm zornig.
»Was hoffst du, dadurch zu erreichen?«,
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